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Der Federweiße schwappt aus dem Gärröhrchen und hebt den Deckel an.<br />
Ich muß neu verkitten.<br />
Als alles zur Ruhe gekommen ist, wird in einem geheiligten Ritual das Eröffnungsverfahren<br />
eingeleitet.<br />
Ich habe eine ganz fantastische ca. dreißigprozentige Bananen-Essigessenz produziert. Mit<br />
vier Mann wuchten wir das Faß samt Gärröhre über den Schiffszaun. Eine Opfergabe für<br />
Rasmus, obwohl der mit seinem Seegang den Wein eigentlich maßgeblich versaut hat.<br />
136<br />
Ein Monsterkaktus am Warnemünder Strand<br />
Die nächste Reise studieren wir jetzt die richtige, knallharte Fruchtschiffahrt. Das Schiff geht<br />
nach Kolumbien, Ladehafen Santa Marta.<br />
Santa Marta ist ein malerischer Flecken.<br />
Gleich hinter dem Fruchtschuppen erhebt sich das Gelände zu den erhabenen Gipfeln der<br />
Sierrra Nevada de Santa Marta.<br />
An der Frucht-Pier mit Gleisanschluß und Elevatoren pulsiert das Leben. Das flutscht nur so<br />
und der Bananen-Nachschub floriert. Nur <strong>bei</strong> unserem Ablader gerät er kurzfristig ins<br />
Stocken. Nur vier Stunden stagniert der Nachschub. Die Festmacher schmeißen unsere<br />
Leinen los. „Sie warten draußen auf Reede, Kapitän, bis ihre Firma wieder liquide ist.“<br />
So läuft das hier. Auch hier haben wir wieder ein wenig mehr Zeit als die Kollegen auf den<br />
United-Fruit-Jägern.<br />
Wir bilden eine Seilschaft und besteigen die Anden. Die unwahrscheinlich wuchernden<br />
Kakteen an den Hängen stechen uns ins Auge. Sie werden hier als unwillkommenes Unkraut<br />
angesehen und haben etwa den Stellenwert, wie <strong>bei</strong> uns ein Klettenbusch.<br />
Zu fünft ziehen wir los, mit Tragetüchern, Stricken und Macheten. “Bringt mir mal einen mit“,<br />
ruft der E.- Ing. vom Winchenhaus. Er kann nicht von Bord und muß während des hektischen<br />
Ladebetriebes seine Elektrik bemuttern.<br />
An den Andenhängen fällt sich jeder ein, zwei handliche Exemplare und verpackt sie für den<br />
Transport nach den Regeln des Unfallschutzes. Für den E.-Ing. fällen wir ein stattliches<br />
Exemplar und haben daran schwer zu buckeln. Das Gewächs mißt über drei Meter. Durch das<br />
Außenschott in den Gang befördern wir noch das Langholz. Da<strong>bei</strong> müssen wir aber schon<br />
die Tricks der Teppich-Rollen-Transporteure anwenden.<br />
In die Kammer vom E-Mix paßt das Geschoß natürlich nicht hinein. Nur ganz schräg, ein<br />
Stück ragt noch in den Gang hinaus. Da tritt aber niemand drauf. Der E-Mix ist <strong>bei</strong> der<br />
Anlieferung nicht zu Hause. Als er kommt, motzt er herum: „So einen Koventsmann wollte ich<br />
nicht.“ Schweinchen holt mit seinen Leuten das Prachtstück wieder ab und lascht es an Deck<br />
hochkant am Winchenhaus fest. Dort steht es zwei Reisen und grünt dennoch prächtig im<br />
Saft vor sich hin. Danach geht das Schiff in Warnemünde im Frühsommer in die Werft. Die<br />
Decksgang entlascht den Riesenkaktus und zieht damit an den Strand. Dort graben sie ihn<br />
ein und sitzen mit ihren Reederei-Tropenhüten drum herum und spielen Mexiko.<br />
Ein älterer Herr kommt des Wegs und meint: „Jungs, verkauft mir diesen Kaktus. Ich gebe<br />
euch 50 Mark!“ „Na klar, ist gemacht Meister“, besiegelt Schweinchen das Geschäft und<br />
macht sich flugs mit seinen Leuten auf, die 50 Mark im „Atlantik“ nutzbringend anzulegen.