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tan der Hammer aus der Hand, als eine Ratenzahlung für diese teuren Umbauten nicht termingerecht<br />

erfolgt. Wir erfreuen uns indes der himmlischen Ruhe auf dem Schiff und essen<br />

Pommes frites mit Muscheln, belgisches national-fast-food. Dann läuft MS THEODOR KÖR-<br />

NER ein und löscht eine Ladung Büstenhalter, made in GDR.<br />

Die Werft bekommt den Erlös für den BH-Verkauf und hämmert wieder hurtig weiter.<br />

Mit diesen <strong>bei</strong>den aufgemotzten Schiffen steigt die Deutsche Seereederei nun in die Fruchtfahrt<br />

ein. Aus der „Djoliba“ wird MS FRITZ REUTER, aus der „Dubreka“ wird MS JOHN<br />

BRINCKMAN. Auf diesem Schiff darf ich als Pionier der ersten Stunde mit da<strong>bei</strong> sein.<br />

Der 12. Februar 1962<br />

Am 12. Februar 1962 verlassen wir die Werft in Belgien zur Ausrüstung und Komplettierung<br />

der Innenausstattung in Rostock. Diesen 12. Februar habe ich heute noch im Kopf, u.a. hat<br />

es in diesen Nächten 1945 Dresden in Schutt und Asche gelegt und ich sah von Ferne den<br />

hellen Himmel über den Flammen. An dem heutigen 12. Februar bietet mir mit MS JOHN<br />

BRINCKMAN meine Reederei auf dem Weg nach Rostock wiederum eine Nordseedurchquerung<br />

an. Der Heimweg führt natürlich wieder um Skagen.<br />

Nunmehr hat sich die Nordsee <strong>bei</strong> wochenlangen Windstärken zwischen 10 und 13 soweit<br />

aufgeschaukelt, daß sie durch die gerade über Hamburg hereinbrechende Sturmflut wohl<br />

noch lange von sich Rede machen wird. Jeder Kapitän packt sich mit seinem Schiff an<br />

geschützter Stelle vor den Haken oder bleibt gleich im Hafen. Die Schiffe der Deutschen<br />

Seereederei allerdings gönnen sich auch <strong>bei</strong> Windstärke 13 den Ritt quer durch die seit<br />

Wochen hochgetürmten Wellenberge und meiden den Kiel-Kanal.<br />

Während der Überfahrt kommt entsprechend Freude auf.<br />

Die Innenausrüstung soll erst in Rostock komplettiert werden. Das hat wenigstens den<br />

Vorteil, daß nicht so viel gelascht werden muß. Dennoch fliegt genügend durch die Räumlichkeiten.<br />

Das Schiff ist ohne Ladung, Treibstoff und Ausrüstung federleicht, es nimmt<br />

jeden Wellenberg gekonnt mit, um danach in jedes Wellental hinabzurauschen. Wir alle üben<br />

noch mit unserer Neuerwerbung.<br />

„Um Himmelswillen, was habe ich mir denn da angelacht“ sind meine ersten Eindrücke.<br />

Mein alter Studienkollege Eckhard Kühl kommt mir entgegen. Wir haben in Antwerpen heftig<br />

Wiedersehen gefeiert. Er übernahm die „Djoliba“, die früher fertig wurde und kommt mit der<br />

umgetauften FRITZ REUTER jetzt voll ausgerüstet der JOHN BRINCKMAN in diesem Nordsee-Chaos<br />

entgegen.<br />

Wir telefonieren miteinander. Obwohl Ecki, im Gegensatz zu mir, einen vernünftigen Drehstuhl<br />

nun in seinem neuen Funkraum zu stehen hat, fliegt er <strong>bei</strong>m Telefonieren als erster von<br />

seinem Hocker. Es knackt nur kurz auf der Welle, dann ist Funkstille.<br />

Dann knackt es wieder: „<strong>Felix</strong>, bist du noch da? Mich hat`s eben ausgehoben! Jumpt euer<br />

Schlorren auch so? Over!“<br />

Unsere Schiffe legen sich in 9 Sekunden gelegentlich bis zu 48 Grad auf die Seite.<br />

Leuten, die sich vorwiegend nur zwischen senkrechten Wänden bewegen, möchte ich<br />

diesen Zustand so verdeutlichen: Bei einer Schlagseite von 48 Grad, würde man 3 Grad gut<br />

machen, wenn man sich statt auf dem Fußboden, auf der derart aus der Flucht gebeugten<br />

Seitenwand fortbewegen würde. Da aber schon nach ca. 9 Sekunden nur die gegenüberliegende<br />

Seite sich dafür anbietet, bietet dennoch der Fußboden die bessere Existenzgrundlage.<br />

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