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die zusammengezogenen Wundränder schön bündig und parallel, das braucht seine Zeit.<br />
Aber wir wollen ja auch keine häßliche Narbe produzieren.<br />
Dann renne ich raus.<br />
Der Äthergestank, mit dem ich eigentlich den Patienten anästhesieren wollte, macht mich<br />
jetzt ar<strong>bei</strong>tsunfähig.<br />
In aller Ruhe macht indessen der Chefarzt den vierten Knoten, anstatt sich vorrangig um<br />
mich draußen im Fahrtwind zu kümmern.<br />
Aus Gnatz genese ich schnell ohne seine Hilfe.<br />
Die Fadenenden werden dem Patienten mit Nifucin Gel an die Wange gebackt. Er bekommt<br />
einen chicen Pflasterverband und Obermedizinalrat Süßmann in Rostock <strong>bei</strong> der Nachkontrolle<br />
des Patienten ein dickes Lob. Es blieb nur eine unscheinbare Narbe.<br />
______________<br />
Später löst mich Funkoffizier Zech für eine Urlaubsvertretung ab. Der lag vorher auch auf so einer<br />
Lederpritsche, ich glaube im Lazarett des Typ-IV-Schiffes MS HALLE. Sie wissen doch, die gut<br />
beheizten, so wie MS DRESDEN <strong>bei</strong> meiner Chinareise.<br />
Funkoffizier Zech führt auf der Ostasienreise seine Frau mit. Diese bereitet ihm keine Bauchschmerzen,<br />
aber sein Blinddarm. Bei der Hitze an Bord gärt der ziemlich schnell. Das Schiff hat<br />
noch einen der letzten Ärzte an Bord, ich meine das keinesfalls auf das Leistungsvermögen<br />
bezogen, im Gegenteil!<br />
Das Schiff stampft durch das Rote Meer. Der Kapitän schaut an den Rändern des Gewässers<br />
nach, wo Zechi an Land seinen Blinddarm abgeben könnte. Djibouti, Asmara, Aden evt. Der<br />
Doktor und der Kapitän räumen dem Mann dort nur geringfügige Überlebenschancen ein.<br />
Obwohl ich die Bedenken auf den nächsten Seiten zerstreuen könnte.<br />
Der Doktor faßt den kühnen Entschluß: Dann mache ich das selbst! Mir ringt nach der<br />
Schilderung meines Berufskollegen die Courage dieses Schiffsarztes allerhöchste Bewunderung<br />
ab. Im Roten Meer steht eine unwahrscheinliche Bramming. Das Typ-IV-Schiff hat keine Klimaanlage<br />
und an der Decke der schlichten Lazarett-Kemenate strahlt, am Lichtbedarf eines<br />
Operateurs gemessen, eine mickrige Funzel.<br />
Kein Schwanz an Bord hat je in einem OP mal Staub gewischt, wie dann erst noch einem Chirurgen<br />
assistiert.<br />
Frau Zech wird in einem Crash-Kurs zur Anästhesistin ausgebildet, der II.Offizier hat es leichter,<br />
er muß auf die Schnelle nur OP-Schwester lernen.<br />
Der Bootsmann richtet aus seiner Laderaumbeleuchtung einen Sonnenbrenner her. Das ist ein<br />
großer blechener Lampenschirm mit sechs Glühlampenfassungen bestückt.<br />
Ein Drahtgitter schützt die 6 Leuchtmittel vor Beschädigung. 6 mal 100 Watt ergeben schon ein<br />
brauchbares Licht, aber ca. 6 mal 95 Prozent der eingesetzten Energie werden als Wärme<br />
abgestrahlt.<br />
Warm ist es in dem Feldlazarett ohnehin schon. Die Brücke wählt einen Kurs, <strong>bei</strong> dem das Schiff<br />
die geringsten Bewegungen macht, damit der Doktor mit dem Skalpell auch trifft.<br />
Die Hilfs-Anästhesistin verpaßt ihrem Gatten eine Dröhnung, OP-Schwester Klaus-Bärbel reicht<br />
dem Doktor das Skalpell. Der hat damit den Weg zu dem muckernden Appendix gerade freigelegt,<br />
da platzt direkt über diesem, wegen der bärischen Hitze, eine von den sechs NARVA-Glühlampen.<br />
Bisher hat der Doktor die gewiß nicht einfache Situation im Griff. Aber jetzt wird es ernst.<br />
Die Glühlampe ist pulverisiert auseinander geflogen. Die Glassplitter in dem geöffneten Mann<br />
dürfen in diesem nicht verbleiben.<br />
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