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51 Klimmzüge - und kein Ende<br />

Ich mache auf dem langen Seetörn mit Chief Gustav Michalzik ein Schwätzchen und erzähle<br />

ihm von dem Schildbürgerstreich der Heinzis in Novorossisk, wo sie uns wegen des übrigen<br />

Kalksteins im Mäntelchen des Gangway-Postens erst verspätet auslaufen ließen.<br />

Gustav ist Ostexperte.<br />

Er war <strong>bei</strong> der NVA auf einem Küstenschutzschiff Turbinen-Maat. Die Kampfbleche der<br />

Seekriegsflotte sind alle sowjetischer Herkunft, zur Instandsetzung müssen sie demzufolge<br />

von Zeit zu Zeit in eine Werft des Herkunftslandes.<br />

Gustav erzählt:<br />

„Wir fahren zur „generalny remont“ in die Werft nach Kronstadt. Es ist Frühling. Die Russen<br />

schrauben und montieren gelegentlich an dem Schiff, es wird Sommer, Herbst und Winter.<br />

Zum Schutze der Errungenschaften der Deutschen Demokratischen Republik fehlt unsere<br />

Kampfkraft ein volles Jahr auf der Ostsee. Die Insel Kronstadt dürfen wir nicht verlassen.<br />

Das dürfen nicht einmal die zivilen Inselbewohner.<br />

Das Sagen hat hier der militärische Inselkommandant. Er ist der unumschränkte Herrscher<br />

über jegliches lebende und tote Kapital auf der Festungsinsel. Wenn ein Einwohner Kronstadts<br />

z.B. in Leningrad im Univermag ein paar warme Strümpfe kaufen möchte, benötigt er zum<br />

Verlassen der Insel die schriftliche Genehmigung des Inselkommandanten. Die bekommt er<br />

nur, wenn er sich immer artig benommen hat, nicht betrunken oder propagandistisch negativ<br />

aufgefallen ist.<br />

Wir liegen an der Pier längsseits eines sowjetischen Kriegers. Jeden Morgen um sechs ist<br />

sowohl <strong>bei</strong> uns, als auch <strong>bei</strong> den Heinzis lautes wecken. Danach stürzen die wackeren Krieger<br />

der sowjetischen Rotbanner-Flotte aus den Unterkünften und beginnen ganz verbissen<br />

an Oberdeck mit frühsportlichen Leibesübungen. Ein jeder ist ein Leistungssportler und hat<br />

schwer was auf der Spule. Unsere Truppenteile kriechen schlaftrunken und lustlos aus ihrer<br />

Butze und hängen nach eineinhalb Klimmzügen schon abgeschlafft an den Segellatten.<br />

Darüber können die Rotbanner-Kämpfer nur mitleidig lächeln, während die gesamte Riege<br />

gerade den 65sten Liegestütz an Deck absolviert“.<br />

„Morgen scheiße ich die Russen an!“ beschließt Ari-Maat Mutschmann. Der Maat kommt<br />

aus dem Drei-Länder-Eck im Süden der Republik und rollt ganz mächtig das „R“, so wie es<br />

seinen Landsleuten in der schluchtigen Gegend eigen ist.<br />

Der Gefechtsstand des Schiffes ist von einer Reling umgeben und mit Segellatten überdacht.<br />

Das ist ein Rohrgerüst, um darauf evt. eine Persenning zwecks Überdachung zu spannen.<br />

Die Reling ist mit einer solchen bespannt, so daß man einen Mann erst ab der Gürtellinie auf<br />

dem Podest stehend sieht. Dort hinauf schleppen der Ari-Maat mit seinem Kumpel<br />

spätabends eine Gasflasche und eine dicke Bohle.<br />

Die Holzbohle wird über die Gasflasche gelegt, man könnte denken die <strong>bei</strong>den Transportar<strong>bei</strong>ter<br />

bauen sich eine Wippe.<br />

Am nächsten Morgen toben die Rotbanner-Matrosen wieder an Deck und legen los. Dann<br />

aber unterbricht die Truppe ihr Trainingsprogramm.<br />

Die Germanskis nebenan erregen ihre Aufmerksamkeit. Auf dem Gefechtsstand macht<br />

Ari-Maat Mutschmann an einer Segellatte schon den 36sten Klimmzug.<br />

Unten auf dem Hauptdeck zählt die ganze Truppe laut mit: 37, 38, 39..... 44, 45, <strong>bei</strong>m 46sten<br />

Klimmzug läßt Mutschi eine Hand los und macht die nächsten 5 Klimmzüge locker mit einem<br />

Arm weiter.<br />

Das ringt den Durchtrainierten von nebenan höchste Verwunderung ab.<br />

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