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unwahrscheinlich viele wertvolle Valuta. Das erhofft sich zumindest die Staatskasse. Statt<br />
dessen hat sie nun den geborgenen Erzengel am Hals, den der griechische Eigner, statt der<br />
Begleichung seiner Bergungsschulden nun der Bergungsfirma überläßt.<br />
Der „Archon Gabriel“ ist ein ehemaliger „Liberty“-Dampfer. Von diesen Schiffs-Typen wurden<br />
zur Zeit des II. Weltkriegs über 4000 Schiffe in den USA billigst und schnellstens zusammengenietet.<br />
Dann mußten die Schiffe je zehntausend Tonnen Kriegsgerät nach Europa<br />
transportieren und um ihr Ziel zu erreichen, meist nur von einem Bootsmann kommandiert, im<br />
Geleit immer einem navigierenden Leithammel hinterherfahren. Für jeden Frachter, den die<br />
deutschen U - Boote erwischten, wurden schleunigst hundert neue auf Kiel gelegt.<br />
Die „Liberty“ erreichten mit nur 2500 dampferzeugten PS <strong>bei</strong> schönem Wetter gerade 9 Knoten<br />
Marschfahrt und wurden so häufig ein gefundenes Fressen für die feindlichen U-Boote.<br />
Jetzt in friedlichen Zeiten ein willkommenes Trainingsgerät für die Delphine.<br />
Nur noch die Koggen, schoben einen so delphinfreundlichen dicken Steven mit einer schönen<br />
tragenden Bugwelle so gemütlich langsam durch das Wasser, daß auch Pensionäre,<br />
Schwangeren, Kleinkinder und die Vollgefressensten vor dem Steven der E.M.A. ihre<br />
bewegungs-therapeutischen Programme gemütlich abspulen könnten.<br />
An so einem Eimer ließ nun der VEB Schiffsbergung seine schwere Bergung ablaufen um<br />
sich den Pudel dann schenken zu lassen. Jetzt bekehrt die Deutsche Seereederei den heiligen<br />
„Archon Gabriel“ zum Freiheitsdichter ERNST-MORITZ-ARNDT.<br />
Das Schiff ist nach menschenwürdigen Gesichtspunkten nicht bewohnbar. Es geht nach<br />
Danzig in die Werft und wird dort so aufgemotzt, das Funkoffizier Schäfer nicht mehr von ihm<br />
lassen kann.<br />
Ihn vertrete ich nun für eine zweimonatige Reise. Zwei Monate wilde Schinderei.<br />
Außer den normalen Funkbetrieb erledigte mein Vorgänger auf seiner „E.M.A.“ die gesamte<br />
Verwaltungsar<strong>bei</strong>t, d. h.<br />
• Die Proviantabrechnung gemäß des Verpflegungssatzes von 6,- M pro Mann,<br />
• Die Handgeldabrechnung (für Offiziere 2,70 Valuta-Mark) pro See- und ausländischen<br />
Hafentag<br />
• Die Transit-Waren-Ausgabe und Abrechnung und<br />
• als größten Horror, die Lohnabrechnung für 44 Mann.<br />
Das kann doch nicht so schlimm sein, meint da sicher so mancher Leser, der jetzt im technisierten<br />
Zeitalter evtl. auch schon sein Erinnerungsvermögen strapaziert: “Wie ging das noch<br />
mal mit zu Fuß multiplizieren?“<br />
Die Reederei hatte das Schiff zwar schnuckelig bewohnbar gemacht, aber das finanzielle<br />
Opfer für die Anschaffung einer Rechenmaschine nicht erbracht.<br />
Der elektronische Taschenrechner war noch nicht erfunden. Wenigstens ein solcher Winzling,<br />
im heutigen Scheckkarten-Format für 1• hätte mich damals glücklich gemacht.<br />
Bei Schiffsversorgung in Rostock gibt es keine Kartoffeln. Jedenfalls nur ein paar Sack.<br />
„Bescheinigen sie mir bitte ihre Lieferunfähigkeit“ verlange ich vom Filialleiter. Dieses Ticket<br />
wird mir verweigert, mit der Begründung, daß ich es dann ja schriftlich hätte, daß in der DDR<br />
die Kartoffeln knapp sind. Ein Zentner Kartoffeln kostet in der DDR 6,30 Mark, falls vorhanden.<br />
Das Schiff bunkert die benötigten Grundnahrungsmittel in Alexandria/Ägypten nach.<br />
Den Sack für 36,- DM wertvolle Valuta.<br />
In „Alex“ läßt mich die Devisenabrechnung verzweifeln. Den deutschen Handgeldanspruch<br />
in Pfunde und Piaster ummünzen, in 44 verschiedenen Ansprüchen zum Landgang ausgeben<br />
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