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Das Tier ist links am Hang an einem kleinen Busch festgelascht und frißt, mit gerecktem<br />
Hals, auf der anderen Seite des Weges das dort noch verbliebene Gras. Weil sie sich danach<br />
recken muß, ist der Strick straff quer über den Weg gespannt.<br />
„Oh Gott“, denke ich während der drei Sekunden, die noch bis zum sicheren Exitus der Ziege<br />
verbleiben, „jetzt gibt es im Dorf Ziegenbraten, den wir bezahlen dürfen!“<br />
Der Jeep brettert ungebremst gegen den straff gespannten fusseligen Strick der Zicke. Wir<br />
drehen uns alle gespannt nach achtern um, während im hohen Bogen der Busch samt Wurzelballen<br />
aus der Erde fliegt. Die Geiß reißt es zwar recht heftig von den Hufen, sie kommt aber<br />
gleich wieder auf die selben. Ein Schleudertrauma wird sie evtl. als Folgeschaden davontragen.<br />
Wir parken nach dieser schönen Kaffeefahrt den Jeep vorschriftsmäßig auf dem Hügel.<br />
88<br />
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Raimonde hütet schon seit Urzeiten eine Flasche Champagner in seinem Erdbunker.<br />
Er hat aber auch einen Petroleum-betriebenen Kühlschrank. Wir sitzen auf der Terrasse<br />
seines Landhauses, blütenumrankt. Ein beeindruckender, blühender Gummibaum beschattet<br />
mit seinen fettlaubigen Blättern die Sitzecke. Raimonde läßt den Champagner-Korken<br />
knallen. Solche VIP’s hat er nicht jeden Tag zu Besuch in seiner Wildnis.<br />
Es tropft mir auf die Knie. Da, schon wieder!<br />
Raimonde geht der Sache nach.<br />
Mit seinem knallenden Champagner-Korken hat er ein Blatt von dem üppigen Gummibaum<br />
durchschossen und der ausfließende weiße Latex-Saft beträufelt mich nun dauernd.<br />
Um für meine in Mitleidenschaft gezogene Paradeuniform nicht seine guinesische Haftpflicht-Versicherung<br />
zu strapazieren, läd mich Raimonde zur Jagd ein.<br />
Ich verzichte auf eine Schadenersatzklage.<br />
Wir spülen den trockenen Champagner mit ein paar „Radebergern“ hinunter und gehen auf<br />
die Pirsch.<br />
Raimonde hat ein Jagdgewehr, ich bekomme eine eingeschossige 9-Millimeter-Büchse und<br />
ein paar Patronen in die Hosentasche. Der Pflanzer kennt in einem seiner Bewässerungsgräben<br />
die Behausung von einem Krokodil. Kaiman heißt diese Sorte hier. Diesem Reptil<br />
wollen wir <strong>bei</strong>de jetzt den Garaus machen.<br />
Im gegenüber liegenden Hang des Bewässerungsgrabens ist ein Schlupfloch von der Größe<br />
eines Fuchsbaues. Vor diesem werde ich jetzt mit entsicherter Büchse postiert. Raimonde<br />
überwindet den Wassergraben und hüpft nun, gegenüber von mir, oben auf der Böschung<br />
ganz hektisch auf dem Dach der Kaimanen-Behausung herum. Ich bewundere seinen Mut.<br />
Schließlich könnte ich ihm ja, in einer Überreaktion, ein 9-Millimeter-Leck in seine Gummistiefel<br />
brennen.<br />
Der Kaiman scheißt uns was! Er läßt sich nicht blicken.<br />
Raimonde beendet unsere Hubertusjagd mit einem Blattschuß auf einen Nackthals-Geier.<br />
Diese Vögel hocken mit tropfendem Zahn auf einem trockenen Baum am Fluß und hoffen<br />
doch noch auf das Ableben der traumatisierten Ziege.<br />
Keine Leute, keine Leute<br />
Weihnachten, Silvester und den ganzen grimmigen Winter habe ich prima über die Runden<br />
gebracht. Um Weihnachten und Silvester tut es mir nicht sonderlich leid.<br />
Ich habe nie unbedingt geflennt, wenn ich Weihnachten auf See verbringen mußte.