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Endbericht - Fachbereich Stadt- und Regionalforschung ...

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projekt3 | innovations <strong>und</strong> technologiezentren als regionalpolitische instrumente | theorie<br />

regionalentwicklung<br />

c.a.d Disperse <strong>und</strong> konzentrierte Standortmuster<br />

Für viele Unternehmen sind andere Betriebe die primären Lieferanten von Vorprodukten oder<br />

Abnehmer der Endprodukte. Durch die Standortentscheidung wird dadurch auch die Raumstruktur des<br />

Beschaffungs- <strong>und</strong> Absatzmarktes bestimmt. Die Konzentration bestimmter Betriebe in einer Region<br />

oder an einem Standort schafft Kostenvorteile aufgr<strong>und</strong> von Spezialisierung, der Ansiedlung<br />

spezialisierter Dienstleistungsunternehmen, der Entwicklung einer spezialisierten Arbeitnehmerschaft,<br />

spezifische Infrastruktureinrichtungen usw. Diese Faktoren können die Attraktivität eines Standortes<br />

wesentlich erhöhen <strong>und</strong> die Standortentscheidungen einzelner Betriebe stark beeinflussen, sodass die<br />

separat getroffenen Entscheidungen der Unternehmen zueinander in Wechselwirkung stehen. 26<br />

In vielen Branchen werden Unternehmen versuchen, ein möglichst großes Marktgebiet alleine <strong>und</strong><br />

ohne Beeinträchtigung von Konkurrenten betreuen zu können. Diese Tendenz der Unternehmen führt<br />

dazu, dass sie voneinander Abstand halten um dadurch zu einer räumlichen Monopolstellung zu<br />

gelangen. Durch dieses Verhalten entsteht ein disperses Standortmuster von verwandten Betrieben,<br />

wie es beispielsweise bei häufig benötigten Konsumgütern wie Lebensmittel der Fall ist. Lebensmittel<br />

werden überall dort angeboten, wo Menschen angesiedelt sind. Die räumliche Verteilung von<br />

Unternehmen dieser Branche folgt daher weitgehend der Verteilung der Bevölkerung. Da sich die<br />

angebotenen Produkte in Lebensmittelgeschäften nicht wesentlich unterscheiden, werden<br />

Konsumenten das nächstmögliche Angebot wahrnehmen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> werden die einzelnen<br />

Anbieter danach streben, sich möglichst weit voneinander entfernt anzusiedeln. Daraus ergibt sich<br />

schließlich ein disperses Standortmuster verwandter Branchen. Diese Tendenz zum räumlichen<br />

Monopol ist aber nicht der einzige Gr<strong>und</strong>, der zu einem dispersen Standortmuster führen kann. Ein<br />

weiterer wesentlicher Punkt ist die Konkurrenz um Ressourcen. Bestimmte Branchen wählen ihren<br />

Standort nach dem Vorkommen von Rohstoffen (z.B. der Bergbau), wodurch wiederum eine disperse<br />

Struktur in Bezug auf die räumliche Verteilung entsteht.<br />

Die Ursachen für die räumliche Konzentration wirtschaftlicher Aktivitäten liegen einerseits in den<br />

Eigenschaften dieser Aktivitäten, andererseits in der räumlichen Konzentration anderer, damit<br />

verb<strong>und</strong>ener Aktivitäten. Die Verfügbarkeit bestimmter Einrichtungen in einer Region oder an einem<br />

Standort kann wiederum ihre Attraktivität für andere Aktivitäten verbessern. Beispielsweise wird eine<br />

Konzentration von Theatern dazu führen, dass sich auch Schauspieler, Bühnenbildner,<br />

Künstleragenturen usw. ansiedeln werden. Durch diese Konzentration von Personen <strong>und</strong> Aktivitäten<br />

steigt die Attraktivität dieser Region als Theaterstandort. Diese wechselseitige Anziehung führt dazu,<br />

dass sich bestimmte Theaterstandorte herauskristallisieren <strong>und</strong> es in weiterer Folge zu einem räumlich<br />

konzentrierten Standortmuster dieser Branche kommt.<br />

Nicht nur im Kulturbereich, auch in anderen Branchen lassen sich ähnliche Argumente anführen. So<br />

hat etwa die Konzentration der US-Automobilindustrie in Detroit auch zu einer starken räumlichen<br />

Konzentration der Automobil-Zulieferindustrie geführt, welche wiederum einen großen Standortvorteil<br />

für die Automobilindustrie darstellt.<br />

Konzentrationsfördernde Effekte treten allerdings nicht nur zwischen Unternehmen auf, sondern auch<br />

in der Beziehung zwischen den Betrieben <strong>und</strong> den Konsumenten. Als Beispiel können hier<br />

Schuhgeschäfte genannt werden, die eine deutliche Tendenz zu räumlicher Konzentration erkennen<br />

lassen. Der Gr<strong>und</strong> hierfür liegt darin, dass diese im Gegensatz zu Lebensmittelgeschäften Waren<br />

anbieten, die in vielen Details differenziert sind <strong>und</strong> deren Charakteristika vom Konsumenten nur<br />

durch persönliche Inspektion ermittelt werden können. Durch das vielfältige Angebot sind die Chancen<br />

größer, dass der Konsument ein für ihn passendes Produkt findet. Durch die räumliche Konzentration<br />

erhöht sich insgesamt die Attraktivität der einzelnen Geschäfte, da diese durch ihre Ballung mehr<br />

potentielle K<strong>und</strong>en anziehen können, als diese einzeln in der Lage wären.<br />

Interessant ist auch die Tatsache, dass sich auch innerhalb einer Branche oder Aktivität auf<br />

unterschiedlichen Ebenen unterschiedliche Ergebnisse ableiten können. So weisen etwa bei<br />

großräumiger Betrachtung Restaurants ein disperses Standortmuster auf, kleinräumig treten sie aber<br />

meist stark konzentriert auf. Selbiges lässt sich auch für Bars <strong>und</strong> Nachtklubs erkennen, man denke<br />

nur an das „Bermuda-Dreieck“ in Wien.<br />

26 Maier, G., Tödtling, F.: „ Regional- <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>ökonomik: Standorttheorie <strong>und</strong> Raumstruktur“ Springer-Verlag Wien <strong>und</strong> New<br />

York, 1992.<br />

:::31:::<br />

technische universität wien | departement für raumentwicklung,infrastruktur- <strong>und</strong> umweltplanung<br />

finanzwissenschaft <strong>und</strong> infrastrukturpolitik | stadt- <strong>und</strong> regionalforschung

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