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Hammer ab: „Verfälschung der Nachrichten von ADN“, heißt das Verbrechen gegen die<br />
Deutsche Demokratische Republik. Ich komme gerade noch mit einem blauen Auge davon.<br />
Nun liegt der „Schiffsbummi“ wieder mit seinem unverfälschten propagandistischen Wert im<br />
Pressehefter, aber den nimmt nun wieder kaum einer in die Hand.<br />
Uns bleiben an Bord also nur zur kulturellen Erbauung die mitgebrachten Tonbandkassetten.<br />
Einmal in der Woche zeigt der E-Mix, was die DEFA auf 32 mm-Film alles so auf der Palette hat.<br />
Gelegentlich schlägt hier allerdings der nimmer ruhende Klassenfeind zu, in dem<br />
dieser, in Gestalt philippinischer Seeleute, in ereignislosen Wüstenhäfen einen Filmetausch<br />
anbietet. DEFA-„Karbid und Sauerampfer“ gegen Hollywood`s „Doktor Schiwago“ und<br />
„Sodom und Gomorra“. Bei der Gelegenheit zieht sich an der Ölpier von Kharg Island (Irak)<br />
die Besatzung drei Monsterfilme an einem Abend rein. Bis morgens um 04.00 Uhr dauert die<br />
cinematografische Großveranstaltung in der Mannschaftsmesse.<br />
Für den wegschauenden Politoffizier ist das dann aber die gleiche Tortour, wie für den<br />
Dornenvogel Pater Ralph der Bruch seines Gelübtes.<br />
Ansonsten muß die Freiwache ideenreich altherkömmlich gestaltet werden, so wie es die<br />
Menschen vor der Einführung von Fernsehen, Video und Computerspielen taten. „Mensch<br />
ärgere dich nicht“, „Halma“ und „Malefiz“ erheitert die Truppe.<br />
Ein paar Reisen lang beanspruchen <strong>bei</strong>spielsweise achtzigtausend Knoten den größten Teil<br />
meiner Freizeit, bis ich diese mühsam zu einem prächtigen Teppich zusammen gefügt habe.<br />
Shuffle-board-Wettkämpfe erzeugen auf dem Hauptdeck eine Atmosphäre, wie <strong>bei</strong>m<br />
Leichthletik-Sportfest in Zürich.<br />
Zum Sportfest erfinde ich die Sportart „Hochsee-Schiffsbiathlon“. Dazu muß ein Dreierteam<br />
20 Meter Sackhüpfen und dann gegen die Uhr Luftgewehrschießen.<br />
Auf MS JOHN BRINCKMAN trifft die mitreisende Ehefrau Luckmann <strong>bei</strong>m Schießen nicht<br />
einmal einen der drei hochkantigen Lukendeckel, wie dann erst die daran festgepinnte<br />
Scheibe. Die Frau vom E.-Ing. hält zum erstenmal ein Gewehr in den Händen. In einem Crash-<br />
Kurs wird ihr intensiv und fachmännisch die Handhabung des Gewaffs erklärt.<br />
Jetzt ballert sie, mit Augen zu, ganz verbissen den nächsten Schuß raus und schießt…eine<br />
Acht. Ihr Schießtrainer ist begeistert, als er auf der Scheibe des linken Lukendeckel den<br />
Treffer markiert. „Wieso denn da“, wundert sich Frau Luckmann, „ich habe doch auf den<br />
mittleren gezielt!“<br />
Auch Bordfeste und karnevalistische Lumpenbälle bereichern gelegentlich das kulturelle<br />
Geschehen an Bord. Es müssen aber immer ein paar Leute bemüht sein und sich engagieren,<br />
daß nicht die Trägheit an Bord die Oberhand gewinnt.<br />
Zum Lumpenball ist die Messe mit Netzen und buntgefärbten Lokuspapier-Girlanden<br />
dekoriert. Als Deckenverkleidung dient ein stramm gespanntes Netz. Aufgepustete<br />
Kondome, mit ein paar bunten Schnörkeln und Tupfen bilden darüber die dekorativen high<br />
lights. Ich fülle so einen „Pariser“ mit einem halben Eimer Wasser und lege ihn zu den übrigen<br />
ins Netz über dem Eingangsschott.<br />
Zu später Stunde führt der lange E.-Ing. Lewerenz die Polonaise an. „Wir lagen vor Madagaskar<br />
und hatten Asbest an Bord“ und „It’s a long way to tripper-marry“ intoniert in Faß-<br />
Dur nach Knöchelverzeichnis 4711 die Wandergesellschaft.<br />
Als sich die Truppe anschickt, die Messe zu verlassen, um am Achterdeck um die Poller und<br />
Winschen zu wandern, setze ich, ganz hinten lauernd, mit dem Luftgewehr über dem Ausgang<br />
den halben Eimer Wasser frei.<br />
Das betrübt vorrübergehend die ersten zwei, drei Führungspersönlichkeiten der fröhlichen<br />
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