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Du lieber Gott, ich habe an Bord von Marianne den Stoff direkt aus der Last bezogen.<br />
Die befindet sich unterhalb der Wasserlinie und ist nicht klimatisiert. Der blaue Würger ist<br />
ca. 35 Grad warm. Es rüttelt mich ganz bärisch.<br />
Das findet keine Berücksichtigung, die Buddel ist nach dem zweiten ausschenken leer.<br />
Mein Berufskollege versucht sich im Kaffeekochen. Es braucht eine Stunde, bis er alle dafür<br />
notwendigen Utensilien zusammen hat.<br />
Kaffee pur belastet den Körper viel zu stark, es wird zur gesundheitlichen Stabilisierung<br />
meine zweite, in der klimatisierten Kammer geringfügig kälter gewordene Pulle Wodka<br />
aufgerissen.<br />
Die Runde ist schweinisch gemütlich, aber dennoch blase ich zum Rückzug. Ich bekomme<br />
zwölf Rollen des begehrten Papiers und als Dreingabe eine Literflasche „Moskovskaja<br />
Wodka“. Nach meinem Geschmack der beste Wodka der Welt. Die Flasche beschlägt sofort,<br />
sie ist eiskalt!<br />
Die Heinzis sind ein herrliches Völkchen. Das beste in dieser Art. Nur ihre bisherigen Führer<br />
sind, von Gorbatschow abgesehen, die Oberbekloppten dieser Welt, die ihr Volk gar nicht<br />
verdient haben.<br />
Ich rufe per deutscher Durchsage unsere verstreuten Truppenteile zum Boot.<br />
Der Matrose und Maschinen-Assi sind nüchtern. Der Rest zeigt leichte Verschleißerscheinungen<br />
und kann, erstmalig nach der Schule, wieder Russisch. Der Stern am Himmel<br />
hat kein Verständnis für unsere körperlichen Gebrechen. Beim Ein- und Ausbooten wird<br />
noch einmal Zusammenreißen gefordert.<br />
Nur auf diese Weise erhalten wir die Betriebsfähigkeit des Wetterkartenschreibers.<br />
Daher unternehme ich derartige Hamstertouren in den nächsten drei Jahren des öfteren, aber<br />
nie wieder mit halb kochendem Wodka als kleines Kontaktgeschenk. Ich lasse mir, aus<br />
gesundheitlichen Gründen, den schön kalten vom Alten aus dem Kühlschrank geben.<br />
190<br />
Die Palme mit der Rettichwurzel<br />
Kolumbien verschifft über die Häfen Santa Marta und Barranquilia mittels moderner Elevatoren<br />
sein riesiges Bananenaufkommen. Etwas langwieriger geht es hier in Turbo zu. Wir sind<br />
halt immer noch Sozialisten und brauchen nicht das hektische Profitmachen. Zeit läßt sich in<br />
unserem Wirtschaftssystem nicht zu Geld spinnen.<br />
Das Schiff ankert im Reedehafen Turbo an der Urwaldkante vor einer Flußmündung.<br />
Des nachtens umschwirren die prächtigsten Schmetterlinge die Halogen-Decksleuchten.<br />
Das Dörfchen bietet mit seinen in den Uferschlamm gebauten Pfahlbauten keinen<br />
berauschenden Anblick. Im Ristorante kann man einen Drink nehmen und evt. ein lukratives<br />
Tauschgeschäft, Klamotten gegen Neskaffee, abwickeln.<br />
Schließlich kostet ein Kilo Kaffee mittelmäßiger Qualität in der DDR 80,- Mark.<br />
Ein Pflanzer lädt uns zu einem Ausflug auf seine oberhalb der Flußmündung gelegene<br />
Plantage ein. Ein sehr großer Einbaum mit einem starken Außenbord-Motor holt unsere<br />
Reisegruppe auf Reede ab. Die Fahrt auf dem schmalen Urwaldfluß durch die wilde Vegetation<br />
hinterläßt Eindruck. Am Ufer einer gerodeten Waldfläche formiert sich ganz hastig<br />
<strong>bei</strong>m Heranknattern unseres Bootes vor einer ärmlichen Indiohütte eine Großfamilie. Vater,<br />
Mutter und über zehn Gören stellen sich zerlumpt und rotznäsig wie die Orgelpfeifen am Ufer<br />
auf und freuen sich am Vor<strong>bei</strong>rauschen des seltenen Besuchs.<br />
Unser Gastgeber, der freundliche Pflanzer ist ein junger intelligenter Mann. Er zeigt uns seine