Wissenschaftliches Arbeiten - Socialnet
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Sprache und Stil 59<br />
Vielleicht wird sich aber in naher oder ferner Zukunft die heute noch falsche<br />
Mehrzahl von „Praktikum“ als zulässig durchsetzen können, so wie es beim<br />
„Komma“ gelungen ist. Wir haben seinerzeit noch gelernt, dass dessen Mehrzahl<br />
„Kommata“ laute, womit wir aber heutzutage in unseren Lehrveranstaltungen<br />
gelegentlich auf Staunen und Unkenntnis stoßen und uns – zu Recht<br />
– darüber aufklären lassen müssen, dass „Kommas“ die inzwischen gängige<br />
und erlaubte Mehrzahlform darstelle. Ähnlich ist es übrigens um die Mehrzahl<br />
von „Pizza“ bestellt – „Pizzen“ klingt zwar in unseren Ohren falsch, ist aber<br />
genauso wie „Pizzas“ zulässig; und nur der romanistisch Gebildete bestellt im<br />
Italienischen Restaurant „due pizze“ für seine Begleitung und sich.<br />
Dieses Thema abschließend noch ein Beispiel aus einer mündlichen Prüfung:<br />
In zahlreichen Thesenpapieren über strukturelle Zwangslagen der Profession<br />
Soziale Arbeit war von „Dilemmatas“ die Rede, was ein verdoppelter Plural<br />
und damit falsch ist, denn die korrekte Mehrzahl lautet „Dilemmata“ oder<br />
auch (immerhin!) „Dilemmas“.<br />
3.2.8 Strichweise: Binde- und Gedankenstrich<br />
In diesem Unterabschnitt geht es zum einen um die Verwendung des Bindestrichs<br />
(Divis, Viertelgeviertstrich) als Verbindungsglied mehrerer Wortteile<br />
zwecks deren besserer Lesbarkeit, insbesondere bei noch nicht in den breiten<br />
Sprachgebrauch übernommenen Wörtern mit einem Fachfremdwort als Bestandteil<br />
(„Startup-Firma“). Zum anderen befassen wir uns mit ihm in seiner<br />
Funktion als Ergänzung in zusammengesetzten oder abgeleiteten Wörtern<br />
(insbesondere Substantive), bei denen ein gemeinsamer Bestandteil nur einmal<br />
genannt wird („Groß- und Einzelhandel“).<br />
Denn merkwürdigerweise wird der Bindestrich von Studierenden gerne entweder<br />
gar nicht oder falsch gesetzt. Dies sieht dann z. B. wie folgt aus: „Hartz<br />
IV - Gesetzgebung“. Wir merken dann dazu immer an, dass der Bindestrich<br />
seinen Namen trägt, weil er etwas verbindet und nicht voneinander absetzt,<br />
folglich also ohne Leerschritt(e) zu schreiben ist.<br />
Des Weiteren kommen Kombinationen wie „Kinder und Jugendhilfe“ vor, obwohl<br />
erkennbar das fachliche System der „Kinder- und Jugendhilfe“ gemeint