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vor das Glas und diese ständig wechselnden Ausblicke sind verdeckt. Ich möchte nicht mehr<br />

leben, ziehe aber auf Wache. Ich esse 10 Gramm Knäckebrot und kotze im Fünfminuten-Takt<br />

100 Gramm davon aus, möglichst in Lee-Seite. Erwischt man in der Hektik die Luv-Seite,<br />

schwirren einem die Brocken um die Ohren.<br />

Am heftigsten erwischt es „Kneppel“, der scheint schon klinisch tot auf Ausguck zu stehen<br />

und ist nur zu phlegmatisch auch umzufallen.<br />

Jochen und „Quärkchen“ ließen sich vorher auf ihren Loggern und Trawlern See<strong>bei</strong>ne wachsen<br />

und geben uns Halbtoten ganz wertvolle Hinweise zur Bewältigung dieser Lebenskrise<br />

und der drohenden Suezid-Gefahr.<br />

Jochen meint, ein Stück Speck am Bändsel verschluckt, wirke Wunder. Wenn dieses aus dem<br />

Gesicht hüpft, stände es ja, an der Sicherheitsleine befestigt, zur häufigen Weiterverwendung<br />

immer wieder zur Verfügung.<br />

„Quärkchen“ warnt davor, <strong>bei</strong>m Kotzen den braunen Ring zu übersehen, der müsse auf alle<br />

Fälle wieder verschluckt werden. „Sonst krempelst du dich um!“ ist sein väterlicher Rat.<br />

Claus Mohs im Funkraum schmunzelt, wenn wieder so ein ausgekühltes grünes Männchen,<br />

mit Galle im Bart vom kalten Ausgucksposten im warmen Funkraum ablöst. Aber die aufsteigende<br />

Wärme in dem engen Kabuff bekommt der Seekrankheit erst recht nicht. Zudem liegt<br />

der Funkraum auf dem Brückendeck und da oben schlägt das Pendel am weitesten aus, wenn<br />

der Dampfer sich von 40 Grad Backbord in 10 Sekunden auf die andere Seite wuchtet.<br />

Bei solch einer Briese erstirbt das gesellschaftliche Leben auf dem Schiff. Auch alten Hasen<br />

geht solch ein Wetter auf die Ketten. Außerhalb der Wache läßt es sich dann nur noch<br />

einigermaßen in der Koje aushalten, aber auch daß ist stark gewöhnungsbedürftig und will<br />

gelernt sein.<br />

Später darüber mehr, wenn es richtig zur Sache geht. Ich fahre ja noch länger zur See.<br />

Hier im Ägäischen Meer ist das nur Schlechtwetter für Anfänger, für die reicht es aber<br />

allemal.<br />

Wir erreichen unseren ersten Zielhafen Durres in Albanien. Meine grüne Gesichtsfarbe entweicht<br />

und ein Mords-Kohldampf überkommt mich, nachdem das Schiff bewegungslos und<br />

vertäut an der Pier liegt.<br />

Statt Seewache gehen wir jetzt Hafenwache. Dreischichtig acht Stunden, Gangway-Wache<br />

oder Lukenaufsicht. Vorher werden wir diesbezüglich über die spezifischen Aufgaben eingewiesen.<br />

Der Dampfer löscht seine mitgebrachten Kisten mit eigenem Ladegeschirr. Später kommen<br />

davon einige wieder zurück, oder versuchen es jedenfalls.<br />

Das hat die Lukenaufsicht unbedingt zu vereiteln.<br />

„Alles was die Reling passiert hat, ist denen ihr’s“ hämmert uns der II.Offizier ein. „Wenn uns<br />

der albanische Lukenfiez wieder was unter den Troyer jubeln will, schaltest du den Strom an<br />

der Ladewinsch ab!“ Wir schalten öfter und die zurückgejubelte Kiste baumelt dann am<br />

Ladegeschirr, bis der Ladungsoffizier und der albanische Empfänger mit Händen, Füßen und<br />

mit der Mütze sich geeinigt haben.<br />

Ein albanischer Hafenar<strong>bei</strong>ter dreht mir den linken Arm herum, klopft mir da<strong>bei</strong> aber freundschaftlich<br />

auf die Schulter und ruft: „Aah, Umpf und meint da<strong>bei</strong> die Marke meiner Uhr. UMF,<br />

Uhren- und Maschinen-Fabrik Ruhla. Dennoch kauft er das Fabrikat. Als nächstes kauft er<br />

meinen Troyer und meine Halbschuhe, die ich ja auf Ausguck nicht mehr benötige, da wir<br />

Stiefel bekommen haben. Im Blechschrank unserer Viermannkammer wird es zunehmend<br />

lichter. Wir vier Mann verfügen dann über das sagenhafte Kapital von 13 Flaschen herrlich-<br />

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