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ungünstig. Renntaugliche Kakerlaken mit einer Länge über alles von sechs bis acht Zentimetern<br />
und gut ausgebildeter Oberschale, die auch eine gut sichtbare Rückennummer tragen<br />
kann, gedeihen nur in langanhaltendem feuchtwarmen Kombüsenklima. Die chinesische<br />
Kontinentalkälte ließ die gegenwärtige Population an Bord degenerieren und bringt keine<br />
dressurfähigen Rennkakerlaken hervor.<br />
Ersatzweise kommen Bären zum Einsatz.<br />
Fünft oder sechs Leute haben für 60 Fen im Shop, an der langen Bar in Shanghai, kleine<br />
schwarze Spielzeugbären erworben.<br />
Ich auch.<br />
Nach dem Aufziehen setzen diese einen Huf vor den anderen, wackeln mit dem Schädel und<br />
peesen ordentlich los. Mit diesen Viechern werden jetzt im fortgeschritteneren Stadium des<br />
Ostasienkollers enthusiastisch umjubelte Bärenrennen veranstaltet. Nach jedem Rennen<br />
muß allerdings, nach heißen Diskussionen, das Regelwerk geändert werden. Mehrere schlichtende<br />
Schiedsrichter, die nicht im Besitz eines Bären sein dürfen, haben alle Hände voll zu<br />
tun. Jeder Bär hat seinen Stolz und unterschiedliche Veranlagungen. Klaus Völlmers Bär<br />
sprintet nach dem Startschuß aus den Startlöchern wie Jesse Owens. Dieser Hektiker gewinnt<br />
jeden Sprint, hängt aber nach 74,37 cm die Zunge raus. Meiner keult im Paßgang,<br />
gemäßigten Schrittes hinter dem Hektiker her, schmeißt dann aber erst nach 91,71 cm das<br />
Handtuch.<br />
Auf den übrigen Startbahnen herrschen ähnlich konträre Verhältnisse.<br />
Nur Cross und Hindernislauf schafft nach Jury-Entscheid einigermaßen Chancengleichheit.<br />
Vorerst.<br />
Am nächsten Renn-Donnerstag, nach der coffee-time, sind sämtliche Bären des kompletten<br />
Starterfeldes gedopt.<br />
Die Juroren finden kleine Metallhaken unter den Bärentatzen, Schmirgelleinwand auf allen<br />
Gliedmaßen, Antirutschbelege und tiefergelegte Schwerpunkte, um die von der Jury in den<br />
Weg gelegten Hindernisse besser und schneller zu erklimmen.<br />
Doktor Pfeil’s Bär ist natürlich auch mit allen Unredlichkeiten ausgestattet.<br />
Ich besteige die Emma<br />
Im März 1961 endet mein Typ-IV-Schiff - Einstand und damit der vorteilhafte Umstand, als<br />
zweiter Funkoffizier unter Anleitung Erfahrungen sammeln zu können. Jetzt beginnt der Ernst<br />
des Lebens, die nächsten zwanzig Jahre muß ich als ständiger Einzelkämpfer auf den Schiffen<br />
der Reederei weltweit meine Wellen ausbreiten.<br />
Als erstes vertrete ich urlaubsweise Funkoffizier Gerd Schäfer für eine Mittel- und<br />
Schwarzmeer-Reise. Gerd Schäfer ist seine Emma ans Herz gewachsen. Emma ist der reedereiweite<br />
Kosename für die „E.M.A“ oder ausgeschrieben: Dampfschiff „Ernst-Moritz-Arndt“ /<br />
DHZY.<br />
Die „E.M.A.“ ist ein teuer bezahltes griechisches Geschenk und hieß vorher „Erzengel Gabriel“.<br />
Der Erzengel sieht im Winter 1958 in der Ostsee nicht so recht durch und kommt im DDR<br />
- Hoheitsgewässer vor der Greifswalder Oie auf dem Grund fest. An ihm zotteln nun die PS -<br />
schwachen Schlepper des VEB Schiffsbergung herum und bekommen ihn erst vom Grund<br />
frei, nachdem ein Teil der Eisenerzladung aus Brasilien auf Schuten umgeschlagen wurde.<br />
Das havarierte Schiff wird nach dem Freikommen nach Szczecin geschleppt.<br />
So etwas erfüllt den Tatbestand der „schweren Bergung“ und erbringt mit etwas Glück<br />
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