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Das Frischwasser wir knapp und daher rationiert. Aller vier Stunden zum Wachwechsel läuft<br />
es 15 Minuten aus dem Wasserhahn oder der Dusche.<br />
MT WOLFEN ist ein Zwei-Insel-Schiff, d.h. im hinteren Aufbau wohnen die Mannschaft und<br />
die technischen Offiziere, darunter ar<strong>bei</strong>ten die Maschine, die Kesselanlage, die Stromerzeugung<br />
und die vielen Pumpen. Auch die für das Frischwasser.<br />
Im Brückenaufbau, in der Mitte des Schiffes, wohnen unterhalb der Brücke der Kapitän,<br />
der Politnik, die nautischen Offiziere und die Stewards. Ich wohne und ar<strong>bei</strong>te direkt hinter<br />
der Brücke.<br />
Wir alle in dem vorderen Aufbau bekommen nun alle vier Stunden von achtern das Frischwasser<br />
nach vorn gepumpt. D.h. wir bekommen die kochend heiße Brühe in die Wasserhähne<br />
gedrückt, die vier Stunden lang stehend in der Rohrleitung am Hauptdeck aufgeheizt<br />
wurde. Das Wasser ist so nicht zu gebrauchen, jedenfalls nicht für die Körperhygiene, man<br />
könnte damit ein geschlachtetes Schwein abbrühen. Somit muß es im Wassereimer „kaltgestellt“<br />
oder im Waschbecken auf 40 Grad „abgekühlt“ werden, um sich dann damit zu<br />
„erfrischen“ und das Salz aus dem Pelz zu spülen.<br />
Kälter wird es tagsüber in keinem Winkel des Schiffes, nur gegen Morgen hat sich <strong>bei</strong> allen<br />
geöffneten Schotten und Bulleye´s die Raumtemperatur evt. auf 34 Grad verringert, <strong>bei</strong> einer<br />
Luftfeuchtigkeit von 100 Prozent!<br />
Im Funkraum steht eine unheimliche Bramming, da zwei Empfänger und gelegentlich der<br />
Sender zusätzlich noch mit heizen. Der Schweiß tropft in die Schreibmaschine. Die Telegrammformulare<br />
und die Tagebuchseiten kleben am Arm fest. Die ansonsten üblichen Ventilatoren<br />
sind nicht vorhanden, schließlich hat das Schiff ja Klimaanlage.<br />
Unter solchen Bedingungen kann man rammdösig werden, weil man nachts schweißgebadet<br />
keine Ruhe findet.<br />
Die Tropenreise vor acht Jahren auf MS DRESDEN war schon schön warm, aber der<br />
Persische Golf ist noch besser beheizt.<br />
Ich sehe schon Vater- und Mammamorganen von Eisbergen, Gletschern und Schneelandschaften,<br />
da ruft mich Klaus Völker, der E-Ing. an, ich solle unter irgendeinem Vorwand zu ihm<br />
nach achtern kommen.<br />
Ich öffne seine Kammertür und mir gefrieren die Schweißperlen auf der Stirn. 26 Grad<br />
Raumtemperatur und aus dem Klimaanlagenaustritt faucht es mir noch kälter entgegen.<br />
Das Flimmern vor meinen Augen schwindet.<br />
Das Klimasystem des Schiffes ist in drei Sektionen geteilt.<br />
Eine bedient den vorderen Aufbau, die zweite kühlt die Mannschaftsdecks und die dritte die<br />
<strong>bei</strong>den oberen Decks, wo die technischen Beamten der mittleren und gehobenen Laufbahn<br />
wohnen.<br />
Nach unermüdlichen Bemühungen haben die Obertechniker mit den letzten noch verfügbaren<br />
Freonmolekülen ein instand gesetztes Kühlsystem in Gang bekommen.<br />
Welchem System dann natürlich ihre besondere Aufmerksamkeit galt, brauche ich ja nicht<br />
näher erklären.<br />
Ich schnappe mein Bettzeug und penne natürlich nach freundlicher Einladung <strong>bei</strong>m E-Mix<br />
auf der Backskiste. Am nächsten Morgen fühle ich mich nach der durchschlafenen Nacht,<br />
der ersten nach einer Woche, wie frisch auf die arabische glühende Welt gekommen. Mein<br />
großer Onkel, der zwei Nachtstunden außerhalb der Bettdecke verbracht hat, zeigt leichte<br />
Erfrierungserscheinungen. Der Kälteeinbruch kam zu plötzlich.<br />
Der Seewasserverdampfer kommt mangels Ersatzteile nicht in Gang. Auf der Rückreise<br />
bunkern wir in Mombasa Frischwasser, im Golf wäre das unbezahlbar gewesen.<br />
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