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DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien

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einer überschwänglichen Geste und einer emotionalen Interjektion steigert er die zuvor durch<br />

Naukleros erfolgte Beschreibung Heros, indem er „zu ihren Füßen stürzend“ ruft: „O himmlisch<br />

Weib!“ (HKA, S. 40, V. 812). Mit diesen eindringlichen, doch frei von wandelbaren<br />

Schönheitsidealen formulierten Beschreibungen Heros unterstreicht Grillparzer die klassische<br />

Komponente seines Dramas: „Gewiß ist Hero die legitimste unter Grillparzers klassischen<br />

Gestalten.“ 138 Dies zeigt sich nicht zuletzt an Heros Sprache, die sich durchgängig in das<br />

Schema des Blankverses fügt (x´x x´x x´x x´x x´x). Auch die Sprache der übrigen Figuren<br />

folgt diesem fünfhebigen, reimlosen Jambus. Eine der wenigen Variationen im Versmaß vollzieht<br />

Grillparzer im dritten Akt: Als Leander Heros Turm erklimmt, bricht der bislang ruhig<br />

fließende Blankvers auf. Grillparzer verkürzt das Versmaß stellenweise zu freien jambischen<br />

Rhythmen. Damit verstärkt er die erotische Spannung und den Reiz des Verbotenen, die dieser<br />

nächtlichen Begegnung innewohnen:<br />

LEANDER An Ginst und Efeu hielt sich meine Hand.<br />

So kam ich her.<br />

HERO Und wenn du, gleitend, stürztest?<br />

LEANDER So war mir wohl.<br />

HERO Und wenn man dich erblickte?<br />

LEANDER Man hat wohl nicht. […]<br />

HERO Dein Haar ist naß<br />

Und naß ist dein Gewand. Du zitterst auch.<br />

LEANDER Doch zittr’ ich nicht vor Frost; mich schüttert Glut.<br />

(HKA, S. 50, V. 1078-1096)<br />

Ähnlich verkürzt antwortet Hero dem Priester im Dialog unmittelbar nach der Liebesnacht<br />

mit Leander und auch hier wird ihre anhaltende innere Aufregung spürbar. Beharrlich versucht<br />

sich Hero dem Botendienst <strong>für</strong> den Onkel zu widersetzen. Hero fällt ihrem Vorgesetzten<br />

mehrfach ins Wort (V. 1465-1466 und V. 1485) und bringt damit ihren Widerwillen deutlich<br />

zum Ausdruck:<br />

PRIESTER Du findest wohl den Mann bei jenen Hütten,<br />

Doch wär’ es nicht, und hätt’ er sich entfernt,<br />

So wirst du mir schon weiter wandeln müssen.<br />

Bis du –<br />

HERO Es soll geschehn.<br />

PRIESTER […] Das letzte Fest ließ unsern Tempel nackt.<br />

Es fehlt an Weihrauch, Opfergerste, Linnen;<br />

Kannst du davon mir bringen, dank’ ich dirs.<br />

HERO Dann aber kehr’ ich heim.<br />

PRIESTER Gewiß! Wenn du<br />

Der Pilgerruh erst einen Blick gegönnt,<br />

Die dort ganz nah auf schlanken Säulen steht.<br />

[…] Den Opfern die sie bringen wohne bei.<br />

138 Ebd., S. 210.<br />

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