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DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien

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Ähnlich wie Scheit verwahrt sich auch Pia Janke in ihrem Essay „Gescheiterte Authentizität.<br />

Anmerkungen zu Grillparzers Frauenfiguren“ gegen die Einbeziehung „spekulativer<br />

biographischer Details“. 15 Janke verweist auf die Uneinheitlichkeit der Frauenbilder in<br />

Grillparzers Werk und zeigt, dass Grillparzer zwar gegen die „tradierten bürgerlichpatriarchalischen<br />

Weiblichkeitsbilder“ anschreibe, es ihm allerdings nicht gelinge, „sich von<br />

ihnen […] wirklich lösen zu können“. 16 Grillparzers Versuche, „sich den Imaginationen tradierter<br />

Weiblichkeit zu entziehen“, seien „zumeist zum Scheitern verurteilt“. 17 Eine jüngere<br />

Veröffentlichung über Grillparzers Frauenfiguren stammt aus dem Jahr 2006 von William C.<br />

Reeve: Ausgehend von Der Traum ein Leben stellt Reeve die kühne Behauptung auf, dass<br />

Grillparzer von Sappho bis zu Libussa in seinen Werken ein annähernd einheitliches Frauenbild<br />

zeichne, das stets einer durchgängig emanzipierten Sichtweise entspreche. 18<br />

Hinsichtlich der Quantität der Literatur zu den Grillparzer-Frauenfiguren, die im Mittelpunkt<br />

dieser Arbeit stehen, zeigt sich, dass Rahel, die Jüdin von Toledo, deutlich öfter in<br />

spezifischen Essays behandelt wird als Hero aus Des Meeres und der Liebe Wellen oder Mirza<br />

und Gülnare aus Der Traum ein Leben. Neben Rahel zählen Medea und Libussa zu jenen<br />

Figuren, die am häufigsten in der Literatur über Grillparzers Frauenbild referiert werden.<br />

Die vorliegende Arbeit geht von einem sozialgeschichtlichen Ansatz der Literaturwissenschaft<br />

aus und wendet sich zugleich zentralen Fragestellungen der Gender Studies zu. Diese<br />

Untersuchung verfolgt das Ziel, das beispielsweise von Gerhard Scheit und Pia Janke angewendete<br />

Verfahren der Darstellung von Weiblichkeit im Kontext mit dem historischen Hintergrund<br />

aufzugreifen und anhand einer Detailanalyse von vier wichtigen Frauenfiguren zu<br />

verfeinern. Diesem Ansatz entsprechend verzichtet diese Arbeit vollkommen auf die Einbeziehung<br />

biographischer Hintergründe. Im Mittelpunkt stehen die Konstrukte von Weiblichkeit<br />

in den Texten des Autors Grillparzer – und nicht das Frauenbild des Menschen Grillparzer.<br />

1.3 Methodische Grundlagen: Sozialgeschichtliche Ansätze der<br />

Literaturwissenschaft und Gender Studies<br />

Die sozialgeschichtliche Methode der Literaturwissenschaft bietet <strong>für</strong> diese Arbeit einen<br />

zielführenden Ansatz, da dieses Verfahren auf einer engen Verknüpfung des dichterischen<br />

Werkes mit dem geschichtlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Entstehungskontext<br />

15 Vgl. Janke, Pia: Gescheiterte Authentizität, S. 57-72, S.58.<br />

16 Ebd., S. 71.<br />

17 Ebd., S. 71-72.<br />

18 Vgl. ebd., S. 393.<br />

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