Warum Artenschutz? - Deutscher Rat für Landespflege
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c) Aussterben der Population in den Randzonen des geographischen<br />
Verbreitungsgebietes einer Art (Einschränkung<br />
des Verbreitungsareals)<br />
d) Rückgang der Population auf einzelne insulare Vorkommen<br />
(Zerstörung des Verbunds der Population einer Art).<br />
B. Totales Aussterben<br />
Die folgenden 43 zusammengestellten Kategorien von Aussterbefolgen<br />
beziehen sich sowohl auf regionales wie auch<br />
auf totales Aussterben von Arten:<br />
1 Folgen des Ausfalls einer Art in bezug auf den Fortgang<br />
der Evolution<br />
1.1 Aussterben von Einzelarten innerhalb einer artenarmen<br />
Gattung, Familie oder Ordnung:<br />
Weitgehende Konsequenz für den evolutiven Fortbestand<br />
dieser Taxa.<br />
1.2 Aussterben von Arten eines phylogenetisch alten<br />
Taxons:<br />
Gefahr des Aussterbens eines gesamten großen Taxons wegen<br />
der geringen evolutiven Anpassungsfähigkeit alter Formen.<br />
1.3 Aussterben einzelner Unterarten, Rassen, Ökotypen<br />
oder Populationen einer Art:<br />
Verringerung der innerartlichen genetischen Vielfalt; Einschränkung<br />
der genetischen Anpassungsfähigkeit einer<br />
Art.<br />
2 Folgen in bezug auf ökosystemare Verflechtungen<br />
2.1 Ausfall von Arten in Nahrungsketten oder Nahrungsnetzen:<br />
2.1.1 Ausfall von Arten in spezialisierten Beute-Räuber-Beziehungen:<br />
Räuber-Arten sterben zuerst aus.<br />
2.1.3 Ausfall von Arten in spezialisierten Pflanze-Tier-Beziehungen:<br />
a) In Blüte-Insekt-Beziehungen:<br />
Ausfall der Bestäubung der Pflanzenarten.<br />
b) In Blüte-Vogel-Beziehungen:<br />
Ausfall der Bestäubung der Pflanzenarten.<br />
c) In Blüte-Fledermaus-Beziehungen:<br />
Ausfall der Bestäubung der Pflanzenarten.<br />
d) In Samen-Insekt-Beziehungen:<br />
Ausfall oder Verminderung der Samen-Ausbreitung der<br />
Pflanzenarten (z.B. durch Ameisen).<br />
e) In Frucht-Vogel-Beziehungen:<br />
Ausfall oder Verminderung der Samen-Verbreitung der<br />
Pflanzenarten.<br />
f) In Frucht-Fledermaus-Beziehungen:<br />
Ausfall oder Verminderung der Samen-Verbreitung der<br />
Pflanzenarten.<br />
2.1.4 Wirkung des Ausfalls in artenarmen Ökosystemen<br />
a) Verringerung der Nahrungsstufen-Komplexität mit Auswirkung<br />
auf die Stabilität.<br />
b) Verringerung der Vorhaltung von Nahrungsreserven in<br />
Ökosystemen.<br />
c) Verstärkung der Schwankungen in der Populationsdlchte<br />
anderer Arten derselben Nahrungskette.<br />
d) Ausfall zahlreicher Arten in nachfolgenden Nahrungsketten.<br />
e) Generelle Störung der Recycling-Prinzipien im gesamten<br />
Ökosystem (besonders, wenn es sich nicht um Spitzen<br />
Arten bzw. Endglieder in der Nahrungskette handelt).<br />
2.2 Ausfall von Ekto-Symbiose-Partnern<br />
2.2.1 Ausfall von Arten in obligatorischen Nahrungs-Symbiosen:<br />
Zum Beispiel in Symbiosen zwischen Ameisen (Formicidae)<br />
und Blattläusen (Aphidoidea) bzw. Schild läusen (Coccoidea)<br />
oder Zikaden (Membracidae): Wenn eine Partnerart<br />
ausfällt, sterben in der R~gel beide Arten ab.<br />
2.2.2 Ausfall von Arten in Putzer-Symbiosen<br />
Putzer-Symbiosen zwischen verschiedenen Fischarten:<br />
Aussterben beider Fischarten.<br />
Putzer-Symbiosen zwischen Putzergarnelen und Fischarten:<br />
Aussterben beider Tierarten.<br />
Putzer-Symbiosen zwischen Säugetier-Arten und Vogelarten:<br />
Dies tritt z.B. auf zwischen Antilopen oder Rinder-Arten und<br />
Madenhacker-Arten (Boophagus ssp.): zumindest Aussterben<br />
der Vogelart als obligatorischer Symbiosepartner, wenn<br />
die Säugetierart wegfällt (möglicherweise nicht umgekehrt).<br />
2.2.3 Krebs-Anemonen (Cnidarla)-Symbiose<br />
Bei einigen Symbiosen liegt vollständige gegenseitige Bindung<br />
vor, daher Ausfall beider Arten; sonst nur Anemonen<br />
Arten.<br />
2.3 Ausfall von Endosymbiose-Partnern<br />
vor allem im Rahmen von Symbiontophagie-Beziehungen<br />
2.3.1 Beziehungen zwischen Term iten (lsoptera) und einigen<br />
Schaben-Arten (Blattoidea) einerseits und Geißeltierchen<br />
(Flagellata) in besonderen Darmkammern andererseits:<br />
Aussterben beider Partner.<br />
2.3.2 Zikaden und Schildläuse (Homoptera) in Symbiose mit<br />
Bakterien, Hefen und Strahlenpilzen (Actlnomycetes):<br />
Aussterben beider Partner.<br />
2.3.3 Tierläuse (Anoplura), Haarlinge (Mallophaga) in Symbiose<br />
mit Bakterien:<br />
Ausfall beider Partner-Arten.<br />
2.3.4 Holzverzehrende (xylophage) Käfer (Coleoptera), wie<br />
z.B. Hirschkäfer (Lucanidae) und Blatthornkäfer (Lamellicornia),<br />
einige Rüsselkäfer-Arten (Curcullonidae) und Klopfkäfer<br />
(Anobiidae) in Symbiose mit Pilz-Arten (zumeist in besonderen<br />
Geweben "' Mycetomen im tierischen Partner lebend):<br />
Ausfall beider Partner-Arten.<br />
2.3.5 Einige blutsaugende Egel-Arten (Hlrudinea) in Symbiose<br />
mit Pseudomonas-Bakterien in Darm-Divertikeln: Ausfall<br />
beider Partner-Arten.<br />
2.3.6 Nesseltiere (Cnidaria) der Klasse Hydrozoa in Symbiose<br />
(z.T. nur fakultativ) mit Algen-Arten: meist Minderung der<br />
Vitalität, möglicherweise auch Ausfall beider Partner-Arten.<br />
2.3.7 Schwämme (Porifera) in Symbiose mit Algen-Arten:<br />
Meist Minderung der Vitalität, möglicherweise auch Ausfall<br />
beider Arten.<br />
2.3.8 Wiederkäuer (Ruminantia) und Nagetiere (Rodentia) in<br />
Symbiose mit Bakterien und Wimpertierchen (Ciliata) (bei<br />
Wiederkäuern im Magen und bei Nagetieren im Blinddarm):<br />
Ausfall beider Partner-Arten.<br />
2.4 Ausfall von sonstigen Probiose-Partnern (z.B. im Beziehungskomplex<br />
der termltenliebenden (termltophi len) und<br />
ameisenliebenden (myrmecophilen) Fauna).<br />
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