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56 Sprache und Stil<br />
3.2.5 Die Katastrophe der falschen Apostrophe<br />
Das Elend mit dem Apostroph beginnt schon mit seinem korrekten sprachlichen<br />
Geschlecht, das selbst manche Journalistinnen offensichtlich nicht kennen.<br />
Wir zitieren aus einem von Anne Buhrfeind und Hedwig Gafga moderierten<br />
Gespräch zwischen dem Musiker und Komiker Piet Klocke und dem Autor<br />
Bastian Sick in der Zeitschrift chrismon:<br />
„Klocke: Haben die Niederländer das Apostroph auch?<br />
Sick: Ja, die kennen das Problem auch. Die haben den Apostroph zum Beispiel<br />
im Plural. Auto’s. Warum auch immer.<br />
[Buhrfeind/Gafga:] Den Apostroph?<br />
Sick: Ja, es heißt der Apostroph. Jedenfalls haben das die Griechen mal so<br />
entschieden. Heute sagen viele Leute ‚das‘, weil es ja nur so ein Häkchen ist.<br />
Kann man ja auch verstehen.“<br />
(chrismon, Februar 2013, S. 32 f.; Hervorh. im Orig. groß)<br />
Die deutsche Übersetzung von Apostroph ist „Auslassungszeichen“ und als<br />
solches sollte er auch nur dienen. Dieses ist der Fall bei Verkürzungen des<br />
Pronomens (Fürworts) „es“ zu „s“ („Wie geht’s?“) und des unbestimmten Artikels<br />
„ein/eine“ zu „n/ne“ (vor allem bei der Wiedergabe gesprochener Sprache<br />
wie „Ich hab ‘ne Idee!“). Nach heutiger Rechtschreibung braucht der<br />
Apostroph in diesen Fällen aber nicht mehr zwingend gesetzt zu werden.<br />
„Ich hab ‘ne Idee!“ zeigt zugleich, dass der Apostroph schon seit längerem<br />
auch für das weggefallene Endungs-e von Verben (Zeitwörtern) in der ersten<br />
Person Singular (Einzahl) nicht mehr gesetzt wird („hab[e]“) genauso wie<br />
dieses für das entfallene Endungs-e beim Imperativ (Befehlsform) der zweiten<br />
Person Singular der Fall ist („Mach[e] keinen Quatsch!“).<br />
Das Kernproblem des Apostrophs ist jedoch seine sich wie eine Seuche unaufhaltsam<br />
ausbreitende falsche bis nahezu (Entschuldigung!) idiotische Verwendung<br />
bei Genitiv- und Pluralkonstruktionen: „In Anlehnung an das Englische<br />
wird immer häufiger fälschlicherweise … der Apostroph in zahlreichen<br />
Genitivbildungen und etlichen Pluralformen gesetzt“ (Esselborn-Krumbiegel<br />
2012, S. 70). Doch in der deutschen Sprache steht der Apostroph nur beim<br />
Genitiv artikellos gebrauchter (Eigen-)Namen, die auf s („Löns“), ss („Grass“),<br />
ß („Maaß“), tz („Moritz“), z („Franz“) oder x („Max“) enden.