28.10.2013 Aufrufe

Download - bei Funker Felix

Download - bei Funker Felix

Download - bei Funker Felix

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die 23 mitgereisten Reederei-Honoratioren sind natürlich auch darauf bedacht, <strong>bei</strong> der<br />

Indienststellung des neuen Flaggschiffes der DDR-Handelsflotte wertvolle Valuta einzusparen.<br />

Nach deren anfänglichen Vorstellungen würde es genügen, im Mittelgang eine Wandzeitung<br />

aufzuhängen, an Bord die Parteigruppe zu formieren, eine ar<strong>bei</strong>tsfähige Partei,<br />

Gewerkschafts- und FDJ-Leitung zu bilden und los geht’s, für unsere gemeinsame sozialistische<br />

Sache! Das Reservistenkollektiv, die Küchenkommission, die DSF-Gruppe, das Parteilehrjahr<br />

und die Schule der sozialistischen Ar<strong>bei</strong>t organisiert der Politoffizier umgehend nach<br />

dem Verlassen der Werft! Vorerst müssen natürlich noch die Dokumente des 10. Parteitages<br />

an Bord geliefert werden, na ja und Brennstoff, Ausrüstung und Proviant natürlich auch.<br />

Hagen Uloth, unser Kapitän hat Rückgrat und setzt es auch ein. Geschlossener Rückzug<br />

wieder in die Hotels! Das Schiff ist so nicht zu besetzen! Das sehen jetzt auch die auf<br />

Einsparung programmierten Reederei-Ökonomen notgedrungen ein.<br />

In der Werft werden als erstes nun die Unterkünfte der Mannschaft bewohnbar gemacht.<br />

So wie an Bord die Kammern nach und nach beziehbar werden, zieht der Seemann aus dem<br />

Hotel aus. Mr. Castro, unser Makler erzählt mir <strong>bei</strong>läufig, als ich auf meinen verkeimten<br />

Frisörsalon zu sprechen komme: Der griechische radio officer wäre <strong>bei</strong> Einlaufen des Schiffes<br />

mit Typhusverdacht in ein Krankenhaus gebracht worden. Schon an Bord, hätte man ihm<br />

daher die obligatorische Glatze verpaßt. Deshalb fanden sich so viele Borsten in meiner<br />

Kemenate.<br />

Ich frage meinen Kapitän, wie lange denn die Inkubationszeit für den Ausbruch von Typhus<br />

wäre. Er beauftragt den II. Offizier mit der Ergründung dieses medizinischen Problems. Nach<br />

„Eckis“ wissenschaftlichen Erhebungen müßte der Typhus nach zwei oder drei Wochen <strong>bei</strong><br />

mir ausbrechen.<br />

Ich schlage wenigstens das Auswechseln der griechischen Matratze vor und die kammerjägermäßige<br />

Entkeimung meiner Unterkunft. Das lehnen die Reederei-Gewaltigen aus Kostengründen<br />

ab. Ich koche innerlich, das tötete wahrscheinlich die Typhus-Erreger ab.<br />

Im Funkraum liegt und steht alles so, wie das Schiff eingelaufen ist. Das Ladegerät für die<br />

Funknotbatterien steht auf 10 Ampere-Ladestrom. Ich schalte es ab. Nach zwei Stunden sind<br />

von den 24 Volt noch 2 Volt in den Batterien. D. h. wären dem Tanker nach einer Kollision,<br />

Havarie, Grundberührung o.ä. im Maschinenraum die Jockel (Generatoren) abgesoffen, hätte<br />

der Batterienotstrom für nicht einen einzigen Pieps gereicht, mit dem das Schiff funktechnisch<br />

um Hilfe bitten konnte.<br />

Ich ergründe die Schwachbrüstigkeit der Ni-Ca-Batterien. Sie wurden anscheinend mit<br />

Leitungswasser aufgefüllt. Nach Elektrolytenwechsel halten sie wieder ihre Kapazität.<br />

In der Alarmglocke des Autoalarmgerätes klemmt eine zusammengedrehte Pall-Mall-<br />

Schachtel. Als ich sie entferne und das Gerät einschalte, läutet es dauernd ohne ein Alarmzeichen<br />

zu empfangen. Das Gerät ist defekt.<br />

Bei diesem griechischen Schiff hätten in Seenot geratene Kollegen außerhalb der Funkwache<br />

vergeblich per SOS um Hilfe ersucht.<br />

Die Rettungs- und Sicherheitsmittel werden auf dem Tanker auf unseren Standard umgestellt.<br />

Das betrifft u. a. die Rettungsflöße, Feuerlöscher, Sauerstoffgeräte usw.<br />

Auf der Back des Tankers lagert ein ganz kleines Rettungsfloß, verpackt in den üblichen<br />

Halbschalen. Das Ende der Reißleine ist an der Reling befestigt. Im Bedarfsfall wird das<br />

Gebilde, in Form einer Regentonne, außenbords geworfen. Vom Schiff aus muß dann durch<br />

den Zug auf der Reißleine eine im Floß befindliche Druckluftflasche aktiviert werden, die das<br />

Floß aufbläst. Die <strong>bei</strong>den „Faßreifen“ werden gesprengt, die Halbschalen fallen auseinander<br />

und das Gummifloß mit Dach entfaltet sich wie ein „Iglu-Zelt“.<br />

177

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!