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wirklich als völliger Ballast mit drei Ärmelstreifen nur auf den Tiefgang des Schiffes geringfügigen<br />
Einfluß hat. Ernesto drangsaliert uns nach der Wache mit dem Fach „Funknavigation“.<br />
Wir hängen teilweise seekränkelnd und müde ziemlich durch. Ernesto, das alte Leder befiehlt<br />
Härte!<br />
Wir peilen alle nur möglichen Funkfeuer an, zählen teilweise mit konträren Ergebnissen die<br />
Punkte und Striche der Konsolfunkfeuer von Lugo und Sevilla aus und fuhrwerken dann mit<br />
den Kursdreiecken in der Seekarte umher, um aus X-gepeilten Standlinien die Schiffsposition<br />
zu ermitteln. So gänzlich nutzlos ist unser Tun nicht, der 3. Offizier reißt sich zum Wachende<br />
ganz gerne unseren Ort unter den Nagel. Wenn er mittags keine Sonne hat, ist unsere Position<br />
allemal genauer, als evt. der schon von drei Wachen gekoppelte Ort.<br />
Im nachhinein erblasse ich jetzt noch in Ehrfurcht vor den U-Boot-Navigatoren der Weltkriege,<br />
die mit ähnlichen navigatorischen Primitivmitteln, teils in permanenter Unterwasserfahrt<br />
und stark havariert ihre Stützpunkte zwischen den Felsen in Brest oder La Rochelle<br />
gefunden haben.<br />
Der Felsen von Gibraltar erscheint mir fotografierenswert, obwohl auf dem Orwo-Dia später<br />
nur ein Pickel am Horizont erkennbar ist. Das Dia entsorge ich nach ein paar Jahren zusammen<br />
mit 250 Sonnenuntergängen hinter Palmen in 5 Seemeilen Entfernung. Nicht hinter den<br />
Palmen, zu Hause in der Mülltonne.<br />
Die etatmäßig in der Straße von Gibraltar wohnende Delphinherde treibt es ganz heftig vor<br />
unserem Steven. Die Tiere haben schiffserkennungsdienstlich schwer was locker. Ihre Meßtechnik<br />
sieht schon von weitem, welcher Schlorren sich nur mühsam vorwärts schiebt oder<br />
wer das in delphinunfreundlicher Brass-Fahrt macht.<br />
Ich habe sie später hunderte Male beobachtet. Sie schwimmen <strong>bei</strong> einem fahrenden Schiff<br />
nie auf den Steven zu, sondern mit einem Vorhaltewinkel immer auf einen Punkt auf dessen<br />
Kurslinie weit vor dem Dampfer. Je schneller sie die Schiffsgeschwindigkeit vorher eingemessen<br />
haben, je weiter vor dem Steven legen sie ihre imaginäre Ansteuerungstonne.<br />
Unsere 12 Meilen-Schleichfahrt kommt den verspielten Tieren wie gerufen. Ein Ruf hallt<br />
anscheinend durch die Herde, die Delfis unterbrechen ihr Herumtollen und eilen aus den<br />
entlegenen Winkeln her<strong>bei</strong>. Mutter und Kind mit Kind und Kegel. Wenn sie die Bugwelle<br />
erreichen, drehen sie aus ihrem Kurswinkel elegant auf den Schiffskurs ein und hechten nun<br />
in mehreren Lagen übereinander schwimmend vor dem Dampfer her. Die Jungtiere bleiben<br />
da<strong>bei</strong> ganz dicht <strong>bei</strong> ihrer Mutter. In der oberen Lage schwimmen die Tiere in der Walze der<br />
Bugwelle immer nur wenige Sekunden, sie versorgen sich mit Luft und machen der nächsten<br />
Lage Platz.<br />
Diese Wechsel sind trainiert, so wie <strong>bei</strong>m Radrennen das <strong>bei</strong> einem Mannschafts - Vierer<br />
abläuft. Ab Schiffsgeschwindigkeiten von etwa 18 Knoten scheiden sich dann die Delphingeister.<br />
In der Bugwelle eines solchen Schrittmachers kämpfen nur die besten Kurzstrecken-<br />
Spezialisten der Herde. Zum Abtrainieren und Glieder ausschütteln eignet sich nach dem<br />
Streß in der Bugwelle die keilförmig ablaufende Heckwelle des Schiffes. Darin dallern dann<br />
die Energiebündel voll Lebensfreude umher, bis der nächste langsam laufende<br />
Entgegenkommer sie wieder in ihr Revier mit zurück nimmt.<br />
Ich beneide die Delphine um ihre Lebensfreude, denn die meinige nimmt zusehens ab. Am<br />
übernächsten Morgen im ägäischen Meer möchte ich gar nicht mehr leben.<br />
In der Nacht donnerte die überkommende See gegen das Poophaus. Der Dampfer geht wie ein<br />
Lämmerschwanz. Durch das runde Bullauge schaue ich einmal in den Himmel und nach zehn<br />
Sekunden auf die aufgewühlte See. Die Wache schraubt dann die Panzerblende zum Schutz<br />
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