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Warum Artenschutz? - Deutscher Rat für Landespflege

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Legende für Abb. 1 und 2<br />

Vegetationsentwicklung im Cynosurion der westfälischen Bucht.<br />

Abb. 1<br />

Abb. 2<br />

Potentiell natürlicher Eichen-B irken-Wald<br />

Potentiell natürlicher Eichen-Hainbuchen-Wald<br />

a mittlere Artenzahl, gestrichelte Linie 1961 -1970<br />

bzw. 1971-1983<br />

b-c, e-1 relative Häufigkeitslinien der Dominanzklassen<br />

blollumperenne 1 ± 5 %; 2 6-10%; 3 11-20%;<br />

c Fes tu ca rubra 4 21-50 %; 5 50 %<br />

e Trifolium repens 1 + ; 2 1-2 %; .3 3- 5%;<br />

f Taraxacum offlcinale 4 6-10 %; 5 10 %<br />

d Anteil der Gesellschaften an der Cynosurion-Aufnahmen<br />

1 Lollo-Cynosuretum<br />

2 Lolio-Cynosuretum, Luzufa.varianten<br />

3 Luzulo-Cynosuretum<br />

4 Lolio-Plantaginetum<br />

5 Varianten mit Basenzelgern In 1-4<br />

Arten noch gar nicht erkannt sind. Der Erfolg des Aggregats<br />

im intensiv genutzten Grünland verdeckt, daß viele Arten im<br />

extensiv genutzten Grünland zu Hause sind, von denen einige<br />

sicherlich schon ausgestorben sind, bevor sie bekannt<br />

wu rden.<br />

Welche Folgerungen können wir für den Naturschutz zie·<br />

hen? Die Pflanzengesellschaften des Grünlandes entstehen<br />

bei einer geeigneten Kombination von natürlichen Voraus·<br />

setzungen und Nutzungsmaßnahmen. Wenn man Pflanzengesellschaften<br />

bzw. ihr Arteninventar erhalten will, die in<br />

der Intensiv-Landwirtschaft keine Grundlage mehr haben,<br />

muß man an Orten mit geeigneten natürlichen Voraussetzungen<br />

als Pflege- und Entwicklungsmaßnahme die entsprechende<br />

Nutzung herstellen. Selbstverständlich muß<br />

das Arteninventar im wesentlichen vorhanden sein, wenigstens<br />

in Form von ruhenden Samen im Boden. Diese überdauern<br />

vielfach länger als man annimmt , zudem sind viele<br />

Pflanzen vereinzelt oder in Form schmaler Zonen an Grabenrändern<br />

oder Wegeseiten oder im Saum von Waldrändern<br />

oder Hecken noch vorhanden. Solche Standorte, die<br />

vorhandene linienhafte Strukturen in der Landschaft begleiten<br />

, sollten immer stärker unter dem Gesichtspunkt des Naturschutzes<br />

betrachtet werden. In Nordrhein-Westfalen ist<br />

mit dem Verbot der Herbizidausbringung an Straßen- und<br />

Wegerändern ein Anfang gemacht, der auch schon sichtbare<br />

Ergebnisse erkennen läßt. Vielfach ist es auch möglich,<br />

mit Geduld und langem Atem, gedüngte Grünlandflächen in<br />

Naturschutzgebieten durch die erwähnten Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen<br />

in Extensivgrünland zurückzuverwandeln.<br />

Dieser Prozeß geht um so schneller vonstatten, je<br />

kürzer die Periode der intensiven Bewirtschaftung gedauert<br />

hat. Solche Maßnahmen finden ihre Grenze, wenn außerhalb<br />

des geschützten Gebietes Maßnahmen erfolgen, die in<br />

das Gebiet hineinwirken und dort die natürlichen Voraussetzungen<br />

verändern: z.B. großräumige Entwässerungen oder<br />

Schadstoffzufuhr. Zur letzteren rechne ich in unserem Zusammenhang<br />

auch Pflanzennährstoffe. Zum Nährstoffeintrag<br />

beim Grünland ist aber folgendes zu bedenken: In Gewässern<br />

ist die Eutrophierung unbestreitbar vorhanden, eingetragene<br />

Nährstoffe werden durch Strömungen und Diffusion<br />

rasch verteilt. Im Grünland wird dagegen Eutrophierung<br />

auch dort gelegentlich vermutet und als ein Grund zur<br />

Resignation genommen, wo sie gar nicht stattfindet. Ich<br />

erinnere an die eingangs erwähnte „Dystrophierung durch<br />

Schnitt". Wird sie nicht mehr vorgenommen oder wird das<br />

Schnittgut nicht mehr von der Fläche entfernt, dann setzt<br />

eine Entwicklung ein, die der wirklichen Eut rophierung<br />

durch Nährstoffeintrag zum Verwechseln ähnlich sieht. Die<br />

seitliche Verlagerung von Nährstoffen geht offenbar unter<br />

Grünlandbedingungen sehr langsam vor sich. Jeder Grünlandkartierer<br />

weiß, daß sich unter den Zäunen zwischen gedüngten<br />

Weideflächen schmale Streifen von Magerrasen<br />

jahrzehntelang halten können. Der seitlichen Nährstoffverlagerung<br />

wegen können Schutzzonen sehr schmal sein,<br />

wenn aber die Befürchtung besteht, daß die Entwässerung<br />

benachbarter Flächen in das Schutzgebiet hineinreichen<br />

könnte, dann sind je nach der zu erwartenden seitlichen<br />

Wasserbewegung bre ite Schutzzonen erforderlich; wenn unter<br />

dem Oberboden ei n sehr durchlässiger Grundwasserleiter<br />

liegt, kann ein Schutz gegen Entwässerung von außen<br />

ganz unmöglich werden.<br />

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