6Spezielle StudienIn der aktuellen Evaluationsphase wurden dreiergänzende Studien zum MaPaDro durchgeführt,die einige für wichtig befundene und in Absprachemit dem BAG ausgewählte Themen beleuchten:• Studie über die Entwicklung von Szenarien für einnationales Frühwarnsystem für illegale Drogen• Studie über die Verankerung/Institutionalisierungder Aktionen <strong>des</strong> BAG <strong>zur</strong> Verminderung der Drogenprobleme• Studie über die Suchtprävention beiJugendlichen: die Rolle der Polizei, der Gerichteund JugendrichterFür jede dieser Studien wurden zusammen mitdem Auftraggeber spezifische Evaluationsfragenausgearbeitet. Die Ergebnisse wurden anschliessendin einem separaten Bericht veröffentlicht.Auf den nachfolgenden Seiten werden diese Studienzusammenfassend präsentiert.Ein Frühwarnsystem für illegaleDrogen: Entwicklung von Szenarien 1AuftragDas Bun<strong>des</strong>amt für Gesundheit (BAG) verlangte vom<strong>IUMSP</strong> Arbeitsunterlagen für die Konzeption der Einführungeines Frühwarnsystems für illegale Drogen inder Schweiz. Ziel dieser Forschungsarbeit ist es, denaktuellen Stand der Problematik, die wichtigsten Fragestellungensowie mögliche Modelle für die Realisierungeines solchen Systems aufzuzeigen. Zudemwurde beschlossen, am Ende <strong>des</strong> Berichts einigeSzenarien zu entwerfen, die es dem BAG ermöglichensollen, eine strategische Entscheidung über den Fortgangdieser Arbeit zu treffen.Die gesundheitspolitische Problematik, welcher mit derEinführung eines Frühwarnsystems im Bereich der illegalenDrogen entgegengetreten wird, hängt mit denRisiken zusammen, die sich aus der Entwicklung derSubstanzen, der Formen <strong>des</strong> Drogenkonsums und derKonsumentengruppen ergeben. Von einem solchenSystem wird erwartet, dass damit auf Entwicklungen,die sich auf die Gesundheit der Bevölkerung auswirken,rasch reagiert werden kann.FragestellungDiese Arbeit soll folgende Fragen beantworten:•Welche hauptsächlichen Frühwarnsysteme sind internationalbereits vorhanden? Wie lassen sich diesehinsichtlich ihrer Zielsetzungen, Methoden undResultate unterscheiden?•Welche dem BAG <strong>zur</strong> Verfügung stehenden Mittel(Epidemiologie, nationale Koordination, Forschungusw.) lassen sich in ein Frühwarnsystem integrierenoder könnten ein solches System unterstützen oderfür dieses als Anregung dienen? Welche Bedürfnissebestehen beim BAG in Bezug auf ein solchesSystem?•Wie werden in einzelnen Kantonen oder Regionendie Informationen über neue Drogen und neue Formen<strong>des</strong> Drogenkonsums verbreitet? Welche Artenvon lokalen Netzwerken dienen der Sammlung, Analyseund Verbreitung von Informationen über Probleme,die in der Schweiz auftreten?•Welche Empfehlungen können für die Einführungeines gesamtschweizerischen Frühwarnsystems formuliertwerden?125
Spezielle StudienMethodeDas Vorgehen stützt sich auf die Prinzipien der RapidAssessment and Response Method (RAR). DieseMethode ist auf Schnelligkeit, Effizienz und Zweckmässigkeitangelegt. Es wurden vier Arbeitsschritte durchgeführt,wobei die Brauchbarkeit der Informationen undAnalysen stets stärker gewichtet wurde als ihre Vollständigkeit:• Durchsicht und Analyse der Literatur, um die mit derPlanung und Einführung eines Frühwarnsystems verbundenenProbleme zu eruieren;• Sichtung und Analyse bereits bestehender Systeme a ,um realisierbare Modelle ausfindig zu machen;•Ermittlung der Praktiken, Mittel und Bedürfnisse aufBun<strong>des</strong>ebene (BAG), um einige Merkmale, welchedas schweizerische Frühwarnsystem aufweisensollte, zu bestimmen;•Ermittlung der auf kantonaler und überkantonalerEbene bestehenden Praktiken, Mittel und Bedürfnisse,um festzustellen, welche Bedürfnisse dieAkteure an der Front in Bezug auf ein solchesSystem haben und mit welchen Mitteln <strong>des</strong>senBetrieb unterstützt werden könnte.aRéseau communautaire canadien d’epidémiologie<strong>des</strong> toxicomanies (RCCET)South african community epidemiology network ondrug use (SACENDU)Community epidemiology work group (CEWG)Drug abuse warning network (DAWN)Ohio substance abuse monitoring network (OSAM)The Maryland drug early warning system (DEWS)The Australian illicit drug reporting system (IDRS)Tendances récentes et nouvelles drogues (TREND)European joint action on new synthetic drugsEuropean emerging trends projektFür die Ausarbeitung der Szenarien wurden die Informationenaus den vier Teilen der Studie zusammengefasst.Die Literaturschau steckte den Rahmen für diemöglichen Szenarien ab. Bei der Sichtung der bestehendenSysteme kamen vier brauchbare Modelle zumVorschein. Die Abklärung der Bedürfnisse auf Bun<strong>des</strong>ebeneund auf lokale Ebene erlaubte es, die Auswahlder für die Schweiz geeigneten Modelle auf zwei zubeschränken und diese an die schweizerischen Gegebenheitenanzupassen. Zudem wurde ein Szenario inBetracht gezogen, das nur wenig von der heutigenSituation abweicht.ResultateGegenstand und ProblematikVor der Ausarbeitung eines Frühwarnsystems mussbestimmt werden, was überhaupt unter einem solchenSystem zu verstehen ist, welche Ziele damit verfolgtwerden und welche inhaltlichen Elemente das Systemkennzeichnen:• Ein Frühwarnsystem ist ein relativ unabhängigesSystem, mit dem Ereignisse erfasst werden sollen,die sich auf die Gesundheit der Bevölkerungauswirken und gesundheitliche Massnahmenerforderlich machen können.• In operationeller Hinsicht soll ein solches Frühwarnsystemdie Empfindlichkeit der Datenerhebungsinstrumenteverbessern und das Sammeln, Analysierenund Verbreiten der Informationenschneller und effizienter machen.•Das System beruht somit einerseits auf einer methodischenEntwicklung, mit der die Empfindlichkeitder Informationsinstrumente verbessert werden soll,andererseits auf einer organisatorischen Entwicklung,die es erlauben soll, die Kenntnisse schnellerzu verarbeiten und zu verbreiten.• Zur methodischen Entwicklung gehören die Verbesserungder bestehenden Informationsinstrumenteund die Entwicklung neuer Instrumente. Der Einbezugvieler verschiedener Quellen erlaubt es, eine Triangulationvorzunehmen, mit der sich gewisse Verzerrungenverringern lassen.•Die organisatorische Entwicklung umfasst dieEinführung von Strukturen, mit deren Hilfe Informationenzusammengetragen und ausgewertet sowierasche und geeignete gesundheitliche Massnahmengetroffen werden können. Es wäre empfehlenswert,wenn eine einzige Institution diese drei Aufgabenübernimmt.126