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Warum Artenschutz? - Deutscher Rat für Landespflege

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II. Veränderung von Standortbedingungen<br />

9 Aufhören von Bodenverwundungen<br />

10 Entwässerung, Grundwasseranhebung und -absenkung,<br />

Änderung des Wasserregimes bei Still- und Fließgewäs·<br />

sern<br />

11 Anreicherung von Böden mit Nährstoffen (Bodeneutro·<br />

phierung)<br />

12 Eutrophierung des Grundwassers und offener Gewässer<br />

13 Verunreinigungen der Atmosphäre und Böden durch fe·<br />

ste, flüssige, gasförmige, z. T. giftige Chemikalien u. a.<br />

Abfallstoffe<br />

14 Verunreinigungen des Grundwassers und offener Ge·<br />

wässer durch feste, flüssige, gasförmige, z. T. giftige<br />

Chemikalien u. a. Abfallstoffe<br />

III. Zerstörung von Standorten<br />

15 Beseitigung von Ökotonen und anthropogenen Sonderstandorten<br />

(Weg- und Ackerraine, Wege- und Terrassenböschungen,<br />

Steinriegel, Natursteinmauern) im Rahmen<br />

der Nutzungs- und Pflegeintensivierung<br />

16 Gewässerausbau und -pflege, Küstenschutz (Quellenfassung,<br />

Kanalisierung, künstliche Uferprofilgestaltung,<br />

künstliche Ufer- und Küstenbefestigung mit totem Mate·<br />

rial)<br />

17 Schaffung künstlicher Gewässer (Fischteiche, Stauseen,<br />

Rückhaltebecken, Kanäle, Häfen)<br />

18 Abbau und Abgrabung (Torf, Erden, Steine)<br />

19 Überschüttung, Auffüllung, Einebnung, Überbauung (Beseitigung<br />

natürlicher Sonderstandorte wie Altwässer,<br />

Naßstellen, Bodenwellen; Neuanlage und Erweiterung<br />

von Wohn-, Gewerbe- und Industrieans iedlungen sowie<br />

von Straßen und Flugplätzen)<br />

20 Verstädterung von Dörfern, Restaurierung von Bu rgen<br />

und Burgruinen (Befestigung von Hofplätzen und Wegen,<br />

Beseitigung der Ruderalstellen, Schaffung intensiv<br />

gepflegter Grünanlagen)<br />

B. Verursacher/ Landnutzung<br />

21 Städtisch-industrielle Nutzung<br />

22 Verkehr und Transport<br />

23 Mineralische Rohstoffgewinnung, Kleintagebau<br />

24 Abfall- und Abwasserbeseitigung<br />

Landwirtschaft<br />

25 - Flurbereinigung u. Melioration (einschl. Nutzungsänderungen)<br />

26 - Intensivierung des Ackerbaus<br />

27 - Intensivierung der Grünlandwirtschaft<br />

28 - Intensivierung bei Sonderkulturen<br />

29 - Dorfsanierung<br />

30 Wasserwirtschaft, Gewässerausbau und Küstenschutz<br />

31 Teichwirtschaft<br />

32 Forstwirtschaft, Jagd<br />

33 (Massen-)Tourismus und Erholung<br />

34 Militär (Bauten, Übungsplätze, Manöver)<br />

35 Wissenschaft, Bildung, Kultus<br />

Durch die Auswirkungen der Siedlungstätigkeit (Wohn-, Gewerbebauten,<br />

Leitungen, Straßen) werden Arten gefährdet<br />

und gehen zurück, insbesondere wenn ihre Lebensräume<br />

zerstört, verkleinert oder durch die Auftragung von Boden<br />

verändert werden. Spezialisierte Tier- und Pflanzenarten<br />

werden dadurch zugunsten der weniger spezialisierten Arten<br />

verdrängt.<br />

In größeren Städten sind oft die Bodenverhältnisse im laufe<br />

der letzten Jahrzehnte so verändert worden, daß sich voll·<br />

kommen neue Standorte ausgebildet haben, auf denen sich<br />

heute künstlich eingebrachte und neu eingewanderte Pflanzenarten<br />

angesiedelt haben.<br />

Die Dörfer sind zunehmend von einer „Verstädterung" be·<br />

troffen; durch die Beseitigung von offenen Mistplätzen und<br />

Jauchegruben, durch die Abschaffung von Kleintierhaltung<br />

und durch das Entfernen von Ruderalstellen gehen ein- und<br />

mehrjährige Ruderalpflanzen und Kriechrasen verloren.<br />

Der durch den Verkehr verursachte Artenrückgang ist begründet<br />

durch die Zerschneidung von Lebensräumen oder<br />

durch die vollständige Zerstörung von Biotopstrukturen.<br />

Autobahnen und andere verkehrsreiche Straßen stellen für<br />

einige Tierarten kaum überwindbare Hindernisse dar. MA­<br />

DER4) hat dies ausführlich fü r Laufkäferarten dargestellt;<br />

auch für größere Tierarten wie z. B. Hase und Igel liegen<br />

hierfür Untersuchungsergebnisse vor. Ein besonderes Problem<br />

stellen Tierarten dar, die auf wechselnde Lebensräume<br />

angewiesen sind, wie z. B. bestimmte Amphibienarten,<br />

die zum Laichen immer zu den Gewässern zurückkehren, in<br />

denen sie sich als Larven entwickelten. Neugebaute Straßen,<br />

die die Laichgewässer von den Landlebensräumen abtrennen,<br />

können Ursache für die regionale Ausrottung solcher<br />

wandernden Tierarten sein.<br />

Durch den Verkehr bedingte Lärmemissionen haben i. d. R.<br />

nur wenig Auswirkungen auf Tierarten; dagegen beeinflussen<br />

die chemischen Luftverunreinigungen durch Abgase<br />

(Schwermetall) und Salzemissionen einen Teil der Pflanzenarten.<br />

So findet man heute den Salzschwaden, eine<br />

Pflanze, die ihren natürlichen Standort an den Ufern salzhaltiger<br />

Gewässer hat, in unmittelbarer Nähe von Straßenrändern<br />

im Binnenland.<br />

Der Abbau von Steinen und Erden bewirkt einen Artenrückgang,<br />

wenn Trockenrasen, Moore oder Feuchtwiesen abgebaut<br />

werden. Durch das Auffüllen oder Einebnen werden<br />

Standorte z. T. so verändert, daß s ich die ursprüngliche Artenzusammensetzung<br />

nicht mehr einfindet.<br />

Forstwirtschaftliche Maßnahmen können die Artenbestän·<br />

de durch Umwandlung von Laubwäldern in Nadelforste oder<br />

durch Neuaufforstung von Trocken rasen, Heiden, Wiesentä·<br />

lern und anderen baumfreien Standorten mit Nadelhö lzern<br />

verändern. Jedoch bewirken auch Kahlschläge, denen die<br />

schattenbedürftigen Tier- und Pflanzenarten zum Opfer fallen,<br />

eine Veränderung in der Artenzusammensetzung. Durch<br />

die vollständige Beseitigung von Althölzern und Tothölzern<br />

werden bestimmten Tierarten (Vogelarten, Insektenarten)<br />

die Lebensbedingungen entzogen.<br />

Auch der Tourismus kann auf bestimmten Standorten wie<br />

Trockenrasen, Mooren, alpinen und subalpinen Biotopen<br />

und Küstenbereicl:len einen Artenrückgang auslösen, und<br />

zwar durch Betreten, Lagern, Baden, Wassersport aller Art,<br />

Wintersport, Reiten sowie die Anlage touristischer Infrastruktur<br />

(Bergbahnen, Skilifte, Aussich tsplattformen). Das<br />

Sammeln von attraktiven Pflanzenarten oder Vogeleiern<br />

kann ebenfalls zur regionalen Ausrottung der betroffenen<br />

Arten führen.<br />

4) MADER, Hans-Joachim, 1979, Die lsolationswirkung von<br />

Verkehrsstraßen auf Tierpopulationen, untersucht am<br />

Beispiel von Arthropoden und Kleinsäugern der Waldbiozönose.<br />

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