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Uns schlottern die Knie, vor Entsetzen, wie so viel Blödsinn diesem schönen Seegebiet von<br />
einem Landei-Schriftsteller angedichtet werden kann. Die riesigen Krautfelder des<br />
Saragossa-Tangs fallen mir hier auf, sonst nichts. Ich fahre dann noch paarundfünfzig Male<br />
unbehelligt durch dieses ‘furchtbare Dreieck’, so wie zigtausende andere Besatzungen vor<br />
und nach mir auch. Schließlich sind Schiffe auch schon im Bodensee untergegangen und<br />
auch jede Menge Flugzeuge dort hineingestürzt.<br />
Aus „heim zur Mutti“ wird nichts. Rügen Radio hat mich auf der Liste:<br />
wegen extremer eissituation in ostsee entloeschung rostock nicht<br />
moeglich stop schiff loescht in hamburg - seereederei befrachtung<br />
In Hamburg haut man unsere lumpigen dreitausend Tonnen Zitrusfrüchte natürlich ratz-batz<br />
in die bereitstehenden Waggons der Deutschen Reichsbahn und schwupp, schon fliegen<br />
wir wieder raus. Ab, nach Conakry, lautet die Order. Ausgerüstet und verproviantiert wird per<br />
LKW-Lieferung aus Rostock. Wir dampfen schneller, als uns lieb ist, wieder die Elbe abwärts.<br />
Auf der Elbe ist erheblicher Eisgang.<br />
Unser weißer Schwan hat keine Eisklasse und ziert sich <strong>bei</strong> Fahrten durchs Eis, wie die Zicke<br />
am Strick. Fiete Beus ruft aus der Maschine die Brücke an. Er müsse sein Waffeleisen<br />
anhalten, die Zylinderdeckel glühen schon. Die Seekästen vor der Ansaugleitung sind mit<br />
Mahleis so zugesetzt, daß die Kühlwasserpumpe trotz dicker Backen keinen Tropfen Kühlwasser<br />
an den überhitzten Motor bringt.<br />
Dem Elblotsen wird dieses Begehren nahegebracht: „Kapitän, auch wenn die Zylinderdeckel<br />
hier oben durch die Skylights fliegen, hier können wir auf keinen Fall liegen bleiben. Hier<br />
pflügt man uns unter. Die gebrochene Fahrrinne ist doch nicht breit!“<br />
Irgendwie klappt es halt wieder. Der glühende MAN-Diesel bringt uns in sicheres<br />
Fahrwasser.<br />
Fiete Beus, unser erfahrener Chief diente vor dem Krieg schon auf einem Passenger. Jetzt<br />
<strong>bei</strong>m Abendessen plaudert er aus dem Nähkästchen:<br />
„Dieses Problem mit dem ausbleibenden Kühlwasser hatten wir damals schon auf dem<br />
Hudson-River. Da waren die<br />
Siebe auch zu, aber nicht mit<br />
Eisschlamm, wie heute, sondern<br />
mit Kondomen. Da habe<br />
ich die kuriosesten Exemplare<br />
zwischen den Gittern herausgepult.<br />
Möönsch hatten die<br />
damals schon ausgefeilte Modelle!“<br />
An Bord ist jetzt nicht die beste<br />
Stimmung. Wir alle wollten<br />
jetzt zu Hause Frau oder Freundin<br />
längsseits haben und nicht<br />
schon wieder Feuerschiff Elbe<br />
eins, Borkum Riff, Texel,<br />
Terschelling.<br />
Aber es gibt wenigsten frischen<br />
Proviant an Bord, frische<br />
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