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Warum Artenschutz? - Deutscher Rat für Landespflege

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ler Arten sowie über die Hintergründe der Artenge.fährdung<br />

und die Schutzmöglichkeiten seien hier nur einige Stichwor·<br />

te.<br />

Trotz dieses insgesamt positiven Trends in der Erkenntnis·<br />

gewinnung gilt jedoch, daß - gemessen am Bedarf - für<br />

viele Aufgaben und Bereiche des <strong>Artenschutz</strong>es nach wie<br />

vor keine ausreichende Vorlaufforschung existiert. Den<br />

Hauptgrund dafür bildet vor allem die mangelnde staatliche<br />

Förderung. Entsprechend wurde der Großteil der einschlägi·<br />

gen Forschungsleistungen bisher ehrenamtlich erbracht,<br />

entsprechend finden nur wenige Langzeituntersuchungen<br />

und kaum apparativ aufwendige Forschungen statt, entsprechend<br />

sind die Daten oft nicht miteinander vergleichbar<br />

und - gesamthaft gesehen - vielfach lückenhaft und hete·<br />

rogen nach Ziel, Methode und Aussage.<br />

Als wichtige Forschungs- und Entwicklungsaufgaben ver·<br />

bleiben daher nach wie vor:<br />

- die Datenerhebungen und Kartierungen einschließlich<br />

der Aufbereitung für die Praxis (möglichst unter Koordi·<br />

nation durch hauptamtliche Betreuer) auszubauen und<br />

zu intensivieren; außerdem, die Untersuchungsmetho·<br />

den zu verbessern und zu standardisieren,<br />

- mehr und eingehendere Untersuchungen durchzuführen<br />

über den ökologischen Bedarf der Arten und Gesell·<br />

schatten unter besonderer Berücksichtigung gefährde·<br />

ter Arten, über Populationsdynamik und Ausbreitungsökologie,<br />

dazu zum Flächenanspruch überlebensfähiger<br />

Populationen wenigstens bei den für Flächenaussagen<br />

aus diesen Lebensgemeinschaften besonders bedeutsamen2)<br />

Arten,<br />

mehr und eingehendere Untersuchungen auf lokaler, re·<br />

gionaler und bundesweiter Ebene durchzuführen zu den<br />

kritischen Faktoren und Umständen, denen für die Über·<br />

lebenssicherung der gefährdeten Arten oder - noch<br />

besser - Lebensgemeinschaften und Ökosysteme Gewicht<br />

zukommt; außerdem zu den Hauptverursachergruppen.<br />

Da sich der Artengefährdung vor allem dadurch<br />

begegnen läßt, daß die Schadeinflüsse beseitigt<br />

oder wenigstens reduziert werden, liegt die Dringlichkeit<br />

dieser Forschungsaufgabe au f der Hand. Unbedingt erforderlich<br />

sind bei solchen Ursache-Wirkungs-Analysen<br />

auch Langzeituntersuchungen,<br />

- die Forschungs- und Entwicklungsvorhaben auszuweiten<br />

und zu intensivieren, die darauf abzielen, ökologisch<br />

fundierte Handlungsanweisungen für Schutz, Pflege<br />

und Verbesserung der Bestände gefährdeter Arten, Artengesellschaften<br />

und Biotope zu erarbeiten. Wichtig ist<br />

es in diesem Zusammenhang auch, Lösungen und Wege<br />

aufzuzeigen, wie diese Fachziele des <strong>Artenschutz</strong>es in<br />

die verschiedenen Formen der Landnutzung integriert<br />

werden können, da dem Artenschwund alleine durch die<br />

Ausweisung von Schutzgebieten sicher nicht in aus·<br />

reichendem Umfang begegnet werden kann. Dies bedeu·<br />

tet auch, daß Konzepte und Methoden zur Lebensraum·<br />

sicherung zu entwickeln sind, die sich nicht nur auf den<br />

Auf· f.Jnd Ausbau eines ausbalancierten Systems von<br />

Schutzgebieten beschränken, sondern auch die sonstigen,<br />

anderweitigen Nutzungen gewidmeten Flächen ein·<br />

schließen.<br />

2.3 Tragen die Roten Listen dazu bei, mehr praktischen<br />

<strong>Artenschutz</strong> durchzusetzen?<br />

Als Erfolg des <strong>Artenschutz</strong>es kann nur die materielle, effektive<br />

Verbesserung der Lebensbedingungen der Arten ange·<br />

sehen werden (ERZ 1983a). Es ist nun offensichtlich und<br />

durch eine Vielzahl von Untersuchungen belegt, daß dieses<br />

<strong>Artenschutz</strong>ziel weder vor noch nach der Einführung von Ro·<br />

ten Listen erreicht worden ist. Die Bestandsentwicklung der<br />

gefährdeten Arten und ihrer Lebensstätten verläuft - gesamthaft<br />

gesehen - nach wie vor negativ. Dokumentiert<br />

wird dieser Trend unter anderem auch bei der Fortschreibung<br />

der Roten Listen. Im Regelfall nimmt bei deren periodischer<br />

Überarbeitung (neben Bereinigungen aufgrund des<br />

gewachsenen Wissensstandes) die Anzahl der gefährdeten<br />

Arten innerhalb der einzelnen Taxa zu, und ein Teil der bereits<br />

als gefährdet klassifizierten Arten muß - wegen fort·<br />

schreitender Biotop· und Bestandsverluste - in eine höhere<br />

Gefährdungskategorie eingeordnet werden.<br />

Haben die Roten Listen also in diesem, dem entscheidendsten<br />

Punkt des <strong>Artenschutz</strong>es versagt? Die Antwort darauf<br />

ist Ja und Nein.<br />

Sicherlich ist es dem Naturschutz auch nicht mit Hilfe der<br />

Roten Listen gelungen, den notwendigen Durchbruch zu erzielen.<br />

Durchbruch hieße, daß die Naturschutzziele gleichrangig<br />

mit den sozio-ökonomischen Ansprüchen an den<br />

Raum, sei es nun die Industrie-, Nahrungsmittel· oder Holzproduktion<br />

oder die Bereitstellung der wirtschaftlich-technischen<br />

Infrastruktur usw. betrieben werden. Durchbruch hieße<br />

außerdem, daß auch dem Naturschutz eine ausreichende<br />

personelle, finanzielle und instrumentelle ·Ausstattung zugestanden<br />

wird, damit er seinem politischen Auftrag im<br />

Wettbewerb mit den anderen Landnutzern überhaupt im<br />

sachlich notwendigen und gesetzlich vorgesehenen Umfang<br />

nachkommen kann.<br />

Ohne Zweifel konnte der Naturschutz aber mit Hilfe der Roten<br />

Listen auch etliche Teilerfolge bei der Raumauseinandersetzung<br />

erzielen, die ohne die Existenz solcher Verzeich·<br />

nisse wohl nicht in diesem Ausmaß möglich gewesen wären.<br />

Dabei erwiesen sich die Roten Listen als äußerst wert·<br />

voll für die Argumentation,<br />

- bestimmte Gebiete als Lebensraum bestandsbedrohter<br />

Arten unter Schutz zu stellen,<br />

die ökologischen Folgeschäden von Eingriffen in die<br />

Landschaft (z.B. bei der Planung von bestimmten Stra·<br />

ßen oder bei einzelnen Flurbereinigungsmaßnahmen) et·<br />

was zu reduzieren,<br />

- die Belange des Biotop- und <strong>Artenschutz</strong>es bei der Landschaftsplanung<br />

und Raumordnung überhaupt (wenn<br />

auch vielfach nicht hinreichend, vgl. Abschn. 3.2) zu vertreten.<br />

3 Welche Themen müssen als Folge der Roten Listen<br />

behandelt werden?<br />

3. 1 Fortschreibung und kontinuierliche Aktualisierung<br />

Die Arbeit an den Roten Listen ist mit der Veröffentlichung<br />

nicht abgeschlossen. Jede Fassung kennzeichnet vielmehr<br />

nur einen gewissen zeitlichen Bearbeitungsstand, während<br />

sowohl die Entwicklung der Bestände der Arten gerade unter<br />

den aktuellen Bedingungen der Zivilisationslandschaft<br />

weiterläuft, wie auch unsere Kenntnisse über Verbreitung,<br />

Ökologie, Biologie und Gefährdung der Arten zunehmen.<br />

Entsprechend müssen die Bestandsveränderungen der<br />

Fauna und Flora kontinuierlich überwacht werden und ent·<br />

2) Dies müssen aber nicht in jedem Fall gefährdete Arten sein: Bei·<br />

spielsweise empfiehlt es sich, die Jahreslebensraumgrößen der<br />

nicht gefährdeten Erdkröte als der hinsichtlich dieses Paramet ers<br />

anspruchsvollsten und damit empfindlichsten Lurchart einzusetzen,<br />

um den Raumanspruch von Amphibienzönosen bei Planungen<br />

zu dokumentieren.<br />

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