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„Stoi! Passport!“ Die hier postierte Sowjetmacht ist unerbittlich.<br />
Wer malt denn außenbords sein Schiff und verbeult da<strong>bei</strong> sein wichtigstes Dokument in der<br />
Arschtasche seiner farbbekleckerten Jeans?<br />
Die Jungens klettern wieder zu ihrem Malfloß hinab und hangeln sich an der Leine seeseitig<br />
die Bordwand entlang, um seeseitig mittschiffs über die Jacobsleiter wieder an Deck zu<br />
klettern.<br />
Dem steht behördlicherseits dann auch ohne Ausweisdokument nichts im Wege.<br />
______________<br />
Die Bucht von Novorossisk ist nicht gerade eine Traumlagune. Strukturbestimmend ist hier das<br />
Zementwerk. Verkarsteter Kalkstein ist als Rohstoff zum Zementbrennen ringsherum, so weit das<br />
Auge reicht, reichlich vorhanden. Der Staub, der sich ständig durch die Filter der Zementöfen ins<br />
Freie schmuggelt, ist flächendeckend.<br />
Auch die Pier vom Hafen Novorossisk ist mit Schottersteinen dieser Kalksteinvorkommen belegt.<br />
Beim Einklarieren des Schiffes hat der Kapitän einen riesigen Stapel an Papieren den<br />
gestrengen Behörden vorzulegen. Vorlegen ist leicht, ausfertigen ist ar<strong>bei</strong>tsaufwändig und<br />
ausgerechnet das, ist auch mein Job. Zwölf Besatzungslisten, Store-Listen, persönliche<br />
Effektenlisten, na usw. usw.<br />
So ungefähr sieht eine Besatzungsliste aus:<br />
Jedes Besatzungsmitglied bekommt <strong>bei</strong> der Einklarierung des Schiffes auf die noch evt.<br />
freien hinteren Seiten seines Seefahrtsbuches links einen Stempel reingehämmert. Beim<br />
Auslaufen das Gegenstück rechts daneben.<br />
In diesem Stempel trägt der einklarierende sowjetische ‘officer’ nun die Nummer des Besatzungsmitgliedes<br />
laut Besatzungsliste ein. Bei mir ist das meist die Nummer -05-: Radio officer.<br />
An der Gangway steht ein Wachposten. Armeeuniform, Schapka und Mäntelchen. Mäntelchen<br />
mit Knöchelschutz, es reicht bis auf die geschotterte Pier hinab.<br />
Ihm wurde eine meiner Besatzunglisten übergeben.<br />
Wir finden diese Bewachung deplaziert, wozu hat man denn Freunde. ‘Honni’ knutscht<br />
pausenlos Breshnew - oder wer gerade Dienst hat - und wir werden hier ständig mißtrauisch<br />
bewacht.<br />
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