Endbericht - Fachbereich Stadt- und Regionalforschung ...
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projekt3 | innovations <strong>und</strong> technologiezentren als regionalpolitische instrumente | theorie<br />
regionalentwicklung<br />
Cluster<br />
Cluster ist ein in der Wirtschaftspolitik oft verwendeter Begriff. Die Enzyklopädie Brockhaus definiert<br />
Cluster folgendermaßen: „…8) Wirtschaft: regionales Netzwerk von Unternehmen einer Branche, die<br />
eng mit Zulieferern, Universitäten, forschungs- <strong>und</strong> Bildungseinrichtungen sowie öffentlichen<br />
Institutionen zusammenarbeiten. Cluster können in ganz verschiedenen Sparten der Wirtschaft<br />
entstehen (z.B. Medienwirtschaft, Fahrzeugbau, Ges<strong>und</strong>heitswesen,…) <strong>und</strong> sowohl Industrie- als auch<br />
Dienstleistungsaktivitäten umfassen.“ 31 Das Konzept beschreibt die geographische <strong>und</strong> sektorale<br />
Konzentration von Betrieben <strong>und</strong> unterscheidet sich vom Konzept der Industriedistrikte dadurch, dass<br />
nicht Kooperation <strong>und</strong> Zusammenarbeit als Vorteile zur Betriebskonzentration als Argument<br />
herangezogen werden, sondern sich aufgr<strong>und</strong> der vorherrschenden überdurchschnittlichen Konkurrenz<br />
zwischen den Betrieben hoch spezialisierte Dienstleistungsbetriebe herauskristallisieren, die wiederum<br />
motiviert werden, in Ausbildung <strong>und</strong> Forschung zu investieren. Aufgr<strong>und</strong> seiner Ausdehnung, Breite,<br />
Tiefe <strong>und</strong> der Ausprägung bezüglich Aktivitätsbasis, Einzugsbereich, Wettbewerbsposition,<br />
Entwicklungsstufe, Innovationskapazität, <strong>und</strong> der Eigentümerstruktur werden Cluster charakterisiert.<br />
Der Aufbau der hierarchischen Struktur kann sowohl viele gleichberechtigte (kleinere <strong>und</strong> mittlere)<br />
Betriebe beinhalten, als auch von wenigen großen Unternehmen geprägt sein.<br />
Problematisch ist der Begriff, weil er oft <strong>und</strong> in sehr verschiedenen Zusammenhängen gebraucht wird.<br />
Der Begriff Cluster ist relativ weich <strong>und</strong> die Bandbreite der mit diesem Begriff bezeichneten Strukturen<br />
sehr groß. Um den vielfältigen Gebrauch des Begriffes zur Beschreibung meist sehr verschiedenartiger<br />
Netzwerke <strong>und</strong> Strukturen einzuschränken <strong>und</strong> den Begriff verständlicher zu machen, müsste der<br />
Begriff Cluster exakt definiert <strong>und</strong> diese neue Definition international verwendet werden. Dies ist<br />
jedoch fast unmöglich, weil es schwierig ist Kooperationsbeziehungen <strong>und</strong> regionale Verflechtungen zu<br />
messen <strong>und</strong> Grenzen fest zu legen. Weiters kommt hinzu, dass der Begriff Cluster in der Wirtschaft<br />
sehr positiv besetzt ist <strong>und</strong> dadurch auch von der Politik gerne verwendet wird.<br />
Dieser Begriff sollte vorsichtig sehr verwendet werden. Gr<strong>und</strong> dafür ist, dass die oberösterreichische<br />
Wirtschaftsstruktur im internationalen Vergleich sehr kleinteilig ist <strong>und</strong> kaum mit anderen als Clustern<br />
bezeichneten Strukturen verglichen werden kann. Diese sind oft wesentlich größer dimensioniert <strong>und</strong><br />
weisen eine homogenere Branchenstruktur auf. Oft ist es so, dass die Wirtschaft einer gesamten<br />
Region von einer einzigen Branche abhängig ist, wie beispielsweise die Westslowakei von der<br />
Automobilindustrie. Dies birgt die Gefahr, dass die gesamte regionale Wirtschaft zusammenbricht,<br />
wenn diese Branche abwandert. Österreich weist im internationalen Vergleich eine relativ kleinteilige<br />
Struktur auf, daher ist diese Gefahr weniger stark gegeben.<br />
c.c.c Wissen als Agglomerationsursache<br />
Wissen, als unter Marktbedingungen produziertes knappes Gut, kann als zusätzlicher<br />
Produktionsfaktor in die betriebliche Produktionsfunktion integriert werden. Wissen unterscheidet sich<br />
allerdings aufgr<strong>und</strong> seiner Immaterialität <strong>und</strong> seiner Ähnlichkeit mit öffentlichen Gütern von anderen<br />
in der traditionellen Produktionsfunktion behandelten Gütern <strong>und</strong> Faktoren, insbesondere hinsichtlich<br />
der Transport- <strong>und</strong> Transaktionskosten. Transportkosten spielten in der Standorttheorie schon immer<br />
eine entscheidende Rolle, während die Berücksichtigung von Transaktionskosten erst in den letzten<br />
Jahrzehnten an Bedeutung gewann. Dahinter steht die Erkenntnis, dass räumliche Nähe zu<br />
Wissensträgern eine wichtige Voraussetzung für den Wissenstransfer von Wirtschaftssubjekten<br />
darstellt. Wissen muss somit sowohl hinsichtlich seiner Erreichbarkeit als auch in Bezug auf seine<br />
Verfügbarkeit als Raum differenzierender Faktor betrachtet werden.<br />
Wissen, als immaterielles Gut, ist gr<strong>und</strong>sätzlich an materielle Träger verb<strong>und</strong>en. Hierbei muss<br />
zwischen kodiertem Wissen, das auf bestimmten Speichermedien gesichert werden kann, <strong>und</strong><br />
unkodiertem Wissen, das an bestimmte Menschen geb<strong>und</strong>en ist, unterschieden werden. Im<br />
englischsprachigen Raum werden diese komplementären Begriffe als „codified information“ <strong>und</strong> „tacit<br />
knowledge“ bezeichnet. Kodiertes Wissen lässt sich ohne Weiteres auf Speichermedien übertragen,<br />
während „tacit knowledge“ immer an bestimmte Menschen <strong>und</strong> deren Erfahrungen geb<strong>und</strong>en ist <strong>und</strong><br />
deshalb nur durch persönlichen Kontakt weitergegeben werden kann. Aus diesem Gr<strong>und</strong> kommt der<br />
räumlichen Nähe von Trägern dieser Art des Wissens große Bedeutung zu.<br />
31 Definition des Begriffs „Cluster“ der Enzyklopädie Brockhaus; www.brockhaus.de am 20.09.2006<br />
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technische universität wien | departement für raumentwicklung,infrastruktur- <strong>und</strong> umweltplanung<br />
finanzwissenschaft <strong>und</strong> infrastrukturpolitik | stadt- <strong>und</strong> regionalforschung