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Heckwelle an Höhe das Achterschiff <strong>bei</strong> weitem überragte.<br />

Der Obermafiosi des Hafens, ist wie in allen südamerikanischen Häfen, der Zollchef selbst.<br />

Er schickt seinen Dienst-Jeep zwecks Abtransport des zollfreien Schmuggelgutes. Kapitän<br />

Laasch hat mittlerweile einen für <strong>bei</strong>de Seiten passablen Deal gefunden. Er schenkt nicht<br />

jedem Bedürftigen einen Karton Whiskey, sondern verkauft in größeren Posten zu den<br />

sagenhaft günstigen Preisen des VEB Schiffsversorgung Rostock, plus einen geringfügigen<br />

Aufschlag zur Deckung der Gestehungskosten. Der Zollchef trägt dann meist zwölf bis<br />

fünfzehn Kisten ganz kostengünstig ab, die übrigen Beamten der Immigration und der Lotse<br />

in etwas geringeren Dimensionen. Danach hat das Schiff keinerlei Probleme mehr. Jetzt<br />

könnten wir auch zehn Panzerwagen ein- oder ausführen und mit einem schweren Maschinengewehr<br />

auf dem Rücken durch das Zolltor marschieren. Beim Passieren mit einem Transporter<br />

voll Hasch, müßte man halt der Torwache eine Tüte voll abgeben. So wie es eben<br />

südamerikanischer Landessitte entspricht.<br />

Wer sich an diese Gesetze hält, schafft sich keine Probleme.<br />

Dem gestrengen DDR-Zoll und den Reederei-Gewaltigen ist dieses Geschäftsgebaren<br />

natürlich zähneknirschend aufgefallen. Aber sie verzichten lieber auf das Austesten der<br />

südamerikafeindlichen These: „Ehrlich währt am längsten!“<br />

Mit den „Kleinvieh macht auch Mist“ erwirtschafteten Dollars aus den Whiskeyverkäufen<br />

gönnt der Kapitän dann <strong>bei</strong> Gelegenheit der Besatzung ein Vergnügen, z.B. eine erlebnisreiche<br />

Inselrundfahrt auf Curacao.<br />

Sofort nach dem Festmachen okkupiert die Schar der „Tschinscher“ das Schiff. Nach ein paar<br />

Reisen kennt man sich. Jeder hat seinen Geschäftspartner, man pflegt die Beziehungen und<br />

macht sein kleines Geschäftchen. DDR-Leinwand-Turnschuhe, Textilien oder Koffer gegen<br />

ecuadoranische Sucre. 27 Sucre ergeben einen richtigen US-Dollar. Somit haben wir als<br />

valutamäßige Sozialhilfeempfänger hier unser auskommen..<br />

Nur einer kann gemäß seines Gelübdes damit schlecht leben und kommt in Teufels Küche,<br />

unser verehrter Politoffizier!<br />

Eines Tages faßt er sich ein Herz und die Tschinscher am Schlawittchen. Er treibt sie alle von<br />

Bord. Aber mit mäßigem Erfolg, sehr bald sind alle wieder da. Mit dieser Maßnahme verstieß<br />

der Politnik ganz eklatant gegen das Grundgesetz Lateinamerikas. Diese Gesetzesübertretung<br />

wird demzufolge nach lateinamerikanischen Gesetz geahndet. Das ist schmerzlich für den<br />

Politoffizier und keiner von der Besatzung hat ihm das gegönnt.<br />

Zweihundert Meter vom Hafentor entfernt, am hellichten Tag verspürt der Politoffizier im<br />

Leib einen stechenden Schmerz. Er hat seine Frau da<strong>bei</strong>, sie schleppt ihn und er sich selbst<br />

zur Hafenwache. Ein Negerbengel hat ihm auf dem Gehsteig im Vor<strong>bei</strong>gehen ein Stilett in den<br />

Leib gerammt. So eine gemeine Stichwaffe mit einer sehr langen dünnen, <strong>bei</strong>dseitig<br />

geschliffenen, spitzen Klinge. Der Mann hat nach Aussage der Ärzte ein sagenhaftes Glück.<br />

Der lange Stich ging an Leber und Milz vor<strong>bei</strong>, aber tief in den Leib hinein. Der Schwerverletzte<br />

bleibt in Marcalla im Krankenhaus. Seine Frau muß mit uns, aber ohne ihren Mann,<br />

die Heimreise antreten.<br />

Mir hängt in dem gleichen Straßenabschnitt plötzlich so ein dunkelhäutiger Typ am linken<br />

Arm und versucht die Armbanduhr abzustreifen.<br />

Das Glashütter Gliederarmband hält dem Stand. Ich drehe mich um und renne in der ersten<br />

Anwandlung von Wut dem Flüchtenden auch noch hinterher. Er war noch in der Ausbildung,<br />

sonst hätte er mir kurzer Hand aber langstilettig per Pansenstich, die Wut aus dem<br />

Bauch gelassen.<br />

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