Metallorganisch chemische ... - JUWEL - Forschungszentrum Jülich
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110 5 Schichteigenschaften - 1: (Ba,Sr)TiO3 (BST) auf Platin<br />
nem Schottkyverhalten entspricht. Wie zuvor ergibt die direkte Auswertung jedoch keine<br />
physikalisch sinnvollen Materialparameter. Daneben sind mehrere Modellrechnungen eingezeichnet.<br />
Kurve 2 stellt die Ergebnisse eines numerischen Modells dar, das die Randschicht<br />
mit dem Dead-layer und die damit bedingte Felderhöhung an der Elektrode berücksichtigt.<br />
Unter dieser Annahme wurde die Poissongleichung und die Kontinuitätsgleichung für den<br />
stationären Elektronenstrom in finite Differenzengleichungen umgewandelt und numerisch<br />
gelöst. Die dabei verwendeten Parameter sind im Bild angegeben. Konsistent mit dem ‚dead<br />
layer model’ wurden die für diese Proben (Tdep=595°C, Gr.-II reich) aus den CV Kurven erhaltenen<br />
Werte von εi/ti = 11nm und εB = 550 verwendet. Dabei ist zu beachten, dass in die<br />
Simulation nicht nur das aus der CV-Messung erhaltene εi/ti eingeht, sondern dass sowohl εi<br />
als auch ti variiert werden können. Die somit erhaltene Simulation beschreibt die experimentellen<br />
Daten über den gesamten Messbereich sehr gut. Zum Vergleich zeigt Kurve 1 den Verlauf<br />
des Schottkystromes bei Annahme eines bis zur Grenzfläche konstanten Feldes. Diese<br />
Kurve stellt den experimentellen Verlauf nicht richtig dar und liegt Größenordnungen unter<br />
den experimentellen Werten. Kurve 3 zeigt den Schottkystrom bei Berücksichtigung der<br />
Feldverteilung in Anwesenheit des Dead layers, wie er aus der Simulation folgt. Bei hohen<br />
Feldern beobachten wir das richtige Verhalten. Bei niedrigen Feldern sind die Ströme aber<br />
viel kleiner. Daraus wird geschlossen, dass der Strom bei niedrigen Feldern ‚Bulk limitert’ ist<br />
[126, 128, 130].<br />
Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Tendenzen gut verstanden sind: Zum einen durch die<br />
Erhöhung des Feldes an der Grenzschicht durch den konsistent mit den CV Daten behandelten<br />
,dead layer’ [129, 130, 131] und durch die zusätzliche Strombegrenzung durch die<br />
‚Bulkleitfähigkeit’ bei kleineren Feldern. Dieses Modell beschreibt insbesondere auch die<br />
Dickenabhängigkeit des Leckstromes [126, 127]. Jedoch besteht noch kein geschlossenes<br />
Bild, d.h. kein einheitlicher Parametersatz, für alle Temperaturen und Dicken.<br />
Zusätzlich ist die quantitative Analyse durch eine limitierte Reproduzierbarkeit der experimentellen<br />
Daten erschwert. Bei den Messungen werden immer wieder kleine Sprünge in den<br />
Kurven, Schwankungen im Leckstrom von 1-2 Größenordnungen [129], sowie die oben erwähnte<br />
Asymmetrie, d.h. eine Abhängigkeit von der Elektrodenstruktur, die nicht quantitativ<br />
erfasst werden kann, beobachtet. Dies deutet darauf hin, dass zusätzlich ein zweiter Ansatz<br />
betrachtet werden muss: Lokale Unterschiede in der Leitfähigkeit, die durch Inhomogenitäten,<br />
d.h. lineare oder planare Fehlstellen wie Versetzungen und Stapelfehler oder Antiphasengrenzen,<br />
bestimmt wird. Diese Dominanz der lokalen Leitfähigkeit wurde von K. Szot bereits an<br />
STO Kristallen demonstriert [132]. Ähnliche Beobachtungen wurden auch bei ferroelektrischen<br />
Schichten gemacht [133].