Download - bei Funker Felix
Download - bei Funker Felix
Download - bei Funker Felix
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
hängen. Wir bekommen auf dieser Reise 12 DM wertvolle Valuta. Ein spärliches Bewegungsgeld<br />
in einem Weinberg voller Trauben.<br />
Am Hafentor möchte uns ganz hartnäckig ein Taxiunternehmer für zehn DM pro fünf Mann<br />
nach Balbeck fahren. Ich erwerbe statt dessen mit meinem mäßigen Budget eine Captain’s<br />
Khaki-Uniform, der damalige Moderenner und mache damit zwei oder drei Jahre in der Konsumzone<br />
den Chef.<br />
Für mein Mädel erhandele ich auf dem Basar einen Kamelleder-Beutel, auch ganz trendy. Der<br />
stinkt ziemlich herb. Ich hänge ihn ein paar Tage in den Mast. In meiner Suite hätte er seinen<br />
Geruch wahrscheinlich noch intensiviert.<br />
Diese irdischen Güter sind natürlich längst vergangen, die antiken Ruinen von Balbeck hätte<br />
ich bleibend in der Erinnerung bewahrt.<br />
Eine Erfahrung, nach der ich erst im gesetzteren Alter lebe.<br />
Statt Balbeck besuchen wir rein visuell den Puff von Beirut und der ist beeindruckend, ein<br />
ganzes Stadtviertel dieser Großstadt.<br />
Auf Reede im Hafen liegt ein riesiges amerikanisches Kriegsschiff. Die tausend „Marins“<br />
von diesem Kampfblech sind etwas besser betucht und möchten wohl <strong>bei</strong> ihrem Landgang<br />
unbedingt einen unterbringen. Die US-military police möchte das unbedingt unterbinden. So<br />
steht ein ganzer Stadtteil voll Hafennutten, spitzer „marins“ und dienstbeflissener Ordnungshüter<br />
unter Dampf.<br />
Das Spiel ist interessant.<br />
Die Militärpolizei leuchtet jedes Taxi <strong>bei</strong>m Eindringen in das Rotlicht-Viertel nach ihren Uniformen<br />
ab. In den Kofferraum leuchten sie nicht. In diesen Behältnissen lassen sich die<br />
Liebesbedürftigen nun einschleusen, springen dann wie die Eichhörnchen hurtig aus den<br />
Chevi-Taxen und nischt wie rein in die ein- bis zweistöckigen Etablissements. Die Police-men<br />
trillern dann heftig auf ihren Trillerpfeifen und hechten hinter ihren Landsleuten hinterher.<br />
Die Nutten begünstigen die Freier und behindern deren Verfolger mit ihren bescheidenen<br />
Mitteln so gut sie nur können.<br />
Das ist alles sehr schön anzuschauen.<br />
Aber wir müssen weiter, mit dem Schiff nach Lattakia in Syrien. Beim Landgang in der Stadt<br />
werden Jochen und ich verhaftet.<br />
Ich fotografiere in der Stadt den zweirädrigen Eselskarren mit Apfelsinen von Ali Ben Beischlaf.<br />
Der Fuhrunternehmer hat nichts dagegen, aber eine Uniform füllt plötzlich meinen<br />
Sucher aus und behauptet, ich hätte mit seiner Person die Syrische Armee an ihrem sensibelsten<br />
Punkt fotografiert.<br />
Polizei ist schnell zur Hand.<br />
Wir werden in deren Head-quarter überführt und dort vernommen, aber wir vernehmen nur<br />
Bahnhof. Schließlich wird es allen Beteiligten zu langweilig und wir können wieder gehen.<br />
Aus dem ermahnenden Zeigefinger des Oberkommissars schließen wir, daß wir in Zukunft<br />
irgend etwas anders machen oder unterlassen sollen. Wir machen vorsichtshalber <strong>bei</strong>des.<br />
32<br />
______________<br />
Von Lattakia aus fahren wir wieder heim zur Mutti und studieren alle in Wustrow weiter. Zwei<br />
Semester bleiben noch bis zum Schiffsoffizier. Aber jetzt weiß ich wenigstens in etwa, was mir<br />
bevorsteht und worauf ich mich überhaupt eingelassen habe.<br />
Im Sommer 1960 gehöre ich zu den Glücklichen vier, von 16 Studienbeginnern, die nach<br />
bestandener Prüfung ein Seefunkzeugnis II. Klasse ausgehändigt bekommen.