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Das Abendessen läuft uns nicht weg, nur in den <strong>bei</strong>den Messen auf dem Fußboden von<br />
einer Längswand zur anderen. Alle entbehrlichen Hände klammern sich nun achtern im<br />
Rudermaschinenraum verbissen am Notruder fest. Auch ich tue dort mein Möglichstes.<br />
Dieses Notruder-Monstrum haben wir schon jahrelang belächelt aber nie einmal, wenigsten<br />
probehalber, benutzt.<br />
Das Ding ist groß wie ein Mühlenrad. Das heißt, wie zwei Mühlenräder hintereinander auf<br />
einer Achse. So können davor, dahinter und zweimal mittendrin 10, 12 Männer irgendwo hin<br />
drehen. Aber, immer wenn das großflächige Ruderblatt des Schiffes von einer kräftigen Welle<br />
eins verplettet bekommt, hebt es auf der dazugehörigen Seite des Ruderrades ein paar<br />
Männer in die Höhe. Weil das große Ruderrad mit Ketten direkt mit dem Ruderblatt des<br />
Schiffes verbunden ist, reagiert es dementsprechend auf jeden Seeschlag ganz kraftvoll. Die<br />
Sprechverbindung zur Brücke funktioniert aus dem tiefen eisernen Inneren nicht, nun muß<br />
auch noch eine Rufverbindung aufgebaut werden, damit wir unten im Schacht wissen, wohin<br />
wir so kräfteraubend überhaupt kurbeln sollen.<br />
Wir halten dort unten das Schiff fern von den drohenden Klippen.<br />
Auf der Brücke geben die Techniker ihr Letztes. Der Dampfer schmeißt sich teilweise immer<br />
noch auf 40 Grad nach jeder Seite, weil das Schiff streckenweise uns Notrudergänger<br />
beherrscht und nicht umgedreht. Auf der Brücke haben sich drei Mann am Ruderbock verzurrt<br />
und halten nun ihrerseits Fiete, den Storekeeper in Position, damit der in aller Ruhe die<br />
Leckage am Kupferröhrchen hart löten kann. Um seine Gasflaschen muß man sich natürlich<br />
auch sorgen, sonst erschlagen die im Vor<strong>bei</strong>schauen die ganze Reparaturbrigade.<br />
Fiete hat was auf der Pfanne, das System ist dicht. Es wird neu aufgefüllt und der Dampfer<br />
nun wieder exakt gegen die See und von den Klippen weggedreht.<br />
Wir begeben uns zu Tisch.<br />
Das Wirtschaftspersonal hat das Handtuch geschmissen. Eine zweite Komplettgarnitur<br />
Geschirr wäre ja in den Lasten noch vorrätig, aber verpackt in Holzwolle.<br />
Wir hocken uns auf den Fußboden der Messen und schauen nach, was uns Rasmus so<br />
bescheret hat. Jeder findet eigentlich sein’s. Was gerade am jeweiligen Standort nicht<br />
vorhanden ist, kommt ganz bestimmt vorüber. Das Schiff geht ja immer noch wie ein Lämmerschwanz<br />
in der See. Gurken, Tomaten, Salz- und Pfefferstreuer, Gewürzsoßen, alles ohne<br />
kantige Konturen schaut <strong>bei</strong> jedem gelegentlich einmal vor<strong>bei</strong>. Nur die Butter backt dort fest,<br />
wo sie gelandet ist. Zu ihr muß man hinrobben.<br />
Auch die sechs Liter über Stag gegangener Kräutertee samt der zerschmetterten Kannen,<br />
beeinträchtigen flächenweise dieses besondere ‘sit-in’. Maritime Erlebnisgastronomie! Mann<br />
gönnt sich ja sonst nichts!<br />
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