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An der gemeinsamen Griffleiste muß man sich natürlich mit dem Nachbarn arrangieren, so<br />
wie auf der gemeinsamen Armlehne eines Kinositzes.<br />
Der Musentempel ist trotz des grimmigen Kontinentalklimas gut besucht.<br />
Ein schlitzäugiger Chinese sieht <strong>bei</strong>m Drücken einfach zu putzig aus und da ich in dieser<br />
heiligen Stätte nicht vor Lachen pietätlos losprusten kann, pinkle ich später an geeigneter<br />
Stelle in den lehmigen Fluß.<br />
Wir fahren mit einer Rikscha weiter.<br />
Der Fuhrunternehmer tritt kräftig in die Pedalen und bringt uns in der frischen Luft des<br />
Fahrtwindes zum Fähranleger.<br />
Uns ist das irgendwie peinlich.<br />
Schließlich ist man nicht als Pascha auf die Welt gekommen, nur mit zu geringer Knoblauchresistenz.<br />
Aus einem Ar<strong>bei</strong>ter- und Bauernstaat kommend und aus einer ebensolchen Familie,<br />
bin ich nicht gewöhnt, jemanden für mich so schindern zu lassen.<br />
Um mit solch einem Snobismus mein Gewissen nicht ein Leben lang zu belasten, gönne ich<br />
dem Tour de France-Anwärter ein fettes Trinkgeld. Er entnimmt der vollen Hand der ihm<br />
hingehaltenen Aluminium-Ships ohnehin nur wenige Fen, wirklich nur Pfennige. Ich schenke<br />
ihm zur Reinwaschung meiner versnobten Seele, mehr, als er für seine Transportleistung<br />
meiner hohlen Hand entnahm.<br />
Meine Seele bleibt schwarz bis zum jüngsten Gericht!<br />
Es ist absolut nicht zu machen, dem Kerl das Trinkgeld anzudrehen. Jeder China-Fahrer<br />
dieses Jahrgangs wird mir das bestätigen, die Chinesen in Mao’s Gefolge sind direkt schon<br />
atemberaubend ehrlich und zurückhaltend.<br />
Ich sinniere über die Kreuzung von soviel übertriebener Redlichkeit mit dem soviel übertriebenen<br />
Hinlangen zum Beispiel in Beirut oder Port Said.<br />
Nach einer Kutschfahrt durch Port Said dem Fuhrunternehmer eine volle Hand Piaster<br />
hinzuhalten, würde die verlangte Nachlieferung weiterer Hände, fast ohne Ende, heraufbeschwören.<br />
Wir besteigen die Fähre, die uns zur DRESDEN bringen soll. Das Schiff liegt an den Tonnen.<br />
Wir erwischen die verkehrte Fähre. Diese fährt flußaufwärts, zu den dort oben angebändselten<br />
Dampfern, der unsrige liegt flußabwärts. Nahbereich-Sprechfunk hat ja noch nicht einmal<br />
unser Starschiff, das chinesische Wassertaxi natürlich auch nicht. Daran ar<strong>bei</strong>tet zu diesem<br />
Datum die Technik weltweit noch. Aber mit seiner Tute kann der chinesische Schipper umgehen<br />
und schwupp schon kommt eine für uns zuständige Arche längsseits und karrt uns<br />
freundlicherweise flußabwärts, ohne Aufpreis oder Bakschisch wie der Araber sagt.<br />
Geschichtliches<br />
Außer vielen Kisten nehmen wir auch ein deutsches Ehepaar mit Töchterchen als Passagiere<br />
mit nach Rostock.<br />
Der Ingenieur ist Spezialist für Wärmekraftwerke und half jahrelang dem Bruderland China<br />
<strong>bei</strong>m Bau solcher Energieerzeuger. Er kennt sich in dem Land mit seinen seltsamen Gepflogenheiten<br />
gut aus. Ich nutze dieses Insider-Wissen auf der langen Heimreise zur Vervollkommnung<br />
meines Weltbildes.<br />
Die mooring men im Festmacherboot lösen die Leinen an den Festmachertonnen. Beginn der<br />
Seereise! Es geht heim zu Mutter‘n.<br />
Aber der Heimweg ist weit.<br />
Ich komplettiere meine Chinaeindrücke und höre <strong>bei</strong> dem Ingenieur interessiert zu:<br />
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