DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien
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6 Anhang<br />
6.1 Abstract<br />
Die vorliegende Diplomarbeit möchte einen Beitrag zur Auseinandersetzung mit den<br />
Frauenfiguren aus Franz Grillparzers dramatischem Werk leisten. Im Mittelpunkt steht dabei<br />
die Frage, wie Grillparzer vier ausgewählte Frauenfiguren (Rahel, Hero, Mirza und Gülnare)<br />
vor dem Hintergrund der historischen Lebenswelt des Biedermeier gestaltet. Die methodische<br />
Grundlage dieser Untersuchung bilden sozialgeschichtliche Ansätze der Literaturwissenschaft<br />
in gezielter Verbindung mit Aspekten der Gender Studies. Einleitend fasst daher ein knapper<br />
historischer Abriss die politische, rechtliche und soziale Stellung der Frauen in der Biedermeierzeit<br />
zusammen, um als geschichtliche Grundlage dieser Arbeit zu dienen. Biographisches<br />
Material, wie etwa Grillparzers Tagebuchaufzeichnungen, wurde <strong>für</strong> diese Analyse bewusst<br />
nicht herangezogen. Die wichtigste Quelle <strong>für</strong> diese Untersuchung stellen die dichterischen<br />
Texte dar.<br />
Den Hauptteil dieser Arbeit bildet die Beschäftigung mit vier zentralen Frauenfiguren<br />
aus Grillparzers dramatischem Schaffen: Es sind dies Rahel aus Die Jüdin von Toldeo, Hero<br />
aus Des Meeres und der Liebe Wellen sowie Mirza und Gülnare aus Der Traum ein Leben.<br />
Diese Auswahl ermöglicht eine zeitliche Streuung als auch die Behandlung verschiedener<br />
Genres der Grillparzer’schen Dramatik. Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wie stellt Grillparzer<br />
diese vier Frauenfiguren im Vergleich zur sozialgeschichtlichen Realtität der Biedermeierzeit<br />
dar? Ausgehend von einer zunächst separaten Analyse dieser vier Frauenfiguren<br />
werden als Kern dieser Arbeit die patriarchalen Strukturen aufgezeigt, von denen die vier<br />
Frauenfiguren in der Entfaltung ihrer autonomen Weiblichkeit eingeschränkt werden. Besonderes<br />
Augenmerk liegt dabei auf den Mechanismen und Strategien der Unterdrückung, mit<br />
denen die Vertreter der patriarchalen Ordnung auf weibliche Autonomiebestrebungen reagieren.<br />
Überdies werden anhand der ausgewählten Beispiele Grillparzers dichterische Gestaltung<br />
des äußeren Erscheinungsbildes und der Sprache sowie die ökonomische Positionierung der<br />
Frauenfiguren diskutiert. Knappe Zusammenfassungen als Schlusspunkt der separaten Beschäftigung<br />
mit den Frauenfiguren ermöglichen am Ende jedes Kapitels eine Einordnung der<br />
jeweiligen Frauenfigur im Zusammenhang mit der zentralen Forschungsfrage.<br />
Eine umfassende abschließende Zusammenschau verknüpft die Ergebnisse dieser einzelnen<br />
Auseinandersetzungen mit dem übergeordneten Kontext der historischen Realität. Diese<br />
Synthese führt zu der zentralen Feststellung, dass Grillparzer seinen Frauenfiguren mit Ausnahme<br />
der Mirza durchgängig emanzipierte Züge verleiht, egal in welcher Gesellschafts-<br />
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