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Die Macheten sind geschärft. Von oben hämmert der Stern und von unten staubt die Asche<br />

des vorher abgefackelten Blattwerkes. Das Rohr ist zäh wie Bambus. Na gut, die besten<br />

Macheten hat man uns nicht verpaßt. Wir dreschen drauf wie die Kaputten, die Companeros<br />

links und rechts von uns sind trotzdem schon weit voraus.<br />

Von der Stirne heiß, rinnen muß der Schweiß.<br />

Eisgekühltes Wasser ist reichlich im Angebot, keiner muß medizinisch an den Tropf.<br />

Ein ergrauter Amigo ist ständig damit beauftragt, mit dieser Wasserkanne seine Runde zu<br />

drehen. Diese Erfindung ist genial, alle saufen aus dem gleichen Topf, dennoch wird die<br />

Higgenie gewahrt. Wenn man damit umgehen kann!<br />

Wir können nicht.<br />

Die Fünf-Liter Blechkanne hat die Form eines großen Blumengießers mit dem<br />

schwanenhalsigen Gießer. Die Experten halten sie hoch über ihr Haupt, sperren den<br />

Schnabel auf, neigen die Kanne und leiten den auf sie zuschießenden Strahl kurioserweise<br />

direkt in den aufgesperrten Mund.<br />

Kein Tropfen geht daneben.<br />

Ich tue es dem Amigo nach, dusche erst unfreiwillig mit dem eisgekühlten Wasser und als<br />

letztendlich der Strahl in meinen aufgesperrten Rachen plätschert, reizt er mein Zäpfchen<br />

dermaßen, daß ich alles wieder zur Bewässerung der Zuckerrohrstauden heraussprudele.<br />

Das auf meinem Gesicht herabrinnende Duschwasser legt Streifen meiner natürlichen Hautfarbe<br />

frei, der Rest ist von der aufgewirbelten Asche bedeckt, die auf der schwitzigen Haut<br />

festbackt.<br />

Wir machen geringfügig früher Feierabend als die Companeros, die tagtäglich diesen Scheißjob<br />

verrichten. Wahrscheinlich beträgt unsere Normerfüllung so um die zehn Prozent. Vom Erlös<br />

könnten wir uns jetzt eine Cola pur leisten, für den Schuß Rum würde unser Tageslohn wohl<br />

nicht reichen.<br />

Jetzt weiß ich, warum in Nuevitas jeder männliche Einwohner um sein Leben gerannt ist, als<br />

die Häscher für die Zuckerrohrernte die Kleinstadt überfielen.<br />

Kurz eingeflochten<br />

Natürlich ließe sich auch Zuckerrohr, wie alles auf dieser Welt, maschinell überlisten.<br />

1964 allerdings ist das noch nicht der Fall. Weltweit ist keine Technik im Angebot, um dem<br />

Plantagenar<strong>bei</strong>ter diese Ar<strong>bei</strong>t, ....ja nun „abzunehmen“ bzw. wegzunehmen. D. h. auf<br />

dieses Umfeld bezogen, ihn ar<strong>bei</strong>tslos zu machen! Überall dort, wo Zuckerrohr gedeiht, ist<br />

bisher die Ar<strong>bei</strong>tskraft aus Ar<strong>bei</strong>tgebersicht so kostengünstig, daß sich die Lohnkostensparende<br />

Anschaffung solcher Technik nicht „rechnet“. Somit hat sich wegen des fehlenden<br />

Marktes niemand mit der Entwicklung und Konstruktion solcher Erntemaschinen<br />

beschäftigt.<br />

Nach der kubanischen Revolution wächst nun plötzlich Zuckerrohr im sozialistischen Lager.<br />

Jetzt fangen die Russen an, für die kubanischen Genossen Zuckerrohr-Vollernte-Kombines<br />

zu konzipieren. Meine letzte Information auf dieser Strecke ist, daß diese Mechnik auf<br />

ebenen Feldern so leidlich funktioniert, sobald es aber hügelig wird, ist es vorteilhaft, am<br />

Feldrand eine Kompanie Machetenträger in Bereitschaft „stand by“ zu halten.<br />

Womit ernähren die 50 Camposinos, die jetzt noch ihre Bereitschaftsstunden bezahlt bekommen,<br />

ihre Familien, wenn diese scheiß „macina infernale“ fehlerfrei loslegt und ihre Macheten<br />

verrosten? Seitenlang könnte man jetzt über das Für- und Wider dieses technologischen<br />

Fortschritts philosophieren.<br />

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