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Neben den <strong>bei</strong>den großen griechischen Flößen kommt auch das kleine Sechs-Mann-Floß in<br />

den Schrottcontainer. Ich nehme das kleine handliche Rettungsfloß mit nach Hause.<br />

In Schwaan an der Warnow mache ich im Sandgarten damit eine Kinderveranstaltung. Mein<br />

Bengel ist schon ganz erpicht auf die Signalmunition, die wir dann Silvester verballern<br />

könnten. Angelhaken und Taschenmesser müßten ja auch in der Ausrüstung sein.<br />

Die Kinder ziehen an der Reißleine, als sie am letzten Ende kräftig anreißen, ertönt im Inneren<br />

des Floßes ein ganz leiser Pups.<br />

Das war es dann.<br />

Ich hole die Werkzeugtasche und durchtrenne gewaltsam die festgegammelten Banderolen,<br />

die eigentlich durch den Innendruck brechen sollten. Als ich die <strong>bei</strong>den Halbschalen auseinanderbreche,<br />

kommen den erwartungsvollen Zuschauern drei Eimer Wasser entgegen.<br />

Die Gummihaut des Floßes ist als solche nicht zu erkennen, das Material ist total verfärbt und<br />

porös. Das Päckchen mit den Ausrüstungsgegenständen ist nur ein Klumpen, Angelhaken<br />

und Messer ein Rostbatzen. Die Druckluftflasche ist gerade noch als solche zu identifizieren.<br />

Das einzige noch funktionstüchtige Teil ist die Gummi-Schildkröte zum manuellen Nachpumpen<br />

der Luftkammern. Porös ist deren Gummi aber auch schon.<br />

Es ist unfaßbar!<br />

Mit solchen Rettungsmitteln fahren bedauernswerte Seeleute zur See, deren Reeder den<br />

Frachterlös nicht durch die unnötigen Ausgaben für Rettungsmittel schmälern möchten.<br />

Schiffe müssen, genau wie Autos, regelmäßig zum TÜV. Aber mit einem Heimathafen<br />

Monrovia am Heck, findet sich dort wohl ständig eine Klassifikationsgesellschaft, die den<br />

TÜV-Schein unten an der Pier ausstellt, ohne das Schiff jemals betreten zu haben.<br />

Die Maschinenanlage, die Pumpen, überhaupt die Technik, die das Geld auf einem Tanker<br />

verdienen muß, funktioniert. Für das übrige schmückende Beiwerk wurde <strong>bei</strong>m Bau des<br />

Schiffes kein einziger Cent investiert.<br />

Das Schiff hat nur einen achterlichen Aufbau. Das ist ein enger Turm. Es herrscht Platzmangel.<br />

Meine Funktechnik taugt nichts. Ich ärgere mich damit maßlos herum.<br />

Das machen wir alle auf dem Schiff. Die Truppe allerdings, die das Betriebsklima ausmacht,<br />

ist eine verschworene Gemeinschaft. Wir überstehen das Jahr unter diesen miesen<br />

Bedingungen. Danach geht das Schiff wieder nach Lissabon in die Werft.<br />

178<br />

Kaschuben, Masuren<br />

und andere herrliche Menschen<br />

Der Tanker hat jetzt ein Jahr lang Geld verdient und anders wie der geizknochige griechische<br />

Erstbesitzer, investiert die Reederei einen Teil davon, um menschenwürdige Bedingungen an<br />

Bord zu schaffen.<br />

Herr Kossak ist Bauleiter der Lisnave-Werft. Er gehört einem sehr bemerkenswerten Volksstamm<br />

an, er ist Kaschube und stolz darauf!<br />

Gustav, unser Chief gehörte früher in der Gegend zu dessen kriegerisch-verfeindeten Nachbarstamm,<br />

er ist: Masure!<br />

Kossak und Michalzik verteidigen täglich auf’s Neue gegeneinander ihre ethnischen<br />

Vorzüge.<br />

Der Kaschube belegt den Masuren: „Ihr könnt doch nur Schlittschuhlaufen und Bären<br />

fangen. Was machst du denn auf so einem Schiff?“

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