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„Your correct position found by Decca is: 45° 35 N 10°12 W.<br />

Am Vortag fuhrwerkten demzufolge zeitweise mehr als 20 Suchschiffe in einem Seegebiet ca.<br />

30 Seemeilen südlich vom tatsächlichen Ort des Unterganges von MS FIETE SCHULZE<br />

herum.<br />

Die spanischen Fregatten und das französische Suchflugzeug gleichfalls!.<br />

Für meine Leser, die nicht so im Stoff stehen, zur Erläuterung:<br />

Das wäre ungefähr die gleiche Dimension, als wenn man in der Gegend von Wismar, <strong>bei</strong><br />

schlechter Sicht, nach einem Verunfallten sucht, der aber in der Gegend von Rostock Hilfe<br />

erwartet. Oder globaler gesehen, nach Opfern einer in Davos hernieder gegangenen Lawine<br />

im Schnee von St. Moritz herum stochert.<br />

Der amerikanische Tanker JASMINA ist das einzige Schiff auf der tatsächlichen Unglücksposition.<br />

Im Nachhinein ist das völlig unfaßbar, aber keines der Suchschiffe ist auf den so furchtbar<br />

naheliegenden Gedanken gekommen, den Funkoffizier des JASMINA einmal eine Minute<br />

auf die Morsetaste drücken zu lassen und auf dem Peilstrahl dem Schiff entgegen zu<br />

dampfen.<br />

Der amerikanische Tanker hatte den Atlantik <strong>bei</strong> schlechtem Wetter überquert und daher nur<br />

einen ungenauen ‚gegißten’ Ort. Im Jahre 1967 werden Schiffspositionen vorwiegend noch<br />

mit dem Sextanten aus dem Sonnenstand und den Gestirnen ermittelt. Dafür benötigt der<br />

Nautiker einen klaren Himmel und einen deutlichen Horizont.<br />

Zu dieser falschen Position hat die JASMINA nun annähernd 36 Stunden lang sämtliche zur<br />

Hilfe eilenden Schiffe und das französische Suchflugzeug „umgeleitet“. Auch der JASMINA<br />

fällt anscheinend nicht auf, daß sie während diesen eineinhalb Tagen von nicht einem einzigen<br />

Schiff passiert wird, während teilweise sich zwanzig bis dreißig Schiffe in der Hilfeleistung<br />

engagieren.<br />

Mit dem neuen europäischen Funknavigationssystem Decca haben die Amerikaner nichts<br />

am Hut. Die Schiffe meiner Reederei zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht, bzw. nicht die<br />

entsprechenden Decca-Seekarten an Bord..<br />

Die CEUTA aber ist gut ausgerüstet und leistete nun zur genauen Ortsbestimmung die<br />

Pionierar<strong>bei</strong>t.<br />

Nach der CEUTA erreichen nach 13.00 Uhr nahezu zeitgleich die sieben DDR-Schiffe, die drei<br />

BRD-Schiffe BOURUSSIA, STRASSBURG und ST. PETRI sowie MS DIMITRI (Heimathafen<br />

Liberia) und die holländische Fregatte VAN NES F805 nun die richtige Position, auf der sich<br />

nunmehr vor 36 Stunden die Tragödie abgespielt hat.<br />

Kapitän Pfafferott vom MS RHÖN ordnet jetzt die Suchstaffel. Wir stellen uns alle im<br />

Abstand von zehn Kabellängen in einer Reihe auf.<br />

Jetzt unterhalten wir uns alle auf deutsch und per UKW-Sprechfunk. Nur dem MS DIMITRI<br />

wird jede Mitteilung in englisch und per Morsetaste übermittelt. Das Schiff ist nicht mit<br />

UKW-Sprechfunk ausgerüstet. „Ja und was machen wir mit VAN NES“ fragt Kapitän Pfafferott,<br />

der Koordinator auf MS RHÖN. Im Umgang mit Kriegern ist doch kein Handeltreibender<br />

geübt. Es knackt im UKW-Gerät: „VAN NES hört!“ meldet sich der holländische Krieger in<br />

gutem Deutsch. Er hatte ohnehin schon alle Manöver mitgefahren und sich, ohne an der<br />

allgemeinen Diskussion zu beteiligen, nahtlos im ´Kollektiv` eingefügt. Die goldene Regel<br />

der Militärfunker: Alles hören, aber nichts sagen!<br />

Kapitän Pfafferott hat das Seegebiet ganz proper abgesteckt und an der östlichen Kante<br />

seinen Suchkonvoi formiert. Eine kartographische Meisterleistung!<br />

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