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Die Alabaster-Mosche in Kairo darf man, wie alle gut geführten Moscheen, mit Straßenschuhen<br />

nicht betreten.<br />

Vor dem Eingang der Moschee sitzen in langen Reihen links und rechts ägyptische Dienstleister<br />

und wechseln die vorher angelegten Filzpuschen der Besucher gegen deren Straßenschuhe<br />

wieder aus.<br />

Das sind meines Wissens die einzigen Spezialisten der Welt, die flott und reibungslos mit nur<br />

einer Hand eine DIN-gerechte Schleife in die internationalen Schnürsenkel der Touristen<br />

binden können. Die freibleibende Hand streckt sich da<strong>bei</strong> dem Ausländer mit der Forderung<br />

entgegen: „Bakschisch!“ Ich trage meine Sonntagsnachmittags-Ausgehschuhe aus dem<br />

Intershop und habe starke Bedenken, nach dem Besuch der heiligen Stätte, wenigstens ein<br />

Paar Aldi-Business-Schuhe am Ausgang wieder vorzufinden.<br />

Die Alis klauen einem sonst, wo es sich nur bietet, die Milch aus dem Kaffee. Aber vor der<br />

Moschee die Schuhe der Ungläubigen zu mausen, muß Allah strikt untersagt haben.<br />

Niemand muß barfüßig weitergehen! Hätte ich nicht vermutet!<br />

182<br />

______________<br />

Der Straßenverkehr in Kairo ist erwähnenswert. Alle fahren an die Kreuzung heran, hupen<br />

da<strong>bei</strong> prophylaktisch was das Zeug hält und entscheiden dann, je nach Qualität der Hupe<br />

oder nach einem Geheimcode, wer zuerst fahren darf.<br />

An den dünnen Zierleisten und Fenstergummis der Busse und Straßenbahnen klemmen die<br />

schwarzfahrenden Straßenkinder. Wenn sie nur mit dem großen Zeh noch auf der freiliegenden<br />

Rücklichtbirne Halt finden, reicht das für einige Kilometer Mitfahrt.<br />

Quer über den großen Kreisverkehr zieht eine Kamelkarawane, dazwischen erzwingen ein<br />

paar Eselkarren mit landwirtschaftlichen Produkten die Vorfahrt. Die atemberaubendste Schau<br />

bieten in diesem organisierten Verkehrschaos aber die Bäckerburschen auf ihren Fahrrädern.<br />

Sie haben ein oder zwei Hände am Lenker, und gelegentlich eine am Kuchenbrett auf ihrem<br />

Kopf. Auf diesem türmen sich vier Mal einen Meter hoch die Säulen aus Fladenbrot. Eine<br />

bestaunenswerte atemberaubende Verkehrs-Akrobatik!<br />

In der hereingebrochenen Finsternis bringt uns das Taxi auf der Wüstenstraße nach Suez<br />

zurück. Natürlich haben wir den Preis, in zähen Verhandlungen unter Einbeziehung der Konkurrenz,<br />

schon vor der Hinfahrt ausgehandelt.<br />

Der Chauffeur betätigt während der langen nächtlichen Heimfahrt unablässig die Lichthupe.<br />

Da<strong>bei</strong> erzählt er mir recht interessant seine Kriegserlebnisse.<br />

Er war ägyptischer Leutnant im Sechstagekrieg. Auf Wusch seiner Öberschten sollte er eine<br />

Pontonbrücke über den Suez-Kanal errichten. Danach möglichst zügig mit seiner LKW-<br />

Kolonne Tel Aviv erobern. Da <strong>bei</strong> jedem Luftangriff der israelischen Mirage-Jäger aber seine<br />

Truppenteile komplett davonrannten, hat das nicht so hingehauen.<br />

Der Stiftzahn<br />

Auf See, kommt Hagen in meinen Funkraum. Er legt mir seinen Stiftzahn auf den Schreibtisch.<br />

„Hier, du hast das beste Werkzeug, pflanz mir den mal wieder ein!“<br />

„O hä, dein Vertrauen ehrt mich aber sehr“, sage ich und öffne meine gut sortierte Werkzeugschublade.<br />

Ich haue eine große Radarröhre kaputt und schnitze aus dem daraus gewonnenen sterilen<br />

Edelmetalldraht einen neuen Stift. Ordentlich aufgerauht und eingekerbt müßte der eingeklebt<br />

doch halten, beschließen wir. Gustav wird als Sachverständiger für unlösbare Verbindungen<br />

hinzugezogen.

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