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unterbinden diese Eigenbrötelei. Sie breiten auf dem vertrockneten Rasen ein Bettlaken aus,<br />
öffnen diverse Pappkartons, mit Brotrunksen, Eiern, Wurst und Käse. Zwei Kartons bleiben<br />
noch verschlossen. Sie bitten zu Tisch bzw. zu Laken. Keiner darf sich drücken.<br />
Russische Gastfreundschaft, ich habe sie sehr oft erlebt, ohne Schicki-Micki, aber von<br />
Herzen.<br />
Bei dem Picknick ist mir heiß geworden, ich möchte jetzt in’s Wasser. „Stoi!“, kommt das<br />
keinen Widerspruch zulassende Kommando der russischen Schiffsärztin: 15 Minuten<br />
warten! Am Laken wird ein noch verschlossener Karton geöffnet, meine Vorahnung bestätigt<br />
sich: 40%-iger herrlicher Kuba-Rum vom Besten. Leider im kochendheißen Bus magenfreundlich<br />
vorgewärmt. Dazu große Halb-Liter-Gläser, immer eins pro drei Mann. Es bleibt<br />
Zeit, sich zu verdrücken, obwohl ich einem gepflegten ‘Cuba-Libre’ sehr zugetan bin, nur<br />
diesem steifen Grog möchte ich <strong>bei</strong> der Hitze entrinnen. Ich verdrücke mich in die äußerste<br />
Ecke des Terrains und spiele dort Fußball mit dem einzigen Antialkoholiker der Sowjetunion.<br />
Dann werden wir ertappt und zugeführt. „Zweimal hundert Gramm pro Delinquenten, etwas<br />
Strafe muß sein!“, lautete das standrechtliche Urteil. Temperatur und Alkoholgehalt des<br />
Erfrischungsgetränks liegen <strong>bei</strong> 40 Grad, ärztliche Aufsicht ist gegeben. Danach darf ich<br />
auch baden gehen.<br />
Bei unseren alkoholischen Ausdünstungen drehen die Haie und Baracudas schon 100 Meter<br />
vor dem Strand angewidert ab.<br />
Zu Gast <strong>bei</strong> „Habana-Club“<br />
Bootsmann Schweinchen verkündet zum Abendessen in der Messe das nächste Kulturereignis.<br />
Schweinchen kann normalerweise kein Wort ausländisch, aber er hat alles klar gemacht<br />
mit dem kubanischen Vormann an der Pier. Morgen kommt ein Laster und wir besuchen<br />
die „Barcadi-Brennerei“ in Santiago de Cuba. (Heute, nach einem verlorenen patentrechtlichen<br />
Prozeß, „Habana-Club“.)<br />
Zu unserem Erstaunen funktioniert das am nächsten Vormittag sogar. Es kommt ein<br />
großflächiger Pritschenwagen. Um dem kubanischen Sicherheitsstandard zu genügen, sind<br />
in die seitlichen Halterungen statt der verlorengegangenen Rungen ein paar krumme Knüppel<br />
gesteckt und als Reling darum ein Tampen geschlungen. Wir paarundzwanzig Leutchen<br />
finden auf der Ladefläche gut Platz. Am Hafentor wird zollbehördlich natürlich absteigen und<br />
einzeln filzen befohlen.<br />
An Land gehen in Kuba unterliegt einem Ritual.<br />
In dem Land läßt sich alles, aber auch alles für Cuba-Pesos verscheuern, am besten Pall-Mall<br />
-Zigaretten. Demzufolge hat jeder Landgänger eine umfangreiche Karteikarte am Mann zu<br />
führen, in dieser vermerken die Companeros am Hafentor sämtlichen Tascheninhalt von Hein<br />
Mück: Kamm, Feuerzeug, Zigaretten, Taschenmesser, Kondome, eben einfach alles. Beim<br />
Landgangsende wollen die Companeros das dann auch wieder vorgeführt bekommen,<br />
in dem sie den spanischen Namen sagen und Hein Mück das dazu passende Utensil vorzeigen<br />
soll. (Wie das <strong>bei</strong> Kondomen läuft, weiß ich nicht.)<br />
Ein sehr effektiver praxisverbundener Sprachunterricht.<br />
Nach einer Stunde ist die mitgeführte Habe aller paarundzwanzig Brennerei-Interessierten<br />
zollmäßig katalogisiert.<br />
Also, wieder aufgesessen!<br />
Wir werden in spanischer Sprache in die Geheimnisse der Zuckerrohrmelasse verar<strong>bei</strong>tenden<br />
Rumbrennerei eingeweiht. Ich unterbreche die technischen Ausführungen des Produktions-<br />
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