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DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien

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3.1.4 Ökonomische Positionierung<br />

a) Mirza<br />

Mirza ist die Tochter Massuds, der „ein reicher Landmann“ ist, wie es im Personenverzeichnis<br />

heißt (HKA, S. 96). Der Sklave Zanga zieht diese Information allerdings in Zweifel.<br />

Auf dem Weg nach Samarkand überredet er Rustan zur Vorspiegelung einer adeligen Abstammung.<br />

Diese emsigen Bemühungen werten indirekt Massuds wirtschaftliche Lage und<br />

seine gesellschaftliche Stellung ab. Im Lauf dieses Gesprächs bezeichnet er Massud und Mirza<br />

wörtlich als „arm“:<br />

ZANGA Ihr geht nun nach Samarkand;<br />

Da ist denn vor allem nötig,<br />

Daß ihr gleich als der erscheinet,<br />

Der ihr später denkt zu werden.<br />

Euern Vater, lobesam,<br />

Adeln wir nur gleich im Grabe,<br />

Machen ihn zum Chan, zum Emir<br />

Aus – Grusinien, – dem Monde.<br />

So was hilft beim ersten Eintritt,<br />

Und erreicht ihr eure Wünsche,<br />

Deckt das Andre der Erfolg.<br />

RUSTAN Gut!<br />

ZANGA Ei, gut? Nu, das geht besser,<br />

Als ich glaubte, als ich hoffte.<br />

Euer Oheim, seine Hütte –<br />

RUSTAN Arme Mirza!<br />

ZANGA Ja, weil arm,<br />

hindert sie ein reiches Wollen […]. (HKA, S. 120, V. 710-725)<br />

Trotz Zangas gegenteiliger Behauptung, die hauptsächlich zur Aufstachelung Rustans dient,<br />

ist Massud freilich in der Lage, sich den „Negersklave[n] Zanga“ (HKA, S. 96) und eine<br />

Magd namens Racha zu leisten (vgl. HKA, S. 111, V. 456). In der Tat braucht sich Mirza offenbar<br />

nicht mit schwerer landwirtschaftlicher Arbeit abzugeben. Mirzas Aufgabenbereich ist<br />

„des Hauses Arbeit“, wie sie selbst betont (HKA, S. 100, V. 31). Der elternlose Rustan, der<br />

sohnesgleich in Massuds Haus lebt, stellt keine große Hilfe bei der Bewirtschaftung der Ländereien<br />

dar. Anstatt die Felder des Onkels zu bestellen, will Rustan lieber „Lorbeeren vom<br />

Feld der Ehre“ und „Früchte vom Lebensbaum“ pflücken (HKA, S. 107, V. 334-335). Diese<br />

Haltung bekümmert Massud:<br />

MASSUD […] Ja, des Nachts, entschlummert kaum,<br />

Spricht von Kämpfen selbst sein Traum.<br />

Während wir des Feldes Mühn<br />

Und des Hauses Sorge teilen,<br />

Sieht man ihn bei Morgens Glühn<br />

Schon nach jenen Bergen eilen. (HKA, S. 100, V. 92-97)<br />

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