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DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien

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2.5 Entstehung der Frauenvereine<br />

Im Verlauf des 18. Jahrhunderts und mit der Auflösung der ständischen Gesellschaftsordnung<br />

kam es verstärkt zu Vereinsgründungen. 96 Mit einer Verzögerung von einigen Jahrzehnten<br />

formierten sich auch in der Habsburgermonarchie die ersten Frauen zu einer Interessensgemeinschaft:<br />

1810 gründete Karoline Fürstin Lobkowitz die Gesellschaft adeliger Frauen<br />

zur Beförderung des Guten und Nützlichen, die sich auf Wohltätigkeit in Form von Krankenpflege,<br />

Spital- und Schulbau konzentrierte. 97 Doch auch emanzipatorischer Keim war vorhanden,<br />

denn „zumindest sollte das Wahlrecht ein Fernziel bleiben“. 98<br />

Bis zum Revolutionsjahr 1848 blieben auch die übrigen neu gegründeten Frauenverbände<br />

der Wohltätigkeit verpflichtet. Hierbei handelte es sich noch ausschließlich um Damen<br />

aus Adel und Bürgertum, die sich außerhäuslich engagierten. Die Sozialdemokratinnen formierten<br />

sich erst in den 1890er-Jahren. Margret Friedrich wertet das karitative Engagement<br />

als Probelauf <strong>für</strong> spätere politische Forderungen. 99 Im Zuge der Ereignisse des Jahres 1848<br />

entstand am 28. August 1848 mit dem <strong>Wien</strong>er Demokratischen Frauenverein die erste Organisation<br />

innerhalb der Habsburgermonarchie, die in ihren Statuten ausdrücklich das Ziel verfolgte,<br />

die gesellschaftliche und politische Gleichstellung der Frauen zu erreichen. 100 Die<br />

Gründungsversammlung berief Katharina Strunz ein, die nach wenigen Sitzungen jedoch von<br />

Karoline Perin abgelöst wurde. 101 Allerdings überdauerte dieser Verein die kurze Zeit des<br />

Aufbruchs nicht: „Der demokratische Frauenverein existierte in den noch verbleibenden zwei<br />

‚revolutionären‘ Monaten vor der Niederschlagung der <strong>Wien</strong>er Revolution und der Verhängung<br />

des Ausnahmezustandes.“ 102 1867 trat ein Vereinsgesetz in Kraft, dass es „Frauen, Ausländern<br />

und Minderjährigen“ verbot, einem politischen Verein beizutreten. 103 Anders als in<br />

Deutschland wurde der <strong>Wien</strong>er Demokratische Frauenverein nicht wieder mit neuem politisch-engagiertem<br />

Geist belebt: „In der Habsburgermonarchie findet sich keine Kontinuität<br />

von 1848 zu den Frauenvereinsgründungen ab Mitte der 1860er Jahre wie z. B. in Deutschland<br />

in der Person der Louise Otto-Peters.“ 104<br />

96 Vgl. Friedrich, Margret: Zur Tätigkeit und Bedeutung bürgerlicher Frauenvereine in Peripherie und Zentrum.<br />

In: Bürgerliche Frauenkultur im 19. Jahrhundert. Hg. v. Brigitte Mazohl-Wallnig. <strong>Wien</strong>/Köln/Weimar: Böhlau<br />

1995 (L’Homme Schriften Bd. 2), S. 125-173, S. 126.<br />

97 Vgl. ebd., S. 132.<br />

98 Zaar, Brigitta: „Weise Mäßigung“ und „ungetrübter Blick“ – Die bürgerlich-liberale Frauenbewegung im<br />

Streben nach politischer Gleichberechtigung. In: Bürgerliche Frauenkultur im 19. Jahrhundert. Hg. v. Brigitte<br />

Mazohl-Wallnig. <strong>Wien</strong>/Köln/Weimar: Böhlau 1995 (L’Homme Schriften Bd. 2), S. 233-265, S. 234.<br />

99 Friedrich, Margret: Zur Tätigkeit und Bedeutung bürgerlicher Frauenvereine, S. 130.<br />

100 Vgl. Hauch, Gabriella: Frau Biedermeier auf den Barrikaden, S. 145 u. S. 235.<br />

101 Vgl. ebd., S. 147-148.<br />

102 Ebd., S. 147.<br />

103 Friedrich, Margret: Zur Tätigkeit und Bedeutung bürgerlicher Frauenvereine, S. 158.<br />

104 Ebd., S. 135.<br />

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