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und riecht dann aus der abgedeckten Grube heraus wie Sauerkraut oder auch Sauerfutter,<br />
womit <strong>bei</strong> uns zu Hause die LPG-Kühe über den Winter gebracht werden.<br />
Auf schräg gegen die Sonne gestellten Ebenen trocknen winzige Flußkrebse, nur etwa doppelt<br />
so groß, wie <strong>bei</strong> uns daheim die fettesten Wasserflöhe. So habe ich als Bengel früher<br />
auch mein Fischfutter getrocknet, nur hier essen das die Leute selbst.<br />
Wir werden zum Mittagessen eingeladen. „Merci madame“, das ist wirklich sehr nett, aber, zu<br />
dumm, wir haben keinen Hunger. Aber trotzdem, „merci beaucoup!“<br />
Um nicht in Verdacht zu kommen, mich hier abfällig zu äußern: Wir haben sehr oft von<br />
Conakry guinesische Passagiere auf Einladung des Zentralrates der FDJ oder des FDGB mit<br />
nach Rostock genommen. Zum Abendessen stand dann gelegentlich unser hoch verehrter<br />
Harzer Käse auf der Back. Je zerlaufener, desto schmeckt!<br />
Der Tisch unserer Passagiere war dann stets zu klein, um diese Distanz zu erreichen, in der sie<br />
den Stinkerkäse gern von sich geschoben hätten. Ist doch logisch. Wer in der Welt ißt denn<br />
sonst noch freiwillig so ein verpestetes Zeug?<br />
Die Frauen versuchen, uns mit kleinen Hühnereiern von ihren Zwerghühnchen einen Gefallen<br />
zu tun. Die nehmen wir ihnen natürlich auch nicht ab. Die Leute hier haben doch kaum<br />
etwas und müssen für ihren Lebenserhalt ganz schön schindern.<br />
Junge Männer sind in den Dörfern selten anzutreffen. Die ar<strong>bei</strong>ten irgendwo auf „Montage“.<br />
Das eine Mal bringt uns der Dorfälteste ein Batterie-gespeistes Radio, das den Geist aufgegeben<br />
hat.<br />
Ich untersuche die Kiste und finde einen ‚ab-ben’ Draht.<br />
Im Feuer der Gemeinschafts-Kochstelle auf dem Dorfplatz mache ich einen Schraubenzieher<br />
aus dem Bootswerkzeug warm und löte damit den Draht einigermaßen wieder an.<br />
Nachdem die Blockbatterie, diesmal richtig gepolt, angeschlossen wird, rauscht es wenigstens<br />
wieder in dem Volksempfänger. Aber irgendwelche signifikanten Zeichen kriege ich<br />
nicht rein.<br />
Der Häuptling ist dennoch ganz happy und meint, das ist völlig normal, „Radio Conakry“<br />
beginnt erst um 16.00 Uhr mit seinem Programm.<br />
Dann ist es so weit, 16.00 Uhr, alle Dorfbewohner umringen das Radio.<br />
Ein pompöses Erkennungszeichen des Senders dröhnt durch den Busch: „Ici Radio Conakry!“<br />
Jetzt bin ich in dem Dörfchen am Ufer des Melacoré der Größte der Welt!<br />
Wir blasen zum Sammeln, die Ebbe muß gleich einsetzen.<br />
Unsere Truppe wandert im geordneten Rückzug zum Fluß hinab.<br />
Alarm! Das Boot ist nicht einsatzfähig!<br />
Bis zum Dollbord wurde die große Barkasse von den dankbaren Dorfbewohnern mit Kokosnüssen<br />
zugeschüttet, nicht einmal die Duchten zum Hinsetzen sind freigeblieben. So viel ist<br />
dem Dörfchen das nun wieder brauchbare Radio wert. Wir müssen 90 Prozent der Ladung<br />
wieder löschen. Bambusstangen liegen auch noch längs über dem Boot, weil sich dafür einer<br />
im Dorf interessiert zeigte.<br />
„Keule“ Bürgin, der II. Offizier führt das Kommando.<br />
Er flucht wie ein Rohrspatz über den ganzen Plunder, den jeder sonst noch am Mann führt<br />
und unbedingt mitnehmen muß, u. a. von zwei Hektar blühendes Grünzeug. Die meterlangen<br />
Bambusstangen werden schließlich achtern angebändselt und ins Schlepp genommen.<br />
Diese Ausflüge haben was.<br />
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