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Ich habe die Nachmittagwache im Funkraum. Stehe aber halb im Gang, denn <strong>bei</strong> Klaus Völlmer,<br />
dem I. Funkoffizier, gibt es Kaffee. Seine Kammer liegt auf dem Brückendeck gegenüber dem<br />
Funkraum. Mit einem Ohr bin ich an dieser Gesprächsrunde beteiligt, das andere überwacht<br />
die Anruf- und Notfrequenz 500 KHz.<br />
Gerade bekomme ich noch den wichtigsten Teil einer auf dieser Frequenz abgestrahlten<br />
Meldung mit. Das Rufzeichen des Absenders brennt sich ins Ohr. Es ist das baugleiche<br />
Schwesternschiff MS MAGDEBURG, das mit einer Dringlichkeitsmeldung alle Schiffe im<br />
Seegebiet südlich von Dondra Head bittet: „man over board - please keep sharp lookout“.<br />
Bei Klaus Völlmer erledigt sich die Kaffeerunde.<br />
MS DRESDEN ist von seinem Schwesternschiff an der Südspitze von Ceylon noch ca.<br />
50 Seemeilen entfernt.<br />
Wir laufen mit 3 Motoren knapp 13 Knoten. Dondra Head ist noch zu weit, um einem dort<br />
außenbords Gefallenen Hilfe zu leisten. Wir telefonieren auf Grenzwelle mit dem Kollegen der<br />
MAGDEBURG.<br />
Nach dem Überbordgehen des Matrosen ging das Schiff sofort auf Gegenkurs, macht dem im<br />
Wasser Treibenden auch ausfindig und bekommt für dessen Bergung auch schnellstens ein<br />
Boot zu Wasser. Die See ist ruhig, das Wasser tropisch warm. Als das Boot die Stelle erreicht,<br />
wo man die letzten Zeichen des im Wasser treibenden ausgemacht hatte, ist dieser verschwunden<br />
und bleibt es für immer.<br />
Dieses frühe Erlebnis bleibt leider nicht meine erste Erfahrung und nicht der letzte Funkspruch,<br />
der mich wissen läßt, daß zur See fahren doch größere Gefahren birgt, als daheim<br />
über die Straße zu gehen, wo einem nach der landläufigen Meinung ja auch ein Dachziegel<br />
auf den Kopf fallen könne.<br />
36<br />
Heiße Weihnacht<br />
Wir erreichen unseren ersten Löschhafen Georgetown auf der Insel Penang am Eingang der<br />
Straße von Malakka. Malaysia heißt das zugehörige Land heute. Die Insel Penang ist ein<br />
Tropenparadies und gleicht der Schaufensterwerbung des TUI-Reisebüros.<br />
Wir ankern vor der Palmenidylle und löschen, auf Reede liegend, eine Teilladung Salz. Schuten<br />
kommen längsseit und kleine drahtige Malaien werfen eine Wurfleine auf des Hauptdeck.<br />
Eine kunstfertige Hakenkonstruktion verhakt sich dort im Schanzkleid oder der Reling und<br />
schwupp, schon laufen daran diese trainierten Leistungssportler die Außenhaut zu uns<br />
herauf. Sie stellen die Bäume, bedienen die Winschen und schaufeln in den Luken die großen<br />
Bastbehältnisse mit Salz voll. Das schiffseigene Geschirr hievt die Behältnisse dann in die<br />
längsseits liegenden Schuten, wo das Salz auf einen Berg geschüttet wird.<br />
Die einklarierenden Behörden kommen über die Gangway an Bord. Sie kontrollieren die<br />
Besatzungsliste, die Impfausweise, die Liste für die zollfreien Genußmittel, die persönliche<br />
Effektenliste, die Seefahrtsbücher und den umfangreichen Wust der vorzulegenden Schiffsund<br />
Ladungspapiere.<br />
Jedem Besatzungsmitglied wird der Besitz einer Flasche Schnaps und einer Stange Zigaretten<br />
zugestanden. Das ist weltweit in jedem Hafen so üblich und gestattet. Für die Hafenliegezeit<br />
wird dann die zollfreie preisbegünstigte Ware im „Transit-Chap“ verschlossen und von<br />
der Hafenbehörde versiegelt. Eine weitere Entnahme ist dann nicht mehr möglich.<br />
Hier in Malaysia herrschen davon abweichende Sitten. Die Behörden versiegeln die Transitlast,<br />
lesen auf der persönlichen Effektenliste, daß jedes der 63 Besatzungsmitglieder im<br />
Besitz der einen üblichen Flasche Schnaps ist und verabschieden sich nach der Einklarierung