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Sandra folgt im Stasi-Lada unauffällig meiner Spur und nimmt die geschmuggelten Devisen<br />

mit von Bord und in das gemütliche Zimmer, in dem man uns jetzt nach den getrennten<br />

Verhören zu unserer Verblüffung zusammengeführt hat. Hier vergrub sie schnell die<br />

„wertvollen Valuta“, wie diese in der devisengeilen DDR genannt werden. Sie hatte vor<br />

13 Stunden dafür überhaupt nur Gelegenheit, weil für sie eine weibliche Stasi-Prokto-und<br />

Gynäkologin in der Nacht erst ranbesorgt werden mußte. Ich hatte keine Wartezeit,<br />

männliche diensthabende Arschgucker waren genügend vor Ort.<br />

Nach dem Eintreffen der Trude wird Sandra ebenfalls in sämtliche Körperöffnungen<br />

geleuchtet, noch einer mehr als <strong>bei</strong> mir.<br />

Hätte die Stasi-Ziege da<strong>bei</strong> die 120 DM gefunden, hätten wir wohl eine Weile als Logiergäste<br />

den Service des gastfreundlichen Hauses genießen dürfen; den fanden wir aber als Stundenhotel<br />

schon bescheiden.<br />

Die vielen Pausen in den Verhören dienen zum Vergleich unserer Aussagen, die sich<br />

natürlich völlig decken. Der Gedanke einer so dilettantisch geplanten Republik-Flucht ist<br />

doch noch bescheuerter als die Stasi selbst.<br />

Sandra erbringt demzufolge im Verhör auch nicht die gewünschten Ergebnisse. Sie wird<br />

daher im Keller erst einmal ein wenig eingelocht. Im Stockfinstern stehend, mit Händen an der<br />

Hosennaht, mehr Bewegungsfreiheit bietet der „Raum“ nicht. Eine Stunde, fünf, oder zehn?<br />

In dem Bau gibt es kein Zeitmaß und keine Fenster mit Mond- oder Sonnenschein. Auch ihre<br />

eigene Uhr ist in der Tüte.<br />

Jetzt ist aber erst einmal das Geld wieder im BH.<br />

Das Reinwaschen ihrer zwar nur humös beschmutzten Finger ist das gegenwärtige Problem.<br />

Taschentücher sind auch abgegeben in der Tüte. Während sich Sandra verzweifelt um ihre<br />

Fingerreinigung müht, entfalte ich den Ehrgeiz, wenigstens eins von den konspirativen<br />

Überwachungsmitteln zu entdecken. Ich vermute sie hinter dem Pokerface vom überlegen<br />

lächelnden Schild und Schwert der Partei.<br />

„Wenn die von draußen zugucken, ist Sandras Putzfimmel ohnehin für die Katz“ denke ich.<br />

Da geht die Tür auf!<br />

Unsere Tüten werden hereingebracht. Sandra wird mit meinem Sparringspartner bekannt<br />

gemacht, ich lerne ihren kennen. Beides herrliche Menschen.<br />

„Nehmen sie Platz“. Schreibgerät wird ausgeteilt, na besser als Handschellen denke ich.<br />

Kleines Protoköllchen noch, nur Formsache! „Ich diktiere, sie schreiben!“ Sandras<br />

Interviewer diktiert: Keinerlei Forderungen, Interhotel-mäßige Behandlung, keine<br />

prozesssualen Maßnahmen. „Prozessual mit drei „S“ oder wie?!“ frage ich „So ähnlich reicht“,<br />

meinen die Genossen.<br />

Das wär‘s dann. Sandras Schleimi verkneift sich gerade noch einen Handkuß. “Können wir<br />

nun weiter zur See fahren?“ frage ich. „Von uns werden sie nur nach Hause gefahren“ war<br />

darauf die Antwort. „Ich muß zum Hafen, dort steht mein Auto“ lehne ich das Angebot ab.<br />

„Sie fahren jetzt nach Hause, sie können selbst nicht Autofahren“ bestimmt mein „Betreuer“.<br />

Der Psychologe kennt genau die Wirkung seines 13-stündigen Psychoterrors, der machte<br />

das nicht zum ersten Mal.<br />

Er hat recht und ganze Ar<strong>bei</strong>t geleistet. Sandra und ich sind fix und fertig. „Gehen sie links,<br />

gerade, rechts, nach unten, halt!“ Eine Tür, Sprelacard, wie jede andere in dem langen Gang:<br />

„Öffnen“!, wir stehen im hellen Sonnenlicht vor dem blauen „Lada“ mit Fahrer.<br />

„Auf Wiedersehen“ sagen zwei Morskieker hinter uns auch noch.<br />

Ich gehe nach dem versuchten Ausschlafen am nächsten Tag zum Arzt, mein nervöser<br />

Magen spielt total verrückt.<br />

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