Warum Artenschutz? - Deutscher Rat für Landespflege
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Josef Blab<br />
Sind die Roten Usten der gefährdeten Arten geeignet, den <strong>Artenschutz</strong> zu fördern?<br />
1 Definition und Ziele<br />
1. 1 <strong>Artenschutz</strong><br />
Unter <strong>Artenschutz</strong> werden alle Maßnahmen zusammengefaßt,<br />
die dem Schutz und der Pflege der wildwachsenden<br />
Pflanzen- und freilebenden Tierarten, einschließlich ihrer<br />
Entwicklungsformen, Lebensstätten, Lebensräume und Le·<br />
bensgemeinschaften dienen.<br />
<strong>Artenschutz</strong> stellt mithin eine Handlungsdisziplin dar, die<br />
insbesondere auf naturwissenschaftlichen Grundlagen aufbaut.<br />
Sehr wesentlich für die Verwirklichung der <strong>Artenschutz</strong>ziele<br />
ist dazu ihre Gewichtung durch die Politik, da im<br />
Regelfall politische Gremien über die Umsetzung der ein·<br />
schlägigen Aufgaben entscheiden. Auftrag des Artenschut·<br />
zes ist es demnach:<br />
naturwissenschaftliche Grundlagen zu ermitteln und zu<br />
bewerten;<br />
Problem· und Wertbewußtsein für die Belange des <strong>Artenschutz</strong>es<br />
in der Öffentlichkeit sowie bei den politischen<br />
und administrativen Entscheidungsträgern zu wecken<br />
und zu fördern;<br />
die notwendigen Sicherungs· und Entwicklungsmaßnah·<br />
men zu veranlassen und durchzuführen.<br />
1.2 Rote Listen<br />
Rote Listen sind das Ergebnis einer Analyse der Daten über<br />
Stand und Entwicklung der Bestände und Verbreitungsge·<br />
biete der jeweils untersuchten Artengruppen in einer be·<br />
stimmten, meist größeren geographischen Bezugsregion,<br />
z.B. dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Bei der<br />
Beurteilung der Bestandsveränderungen1) werden schwerpunktmäßig<br />
die Verhältnisse während der letzten 100~120<br />
Jahre (bei manchen Gruppen auch kürzere Zeitspannen) zu·<br />
grunde gelegt, da im Regelfall nur für diesen Zeitraum ausreichend<br />
dokumentierte Informationen für eine vergleichen·<br />
de Bewertung vorliegen.<br />
Das Kernstück der Roten Listen bilden Verzeichnisse, aus<br />
denen hervorgeht, welche Arten des jeweiligen Taxons im<br />
entsprechenden Gebiet ausgestorben, vom Aussterben be·<br />
droht oder in unterschiedlichem · Maße gefährdet sind. (Zu<br />
den Kriterien vgl. BLAB et al. 1984.) Natürlich werden auf<br />
diese Weise auch die Arten festgestellt, die nicht bestands·<br />
bedroht sind.<br />
Diese Kataloge veranschaulichen, wie es um den Erhal·<br />
tungszustand des Artenbestandes im entsprechenden Ge·<br />
biet bestellt ist. Sie bilden gleichsam eine Dokumentation,<br />
die die schrittweise erfolgten Entwicklungstrends in der<br />
Landschaft im Zeitraffer wiedergibt. Damit bieten sie auch<br />
einen nachvollziehbaren Orientierungswert über den Um·<br />
fang der Belastungen und Veränderungen der natürlichen<br />
Umwelt.<br />
Die Ziele, die mit der Erstellung Roter Listen verfolgt werden,<br />
sind i.d.R. im Vorspann solcher Verzeichnisse stich·<br />
punktartig angesprochen. Folgende Teilziele sind dabei be·<br />
sonders herauszustellen:<br />
Information der Öffentlichkeit, der zuständigen Behör·<br />
den und Gremien über das Ausmaß der Artenbedrohung<br />
(durch summarische Darstellung der Gefährdung);<br />
fachliche Grundlage für den Biotopschutz und für die<br />
Bewertung und Abwehr von Eingriffen in die Landschaft<br />
und in die Artenbestände;<br />
Anregung zu verstärkter faunistischer, floristischer und<br />
ökologischer Grundlagenforschung sowie zur Ausarbeitung<br />
von Schutzkonzepten.<br />
2 Fördern Rote Listen den <strong>Artenschutz</strong>?<br />
Im folgenden soll nun der Frage nachgegangen werden, inwieweit<br />
die genannten Ziele der Roten Listen tatsächlich erreicht<br />
und damit der <strong>Artenschutz</strong> gefördert wird; wie weit<br />
also die Roten Listen dazu beitragen,<br />
- das Problembewußtsein der Öffentlichkeit und der zu·<br />
ständigen Behörden und Gremien in <strong>Artenschutz</strong>fragen<br />
zu schärfen,<br />
das Wissen über die fachlichen Grundlagen des <strong>Artenschutz</strong>es<br />
zu bereichern,<br />
ein Mehr an konkreten praktischen Maßnahmen und Er·<br />
folgen im <strong>Artenschutz</strong> durchzusetzen.<br />
2. 1 Wie weit tragen die Roten Listen zur Bewußtseinsbildung<br />
der Öffentlichkeit in <strong>Artenschutz</strong>fragen bei?<br />
Einschneidende negative Veränderungen im Artenbestand<br />
einer Landschaft sind wegen der Vielzahl variabler, dazu<br />
von Ort zu Ort oft wechselnder Faktoren schwierig zu erfas·<br />
sen und darzustellen. Mit den Roten Listen, die eine zwar<br />
stark verdichtete, aber dennoch relativ umfassende Zusam·<br />
menschau des aktuellen Kenntnisstandes übe_r die Be·<br />
standsbedrohung der behandelten Artengruppen geben, ist<br />
eine Methode gefunden worden, diese Problematik in einer<br />
auch für Nicht-Fach leute verhältnismäßig leicht nachvollziehbaren<br />
Form darzustellen. Dies ist eine wesentliche Vor·<br />
aussetzung dafür, daß das naturschutzpolitische Ziel der<br />
Bewußtseinsbildung einer breiteren Öffentlichkeit erreicht<br />
werden kann.<br />
Wie die praktische Erfahrung zeigt, tragen die Roten Listen<br />
und dazu auch ihre Auswertungen (u.a. SUKOPP et al. 1978,<br />
BLAS & KUDRNA 1982, BAUER & THIELCKE 1982) tatsäch·<br />
lieh wesentlich dazu bei, daß<br />
- der kritische Erhaltungszustand großer Teile unserer<br />
Tier· und Pflanzenwelt (vgl. dazu Tab. 1 und 2) einer brei·<br />
1) Um den Erhaltungszustand einer Art zu beurteilen, wird davon<br />
ausgegangen, daß die Bestandssituation, Bestandsentwicklung<br />
und damit zusammenhängend die flächenmäßige Entwicklung<br />
des Verbreitungsgebietes von allen denkbaren Kriterien die objek·<br />
tivste Meßeinheit ist, sowohl um die Gefährdung einer bestimmten<br />
Art, als auch, um verschiedene Arten vergleichbar zu bewerten.<br />
Es kann nämlich als sicher gelten, daß sich die Auswirkungen<br />
aller positiven und negativen Einflüsse auf eine Art vor allem in<br />
der Zusammensetzung und Größe der Bestände summarisch niederschlagen.<br />
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