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Drei Tage später läuft der polnische Maler JAN MATEKU ein. Es kommt zu spontanen<br />
Verbrüderungsszenen. Nach Tagen verabschieden wir uns von unseren polnischen Berufskollegen<br />
<strong>bei</strong> Mao Dei im Interclub. Morgen sollen wir auslaufen.<br />
Unser Bedarf an Hsingkang ist auch gedeckt.<br />
Wir bitten die polnischen Leidensgenossen noch zu einem letzten Gläschen zu uns an Bord.<br />
Dagegen hat aber der chinesische Gangway-Posten vor unserem Landgang seine Einwände.<br />
Der polnische Adler auf deren Seefahrtsbüchern sieht geringfügig anders aus als Hammer,<br />
Zirkel und Ährenkranz auf unseren blauen Dokumenten. Unsere <strong>bei</strong>den polnischen Freunde<br />
dürfen zu dieser nächtlichen Stunde nicht mit an Bord und erbosen sich darüber ganz enorm.<br />
Der Pole reißt dem chinesischen Posten die wärmenden Schapka vom Kopf, beschimpft ihn<br />
mit: „Kurwa, yellow tiger“, packt dessen Dienstfahrrad, das am untersten Gangway-Podest<br />
lehnt und wirft es in den Bach. Zum Glück klemmt sich der chinesische breite Gesundheitslenker<br />
des Dienstrades zwischen der Spundwand der Pier und der Bordwand der DRESDEN<br />
fest. Es gibt gewaltige behördliche Huddelei.<br />
Ich hoffe, daß dieser Offizier der JAN MATEKU sein Seefahrtsbuch behalten hat. Ich hätte<br />
das meinige, nach solch einem ungebührlichen Verhalten, in Rostock abgeben dürfen: „Schädigung<br />
des Ansehens der Deutschen Demokratischen Republik!“<br />
42<br />
Shanghai, die zweite<br />
Wir versegeln vom nordchinesischen Hsingkang wieder mit Südkurs nach Shanghai, zur<br />
Übernahme der Rückladung. Ich weiß jetzt nach so langer Zeit nicht mehr, was uns die<br />
Chinesen da in das Schiff packten, aber die begehrtesten Importartikel der DDR aus China<br />
waren damals Ar<strong>bei</strong>tsklamotten und Stacheldraht.<br />
Diesmal gehen wir in Shanghai in mitten des Jangtse-Flusses an die Festmachertonnen und<br />
laden von Schuten aus.<br />
Beim zweiten Landgang in Shanghai fühle ich mich ja schon als alter Hase.<br />
Der Seemannsclub in Shanghai beansprucht für sich, die längste Bar der Welt zu beherbergen.<br />
Der Tresen ist in der Tat so lang, das die ledernen Barhocker am anderen Ende des<br />
Tresens nur noch wie Steinpilze aussehen. Das kommt durch die Paraly..., die Paraphra... na<br />
durch die Verzerrung wegen der großen Entfernung.<br />
Hinter diesem Tresen fungieren eine Menge Barmixer, ständig mehr, als vereinzelt Gäste vor<br />
diesen auf den Hockern hocken. Die Barmixer tragen blaue Ar<strong>bei</strong>tsanzüge, hier im beheizten<br />
Innenbereich allerdings nicht wattiert, die übliche blaue Mütze und die übliche Kokarde<br />
daran, den roten Stern.<br />
Die alten Typ-IV-Freaks lassen die alten Geschäftsbeziehungen aufleben. Man kennt sich<br />
schließlich aus in Shanghai und ruft nach Ober Hans.<br />
Ober Hans ist ein Unikat, ein herrlicher Mensch.<br />
Er trägt blauen Ar<strong>bei</strong>tsanzug, blaue Mütze mit rotem Stern und spricht ein gut verständliches<br />
Deutsch, <strong>bei</strong> dem man sich aber dennoch <strong>bei</strong> jedem Wort kringeln könnte. Ober Hans hat<br />
natürlich auch einen dreisilbigen vernünftigen chinesischen Namen, aber damit belastet er<br />
uns nicht. Hans hat seine beachtlichen gastronomischen Fähigkeiten im österreichischen<br />
Tirol erworben und da<strong>bei</strong> auch die dort gebräuchliche, dem deutschen ähnliche Schluchten-<br />
Mundart erlernt. Diesem Schnadelhupfer-Dialekt hat er dann noch seinen chinesischen Akzent<br />
aufgepfropft und mit diesem berät er uns jetzt <strong>bei</strong> der Zusammenstellung unserer chinesischen<br />
Menüs.<br />
Ich muß <strong>bei</strong> der Gelegenheit ein Wort über, nach meiner Meinung, verpaßte lukullische