DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien
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Der ein Wunsch und ein Befehl;<br />
Doch gefällig gegen Damen,<br />
Füg ich gern mich unbedingt.<br />
Und schon sandt ich meinen Diener [gemeint ist Zanga, Anm.],<br />
Der den vielbesprochnen Alten<br />
Hin vor seine Richter bringt.<br />
KARKHAN Trifft ihn der, ist er verloren.<br />
Sende selbst nach seinem Kerker,<br />
Leih ihm selbst ein gnädig Ohr.<br />
GÜLNARE zum Kämmerer:<br />
Geh denn hin, und führ ihn vor.<br />
RUSTAN Halt!<br />
Dem Kämmerer den Weg vertretend.<br />
GÜLNARE Ich sprach!<br />
Der Kämmerer geht ab. (HKA, S. 168-169, V. 2041-2068)<br />
Gegen Ende dieses Streitgesprächs genügt Gülnare bereits der nachdrückliche Hinweis „Ich<br />
sprach!“, um Rustan zur Unterordnung und den Kämmerer zur Erfüllung des königlichen Befehls<br />
zu bewegen.<br />
Obwohl auf Gülnare und Mirza ähnliche patriarchale Unterdrückungsmechanismen<br />
wirken, gelingt es der Prinzessin von Samarkand, sich dieser Repression zu entziehen. Denn<br />
in Gülnares Lebenswelt treten die patriarchalen Machtstrukturen offen zu Tage. Dadurch ist<br />
es Gülnare möglich, sich ihnen bewusst zu widersetzen. So bedrohen etwa die väterlichen<br />
Überlegungen bezüglich einer taktisch klugen Heirat Gülnares autonome Weiblichkeit: „Daß<br />
der Fürst von Samarkand, / Hart bedrängt von Feindeshand, / Seine Tochter und ihr Erbe /<br />
Seines weiten Reiches Krone / Gerne gönnte dem zum Lohne, / Der ihn rette aus der Not“<br />
(HKA, S. 112, V. 506-511). Der König von Samarkand funktionalisiert seine Tochter zum<br />
Siegespreis <strong>für</strong> einen Abwehrkampf auf Seiten Samarkands. Dieses Vorhaben hat er offenbar<br />
deutlich kommuniziert, da sogar der Sklave Zanga davon weiß (vgl. HKA, S. 112, V. 506-<br />
516). Doch Gülnare ist mit ihrer Rolle nicht einverstanden. Selbst nach der Rettung ihres Vaters<br />
vor der Schlange antwortet sie ausweichend auf dessen Andeutung einer Verbindung mit<br />
Rustan:<br />
KÖNIG halblaut:<br />
[…] Dem Erretter, käme Rettung,<br />
Schwur ich, nichts, ich nichts zu weigern,<br />
Und wenn es das Höchste war.<br />
Du errötest, du verstehst mich.<br />
GÜLNARE Vater, komm laß uns gehen.<br />
KÖNIG Nun so karg, und erst so warm!<br />
Warst du hier an meiner Stelle,<br />
dünkte jeder Lohn dir arm. (HKA, S. 129, V. 963-970)<br />
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