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Hitlerjunge erlebt hat: „Kohli, dafür hätten dich die Nazis standrechtlich erschossen!“ „Kohli“<br />
hat aber wieder jegliche Kommunikation eingestellt.<br />
Wir planschen wieder durch das Feuchtbiotop, genießen das Badevergnügen und suhlen<br />
uns schon fast wie die Wildschweine. Dementsprechend ist danach unser out-fit!<br />
Auf der breiteren Straße überholen uns dann befehlsgemäß die Nautiker des 1. Studienjahres,<br />
aber die motzen das Bild des dahintrottenden Schweinehaufens auch nicht nachhaltig<br />
auf, da sie diesmal als letzte das aufgewühlte Erlebnisbad durchqueren, tauchen sie<br />
jetzt auch weit über die Sommermarke ein.<br />
Kein zackiger Marschblock stolz geschwellter Brüste, wegen den hervorragenden Schießergebnissen<br />
mit „Spaniens Himmel“ als Lied auf den Lippen, passiert die grinsende Torwache,<br />
sondern eine triefende, weit auseinander gezogene Rotte.<br />
20<br />
______________<br />
Meine Freunde Jochen Brosig, Werner Sander und ich kommen spätabends vom Landgang<br />
zurück. Ich war noch nicht oft in der Stadt, weil ich mich vorher der widerlichen Landgangsmusterung<br />
<strong>bei</strong>m Spieß unterziehen muß und der findet nach seinen jahrzehntelangen Erfahrungen,<br />
andere hat er nicht, immer einen Grund, seine widerspenstigen Untergebenen zur<br />
Erhöhung der Gefechtsbereitschaft besser in „die Objekt“ als an Land zu lassen.<br />
An diesem Wochenende ist mir der Landgang mit viel Aufwand geglückt und wie man gleich<br />
sehen wird, er war ein voller Erfolg.<br />
Wir drei trinken im „Gelben Hund“ („Goldener Löwe“) ein Bierchen und wagen auch ein<br />
Tänzchen. Meine Tanzpartnerin trägt ein zitronengelbes Kleid: „Rück mir nicht so dicht auf<br />
den Pelz“, protestiert sie, nach dem ich sie herzhaft in den Arm nehme. Tide hieve, wie der<br />
Seemann sagt. Sie drückt mich von sich weg, ihr zitronengelber Fummel ist in Höhe meines<br />
Koppels glänzendschwarz.<br />
„Dein`s ist doch sicher auch mit einem halben Pfund Schuhkreme eingeschmiert?“<br />
fragt die „dancing queen“ dieser Garnisonsstadt. „Na klar“ gebe ich zu, „sonst hätte mich der<br />
Spieß ja erst gar nicht aus `die Objekt’ gelassen! Ich mußte ja sogar meine Schuhsolen<br />
putzen, jedenfalls den Teil davon, der sich Steg nennt!“<br />
Im Lokal halten sich zehn betanzungswürdige Mädels und etwa 80 Seemollies auf.<br />
Selbst vor Mädels, die sich auch mit fünfzehn Bieren nicht schöner saufen lassen, baut eine<br />
halbe Kompanie Seemollies <strong>bei</strong>m Einsetzen der Musik artig einen Diener.<br />
Jetzt, <strong>bei</strong> diesem Tanz, ändert sich die Szenerie.<br />
Wir drei nutzen die unverhofft sich bietende Chance, greifen uns die schnuckligsten Mädels<br />
und können mit diesen und noch zwei älteren Ehepaaren auf der leeren Tanzfläche schon fast<br />
einen Turniertanz abliefern. Bei allen vorherigen Runden standen die Tanzenden Schulter an<br />
Schulter gepreßt und konnten maximal nur mit dem Mors wackeln. Da<strong>bei</strong> schmierten die<br />
Seemollies die Schuhkreme ihrer Koppel an die Ballkleider ihrer Mädels.<br />
Die Kapelle spielt „La Paloma“.<br />
Nachdem alle Kieler Knabenanzüge deshalb demonstrativ sitzen bleiben, stehen sie nun<br />
dennoch auf und umringen nun allesamt die Tanzfläche, als ob wir drei gleichsam Uniformierten<br />
eine Extratour abliefern. Nur klatschen die Berufskollegen nicht, sie sind maßlos entrüstet.<br />
Die erst vorgestern Rekrutierten, <strong>bei</strong> denen der Arm noch krumm ist vom Koffertragen,<br />
drohen mit diesem am heftigsten.<br />
„La Paloma“ tanzt kein Seemann, das ist eine nicht zu verzeihende Pietätlosigkeit gegenüber<br />
diesem ehrenwerten Berufstand!