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DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien

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cierstöchter-Erziehungs-<strong>Institut</strong>. 60 Aus diesen Mädchenschulen entwickelte sich der Schultyp<br />

des Lyzeums, in dem „das bürgerliche Frauenbild eingelernt und stabilisiert wurde: durch die<br />

Weckung mütterlicher Gefühle und patriotischer Gesinnung, und mittels Betonung des<br />

Schönheitssinns und der Kulturpflege“. 61 Obwohl die Unterrichtsgegenstände der Lyzeen<br />

bereits zum Großteil mit dem Lehrplan <strong>für</strong> Buben übereinstimmten, wurde auf die mädchengerechte<br />

Unterrichtsgestaltung großer Wert gelegt: „Nur das Schöne und Gute sollten die<br />

Mädchen über die Welt und ihre Bewohner erfahren.“ 62 So wurden im Geschichtsunterricht<br />

etwa die Schlachten und blutigen Kriegsschauplätze übergangen oder in Geographie vorrangig<br />

ausgewählte „schöne“ historisch bedeutsame Orte betrachtet. 63 Oberflächlich war die<br />

Ausbildung der jungen Frauen zwar immer mehr an jene der männlichen Kollegen angepasst,<br />

doch in der Praxis wurde bis ins letzte Detail versucht, die herrschenden Machtstrukturen beizubehalten:<br />

Nicht die Beseitigung patriarchaler Strukturen und bestimmter Geschlechterstereotype<br />

strebte das Lyzeum an, sondern deren Festigung, nämlich dadurch, daß die Frau zwar<br />

an den bürgerlichen Bildungsidealen teilhaben konnte, aber wegen deren „frauenspezifischer“<br />

Aufbereitung das traditionelle Frauenbild nicht in Frage stellen würde. 64<br />

Das biedermeierlich-bürgerliche Frauenbild war damit auch im Bereich der außerhäuslichen<br />

Bildung fest verankert. Die Möglichkeit, durch den Erwerb höherer Bildung aus den gesellschaftlich<br />

vorgegebenen Rollenmustern auszubrechen, existierte in der Biedermeierzeit <strong>für</strong><br />

Frauen nicht.<br />

2.3 Ehe und Familie<br />

Die Industrialisierung und die damit verbundene Urbanisierung waren die grundlegenden<br />

Ursachen <strong>für</strong> eine Veränderung der Auffassung von Ehe und Heirat. Für die ländlichen<br />

und städtischen Unterschichten war die Familie bis zum 18. Jahrhundert vorrangig eine Wirtschaftsgemeinschaft<br />

gewesen, die durch eine feste Rollenzuschreibung das Überleben sicherte.<br />

Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurde das Familiengefüge über Jahrzehnte hinweg konstanter,<br />

wie Michael Mitterauer und Reinhard Sieder in ihrer grundlegenden Untersuchung über<br />

60 Vgl. Flich, Renate: „Die Erziehung des Weibes muß eine andere werden.“ (Louise Otto-Peters). Mädchenschulalltag<br />

im Rahmen bürgerlicher Bildungsansprüche. In: Bürgerliche Frauenkultur im 19. Jahrhundert. Hg. v.<br />

Brigitte Mazohl-Wallnig. <strong>Wien</strong>/Köln/Weimar: Böhlau 1995 (L’Homme Schriften Bd. 2), S. 269-295, S. 270.<br />

61 Vgl. ebd., S. 292.<br />

62 Ebd., S. 283.<br />

63 Vgl. ebd., S. 282.<br />

64 Ebd., S. 292.<br />

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