Download - bei Funker Felix
Download - bei Funker Felix
Download - bei Funker Felix
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
immer wieder. „Na gut“ folgt dann nur noch und die Entdeckung eines Manöverteilnehmers,<br />
der zwar in vollster nur möglicher Montur und Staffage marschiert, aber ansonsten nicht in<br />
unseren second-hand Knobelbechern, sondern in seinen schönen weichen<br />
Turnschuhen. Das schmälert natürlich enorm die Verteidigungsfähigkeit der Armee. „Sie<br />
melden sich umgehend nach Ankunft im Objekt <strong>bei</strong> mir“ befiehlt Genosse Häher. (In „die<br />
Objekt“ hätte jetzt der Spieß gesagt, aber der durfte in „die Objekt“ noch abruhen um diese<br />
Zeit.)<br />
Wir robben im bewachsenen Gelände um die Knochenmühle herum. Die Sechser-Reihen der<br />
Straße lösen sich auf schmalen Pfaden zwangsläufig zum Gänsemarsch auf.<br />
Die Lage wird aus Kommandeursicht recht unübersichtlich.<br />
Der Turnschuhträger wird nach ganz vorne delegiert, während hinten gewaltig gebremst<br />
wird. Wie zum Beispiel <strong>bei</strong>m Taktieren während der Tour de France.<br />
Nach dem Eintrudeln auch des letzten Geschwindmarschteilnehmers wartet Oberleutnant zur<br />
See, Genosse Häher auf die Meldung eines angeblich von ihm aufgebrachten Turnschuhträgers.<br />
Einem solchen, kaum vorstellbar das es ihn geben soll, schlägt prophylaktisch die<br />
ehrliche Entrüstung der gesamten Truppe entgegen.<br />
„Wer rückt denn, wenn feldmarschmäßig befohlen ist, in Turnschuhen aus. Das ist ja unerhört!“<br />
ist die einheitliche Truppenmeinung.<br />
„Na gut, erstes Glied vier Schritt vor, zweites Glied zwei Schritt vor!“ heißt das Kommando.<br />
Na, das hatten wir schon öfter.<br />
Unsere Empörung ebbt ab. Ein Turnschuhträger wird <strong>bei</strong> der intensiven Kontrolle des<br />
Schuhwerkes zwischen den gelichteten Reihen nicht aufgebracht. Ein jeder trägt nach Dienstvorschrift<br />
0815 die Knobelbecher, in denen sich vorher schon mehrere gepeinigte arme<br />
Schweine deftige Blasen verschafften.<br />
„Na gut“ tönt Oberleutnant Häher nach der für ihn unbefriedigend ausgefallenen Schuhwerkskontrolle.<br />
„Na gut“ ist zwar kein militärisches Kommando, aber erfahrungsgemäß folgt dieser<br />
von ihm strapazierten Redewendung ein solches, meist unangenehmes. In diesem Falle:<br />
„Abrücken zum Exerzierplatz.“<br />
Der Schulrekord des bisher besten Offizierschülers läge <strong>bei</strong> 42 Sekunden für die dort aufgebaute<br />
Sprintstrecke, mit Eskaladier- und Hauswand und dem Drahtverhau, der robbend zu<br />
unterkriechen ist. Viel Zeit bis zum Waschen und Einrücken in die Unterrichtsräume bleibt<br />
nicht mehr, somit wird befohlen, daß jeder der tauben Geschwindmarschteilnehmer unter<br />
50 Sekunden zügig und Schlag auf Schlag über die Sturmbahn zu hetzen hat.<br />
Genosse Häher baut sich am Start breit<strong>bei</strong>nig auf, entblößt seine Armbanduhr und schickt<br />
den angehenden Funkoffizier Rosenthal, genannt „Kohli“ der F1B als ersten in die Spur.<br />
Ausgerechnet den, denken wir, aber dessen Mentalität kennen eben auch nur wir. „Kohli“ ist<br />
nicht so wie ich mit der leichter zu händelnden Kolaschnikov verteidigungsmäßig bestückt,<br />
sondern mit dem alten Karabiner K98 der deutschen Wehrmacht und dieses Gerät hat Überlänge.<br />
Damit fuhrwerkt „Kohli“ sofort nach dem Startkommando übermotiviert in den über<br />
ihm kreuz und quer verdrahteten Verhau, weil das lange Gewaff auf seinem Rücken sich darin<br />
sofort recht kompliziert und unlösbar verfängt.<br />
„Kohli“ bemüht sich redlich, auf der Sturmbahn eventuell sogar den Schulrekord zu brechen,<br />
aber leider vergeudet er alleine schon über 3 Minuten auf den ersten zwei Metern im Drahtverhau.<br />
Schließlich schaut sein Stahlhelm neben dem langen Karabiner oben aus den Spanndrähten<br />
heraus, wo ihn letztendlich seine Kumpels nach Abnahme des Helms und Lösen des<br />
Gewehrriemens und Entwaffnung befreien müssen.<br />
14