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Wäre ich bloß weitergelaufen und hätte auf mein Ausweisdokument verzichtet. Bis der triefige<br />
Wachmatrose mein Dokument wieder hervor mölt, bin ich von einem höheren Genossen<br />
Dienstgrad verhaftet. Später werde ich abtransportiert.<br />
210<br />
______________<br />
Ein Rolltor fährt <strong>bei</strong>seite, von Stahlhelm und Kalaschnikow bedient. „Steigen sie aus“!<br />
Von der Vorderfassade her kenne ich den monströsen Bau: MINISTERIUM FÜR<br />
STAATSSICHERHEIT, BEZIRKSDIREKTION ROSTOCK. Ein Einblick in den Hinterhof,<br />
hinter dem eisernen Rolltor, war bisher nur Auserwählten vergönnt.<br />
Die Autonummern der auf dem Hof parkenden Fahrzeuge sind verklebt.<br />
„Gehen sie links, gerade, rechts. Halt!“ Ich stehe vor einem Eisengitter. Wer oder wie viel<br />
hinter mir gehen, weiß ich nicht. Die Gittertür öffnet sich von Geisterhand. Kameras an den<br />
Wänden und gespannte Drähte. „Treppe hoch, hoch, links, gerade. Tür öffnen!“<br />
„Nehmen sie Platz“. Jetzt ist auch einer vor mir, in einem spärlich dekorierten Raum.<br />
„Wo sie jetzt gelandet sind, wissen sie ja sicherlich“ fragt der am Sprelacard-Tisch gegenüber.<br />
Er trägt Schlips und rote Haare.<br />
Ich weiß, das Gebäude ist ja nun wirklich nicht zu tarnen und kann mir auch erklären warum.<br />
Schließlich kenne ich die hochbrisante Seegrenze der Deutschen Demokratischen<br />
Republik und weiß auch, mit welchen Kanonen auf derartige Vaterlandsverräter geschossen<br />
wird.<br />
„Versuchte Republikflucht“ dröhnt es mir als Klassenfeind auch schon entgegen!<br />
Das Gequassel ist endlos. Es ist Sonntag nach Mitternacht: „Wir werden das überprüfen“.<br />
Tod und Teufel wird überprüft, am Sonntag in der Frühe. Wie macht der Typ das bloß, geht<br />
mir dauernd durch den Kopf. Jahrelang zurückliegende alte Kamellen werden aufgewärmt.<br />
Der Besitz von 4 US-Dollar, ohne entsprechenden Nachweis und 3 vom Zoll vor 3 Jahren<br />
gefundene Tonbandkassetten. Was der alles weiß, alles das belastet mich.<br />
Wenn ich endlich ein Geständnis ablege, erleichtert das meine Lage, wird mir ständig<br />
wärmstens empfohlen.<br />
Ich möchte schon meine Lage erleichtern, entgegne ich, denn ich muß kacken.<br />
Eine für diese Aufgaben ausgebildete Begleitperson erscheint. „Gehen sie links, rechts,<br />
halt!“ Ich erleichtere mich und gucke ihm da<strong>bei</strong> auf das Koppelschloß mit dem Zirkel und<br />
Ährenkranz und seine Selbstverteidigungsmittel, die er elegant am Koppel trägt.<br />
Die Fronten verhärten sich, auch mein genabel zurückbehaltener Stuhl. Ich soll endlich<br />
etwas gestehen, verlangt der Andere von mir. Ich weiß aber nicht was. „Na gut“, die Toilettenaufsicht<br />
erscheint wieder: „Gehen sie links, nach unten, halt“. Eisentür. „Rechts, nach unten,<br />
nach unten.“ Da unten ist wieder ein Anderer. Leutemangel haben die nicht, sonntagfrüh um<br />
vier. „Taschen entleeren, Armbanduhr abgeben, ausziehen, alles!“ Meine Ranger-Ausrüstung<br />
wird gewissenhaft erfaßt und kommt in eine Tüte.<br />
Ein Taschentuch<br />
Fahrerlaubnis, Autopapiere<br />
Ein Taschenmesser<br />
Auto- und Wohnungsschlüssel<br />
Ein Röhrchen Natrontabletten<br />
Eine Armbanduhr, Marke UMF<br />
Brieftasche: Inhalt 32,57 Mark der Deutschen Notenbank der DDR