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DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien

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1 Einleitung<br />

1.1 Forschungsfrage, Begründung des Forschungsinteresses<br />

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit vier Frauenfiguren Franz Grillparzers (1791-<br />

1872), die aus unterschiedlichen Entstehungszeiten und Dramengattungen stammen: mit Mirza<br />

beziehungsweise der ihr im Traum entsprechenden Gülnare aus Der Traum ein Leben, mit<br />

Hero aus Des Meeres und der Liebe Wellen sowie mit Rahel aus Die Jüdin von Toledo. Die<br />

Auswahl dieser Stücke erklärt sich aus dem Anspruch, dass Grillparzers verschiedene „Dramengattungen“<br />

vertreten sein sollten: das „historische Märchenspiel“ Der Traum ein Leben<br />

(Uraufführung 1834), das Griechendrama Des Meeres und der Liebe Wellen (Uraufführung<br />

1831) sowie das Historiendrama Die Jüdin von Toledo (Uraufführung 1872). Diese Stückauswahl<br />

deckt zugleich unterschiedliche Zeiträume des Grillparzer’schen dichterischen Schaffens<br />

ab. Die lange Beschäftigung mit der Ausarbeitung dieser drei Dramen führt dazu, dass<br />

die Texte – zumindest teilweise – in der Biedermeierzeit entstanden. So beschäftigte sich<br />

Grillparzer seit 1817 mit Der Traum ein Leben, seit 1820 mit Des Meeres und der Liebe Wellen<br />

und seit 1824 mit der Jüdin von Toledo. Alle drei Dramen besitzen daher große Aussagekraft<br />

<strong>für</strong> die Epoche des Biedermeier.<br />

Der zentrale Fokus dieser Arbeit liegt auf Grillparzers Frauendarstellung im Vergleich<br />

mit der historischen Realität der Biedermeierzeit. Das Ziel dieser Untersuchung besteht demnach<br />

darin, das emanzipatorische Potenzial der Grillparzer’schen Frauengestaltung anhand<br />

der Beispiele von Mirza, Gülnare, Hero und Rahel auszuloten. Zu diesem Zweck dienen vier<br />

Forschungsfragen, die <strong>für</strong> jede Frauenfigur zunächst separat beantwortet werden. Diese einzelnen<br />

Untersuchungsbereiche sind: 1. die Sprache, das Aussehen und die Charakterzüge der<br />

Frauenfigur, 2. die Stellung der Frauenfigur im patriarchalen Gesellschaftsgefüge, 3. die<br />

patriarchalen Strategien zur Unterdrückung der Frauenfigur sowie 4. die ökonomische Positionierung<br />

der Frauenfigur. Die Ergebnisse dieser Einzelanalysen werden in einer Synthese<br />

zusammengeführt und der realen historischen Situation der Frau der Biedermeierzeit gegenübergestellt.<br />

Dieser Abgleich ermöglicht eine zusammenfassende Bewertung von Grillparzers<br />

Darstellungen von Weiblichkeit.<br />

Das Forschungsinteresse <strong>für</strong> Franz Grillparzer rührt von einem Seminar bei Prof.<br />

Wendelin Schmidt-Dengler her, im Zuge dessen der psychoanalytische Gehalt des Stückes<br />

Der Traum ein Leben diskutiert wurde. Die Fokussierung auf patriarchale Machtstrukturen<br />

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